Oberhausen. Zusammen mit Umweltgruppen will die Stadt Oberhausen Hauseigentümer überzeugen, mehr für Insekten und Vögel zu tun – mit einer neuen Methode.

Die Oberhausener Umweltdezernentin Sabine Lauxen hält nach eigener Aussage wenig von strikten Verboten, um umweltfreundliches Verhalten durchzusetzen. Vielmehr will sie nun Hauseigentümer mit Argumenten überzeugen, keine naturfeindlichen Steingärten mehr anzulegen und ihre alten Geröllhaufen sogar abzubauen – mit einem kleinen neuen Wettbewerb unter einem originellen Motto, bei dem es sogar Geldpreise zu gewinnen gibt.

„Schotter für Schotter“ heißt der vom Oberhausener „Bündnis Biene & Co.“ ausgetüftelte Wettkampf zwischen Hauseigentümern. Er dauert ein halbes Jahr, vom 15. März bis 15. September 2020, und soll die Immobilienbesitzer würdigen, die ihren Schottergarten in ein Naturbeet verwandeln. Vorgeschlagen hatte einen solchen Wettbewerb die FDP-Gruppe im vergangenen Jahr – die Idee wurde vom Rat genehmigt.

Die Oberhausener Beigeordnete Sabine Lauxen.
Die Oberhausener Beigeordnete Sabine Lauxen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Wir wollen die Menschen motivieren, ihren Schottergarten aufzugeben und ihr Grundstück wieder naturbelassen herzurichten, um Insekten, Vögeln oder anderen Tieren einen Unterschlupf zu bieten“, begründet das Grünen-Mitglied Lauxen den Vorstoß. Politische Bestrebungen, Steingärten grundsätzlich per Satzung zu verbieten, seien nicht nur schwer durchsetzbar, sondern nicht zielführend. „Man muss die Menschen überzeugen.“ Die Oberhausener Grünen-Fraktion hatte allerdings dagegen vor gut einem Jahr gefordert, Schottergärten in neuen Wohngebieten per Satzung zu verbieten – das wurde vom Rat der Stadt mit breiter Mehrheit im Februar abgelehnt.

Lauxen ist überzeugt davon, dass das Hauptargument der Steingarten-Freunde, die Schotterbelege auf Folien würden keinen Gartenaufwand mehr hervorrufen, in der Praxis nicht stichhaltig ist. „In Wahrheit sieht man nach drei bis vier Jahren dann doch, wie die Steine grünlich werden, bemoost sind und Wildkräuter durchbrechen – da hat man dann auch wieder Arbeit mit. Schön sieht das Ganze sowieso nicht aus.“

Vorher-/Nachher-Fotos vom Steingarten notwendig

Wer an dem Wettbewerb „Schotter gegen Schotter“ teilnehmen möchte, sollte schon einmal anfangen, Fotos von seinem Steingarten anzufertigen – oder ein Video zu drehen, um die Verwandlung in einen Naturgarten später nachweisen zu können.

Als erste Kontaktperson für den Wettbewerb fungiert der Agenda-Beauftragte Robert Oberheid im Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66, 46145 Oberhausen-Sterkrade. Er ist per Mail unter robert.oberheid@oberhausen.de oder telefonisch unter 0208-825-2805 erreichbar.

Dagegen beeinflussen naturnahe Gärten das Mikroklima in den Städten: Während ein bepflanzter Boden Regenwasser speichert, das über das Grün verdunstet, heizt sich das graue Gestein in den Vorgärten auf – Tiere finden weder Nahrung noch ein Versteck. Nur mit insektenfreundlicher Bepflanzung trägt man nach Ansicht des Bündnisses „Biene & Co.“, das sich erst im Oktober 2019 gegründet hatte, zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

Strenge Bedingungen des Wettbewerbs „Schotter für Schotter“

Aus diesem Grunde sind die Voraussetzungen für Hauseigentümer, am Wettbewerb teilzunehmen, recht streng: Man muss mehrere Fotos zum Vorher-/Nachher-Zustand der umgestalteten Fläche einreichen, alle Elemente eines Schottergartens inklusive Schutzfolien müssen beseitigt werden – und das Areal muss ziemlich naturnah und insektenfreundlich gestaltet werden.

Organisieren den Wettbewerb „Schotter für Schotter“: Cornelia Schiemanowski,Sprecherin  des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), der städtische Agenda-Beauftragte Robert Oberheid, Umweltdezernentin Sabine Lauxen und Verena Niehuis von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet im Haus Ripshorst (von links).        
Organisieren den Wettbewerb „Schotter für Schotter“: Cornelia Schiemanowski,Sprecherin des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), der städtische Agenda-Beauftragte Robert Oberheid, Umweltdezernentin Sabine Lauxen und Verena Niehuis von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet im Haus Ripshorst (von links).         © Stadt Oberhausen | Stadt Oberhausen

Eine glatte Rasenfläche oder ein paar Pflanzschalen reichen den Organisatoren, von der Biologischen Station, der Lokalen Agenda, dem BUND bis hin zum Naturschutzbund Nabu, nicht aus. Die neue Naturfläche muss außerdem auch noch mindestens fünf Jahre erhalten bleiben.

Auch interessant

Erst wenn man diese Bedingungen erfüllt, hat man die Chance auf einen der drei ausgelobten Preise: 1000 Euro gibt es für den ersten Platz, 500 Euro für den zweiten und 250 Euro für den dritten Platz – eine Fachjury mit hilfreichen Tipps der Biologischen Station Ripshorst begutachtet die eingereichten Papiere und Fotos. Sie will sogar stichprobenhaft die neugestalteten Gärten besuchen – und dann die Entscheidung über die Sieger fällen.