Oberhausen. Verfallen die Sitten im Verkehr auf Deutschlands Straßen immer mehr? In Oberhausen steigt die Zahl der Unfallflüchtenden von Jahr zu Jahr.

Obwohl mit fast 126.000 Autos, Lastern und Motorrädern so viele Fahrzeuge in Oberhausen zugelassen sind wie noch nie zuvor, ist im vergangenen Jahr die Zahl der von der Polizei erfassten Verkehrsunfälle im Stadtgebiet unter die magische Grenze von 8000 gesunken – auf exakt 7934 Fälle (minus 2,9 Prozent).

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Innerhalb der vergangenen zehn Jahren mussten die Oberhausener Polizisten nur in den beiden Vorjahren mehr als 8000 Unfälle zählen. Beim Großteil der Unfälle blieb es beim Sachschaden, in über 600 Fällen verletzten sich aber im vergangenen Jahr insgesamt 773 Betroffene. Das geht aus der am Dienstag vorgestellten Verkehrsunfallstatistik des Oberhausener Polizeipräsidiums hervor.

Allerdings schauen die Verkehrspolizisten besorgt auf den anhaltenden Trend, dass seit 2010 immer mehr Unfallfahrer Fahrerflucht begehen statt sich den Konsequenzen zu stellen: Waren es vor zehn Jahren noch exakt 1331 Unfallflüchtende, so musste die Polizei im vergangenen Jahr 1844 Unfallfluchten beobachten. Das ist ein Anstieg um fast 40 Prozent.

Polizei baut den Opferschutz aus

Die Unfallhäufigkeitszahl (die Anzahl der Verkehrsunfälle je 100.000 Einwohner) beträgt 3731 im Jahr 2019 gegenüber 3874 im Vorjahr. Bei der Anzahl der Verkehrsunfälle mit leichtem Sachschaden gab es einen Rückgang um 242 von 5717 auf 5475. Jedoch stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden um fünf auf 51 (Vorjahr: 46).

Die Oberhausener Polizei will ihren Einsatz für Unfallopfer noch ausbauen. „Bei schweren Unfällen wollen wir, dass unser Opferschutz den betroffenen Bürgern aktiv ihre Beratung anbietet“, sagte Polizeipräsident Alexander Dierselhuis bei der Vorstellung der Verkehrsunfall-Statistik. Die Berater der Polizei informieren beispielsweise darüber, was mit der Verkehrsunfallanzeige passiert, was vor Gericht geschieht oder kümmern sich um die Angehörigen von verletzten Unfallopfern.

Doch vor allem bei einem Unfall mit Verletzten lassen die Oberhausener Ordnungshüter nicht locker, um den Täter zu ermitteln. „Mit viel Akribie, mit der Auswertung kleinster Spuren am Tatort wie Scherben und Splitter, ist das möglich“, versichert die Verkehrsdirektions-Leiterin Julitta Gotzner.

Tatsächlich liegt die Aufklärungsquote recht hoch: 70 Prozent im Fall von verletzten Personen (insgesamt 52 Unfallfluchten). Die Quote beträgt immer noch 38 Prozent, wenn man alle Unfallfluchten betrachtet. „Viele geflüchtete Autofahrer wissen das nicht, sondern sind überzeugt, das hat doch keiner gesehen, ich werde da nie erwischt. Das ist ein Irrglaube der Bevölkerung“, sagt der Oberhausener Polizeipräsident Alexander Dierselhuis. „Immerhin beträgt die Chance, erwischt zu werden, weit mehr als ein Drittel.“

Weniger Fahrradunfälle in Oberhausen

Während andere Städte mehr Fahrradunfälle verzeichnen, verunglückten in Oberhausen mit 131 Betroffenen weniger Radler als noch im Vorjahr (157) – ein Minus von 16 Prozent. Gotzner glaubt, dass diese positive Tendenz auch daran liegt, dass in Oberhausen noch weniger Bürger mit dem Rad zur Arbeit pendeln oder zum Einkaufen fahren als in anderen Großstädten. Weil bisher noch kein Verleih-Unternehmen Oberhausen als idealen Standort für E-Roller entdeckt hat, ist die Polizei von diesen Verkehrsunfällen weitgehend verschont worden.

Maik Podleck (Leiter der Pressestelle Polizei Oberhausen), Luise Lakhal (Polizeisprecherin Oberhausen), Polizeioberrätin Julitta Gotzner (Leiterin der Direktion Verkehr) und Polizeipräsident Alexander Dierselhuis (von links) präsentierten am Dienstag den Oberhausener Verkehrsunfallbericht 2019.
Maik Podleck (Leiter der Pressestelle Polizei Oberhausen), Luise Lakhal (Polizeisprecherin Oberhausen), Polizeioberrätin Julitta Gotzner (Leiterin der Direktion Verkehr) und Polizeipräsident Alexander Dierselhuis (von links) präsentierten am Dienstag den Oberhausener Verkehrsunfallbericht 2019. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im Straßenverkehr sind im vergangenen Jahr zwar weniger Senioren verunglückt als in den drei Vorjahren, doch drei ältere Menschen sind bei diesen Unfällen gestorben: Einem 71-jährigen Autofahrer wurde schwarz vor den Augen, er kam von der Straße ab und erlag später seinen Verletzungen; eine 90-Jährige verwechselte Bremse mit dem Gaspedal und fuhr vor eine Mauer; eine 66-jährige wurde auf einem Parkplatz angefahren, blieb scheinbar unverletzt und starb Wochen später an einem verletzten Organ in der Wohnung.

Zahl der verunglückten jungen Leute hat zugenommen

Auffällig ist, dass bei abnehmender Gesamtzahl der Unfälle im vergangenen Jahr die Zahl der verunglückten jungen Leute im Vergleich zu 2018 zugenommen hat: Einen Unfall im Verkehr erleiden mussten 77 Kinder (plus 13 Prozent), 43 Jugendliche (plus 7,5 Prozent) und 121 junge Erwachsene (plus 5,2 Prozent). Erstaunlich wenige Unfälle passierten deshalb, weil der Fahrer betrunken war oder illegale Drogen geschluckt hat: Nur 93 Fälle führt die Oberhausener Polizei 2019 auf – von 7934 Verkehrsunfällen.