Oberhausen. Trillerpfeifen statt Musicalhits, Protestrufe statt schöne Refrains: Beschäftigte von Stage Entertainment demonstrieren gegen Theaterschließung.
Geballter Protest am Metronom-Theater in der Neuen Mitte Oberhausen: Dutzende Mitarbeiter des Musical-Konzers Stage Entertainment zeigen hier am Dienstag ab 9 Uhr früh Flagge und machen ihrem Unmut über die angekündigte Theaterschließung Luft.
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Susanne wohnt in Herne und arbeitet seit 17 Jahren für das Unternehmen. Sie ist Bühnenmanagerin – und wer mit der 49-Jährigen spricht, erfährt ganz schnell: Sie liebt ihren ungewöhnlichen und abwechslungsreichen Beruf. Sie gibt zum Beispiel passgenau die Kommandos, wenn Kulissen auf der Musicalbühne verschoben oder verändert werden müssen; sie signalisiert dem Dirigenten und anderen Akteuren ihre Einsatz. Sie hat in Essen und hier am Musikweg in Oberhausen die Musical-Welt in all ihren Facetten kennengelernt und ist jetzt traurig und enttäuscht, dass das alles bald vorbei sein soll.
Zunächst habe sie für Stage Entertainment am Berliner Platz in Essen gearbeitet, dann in der Neuen Mitte Oberhausen am Metronom. „Erst haben sie zu meinem 40. Geburtstag im Jahr 2010 ihren Spielbetrieb am Colosseum in Essen eingestellt, jetzt werde ich bald 50 Jahre und sie machen das Metronom-Theater in Oberhausen dicht!“
Ähnlich enttäuscht äußern sich viele weitere Demonstranten. Vertreter der Geschäftsführung haben sich kurz zuvor – eher still und heimlich – an der Demo vorbei einen Weg ins Theater gebahnt. Dort laufen an diesem Tag die Verhandlungen zum Sozialplan. Bis zu 150 Arbeitsplätze bei Stage und im Umfeld sind laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Till Düwel insgesamt betroffen, beim Musical-Unternehmen selbst seien es knapp 100.
Trillerpfeifen und Transparente
„Kohle statt Peanuts“ steht auf einem großen Transparent. „Ausgesaugt“ auf einem anderen – als Anspielung auf das aktuell noch laufende Vampir-Musical. „Stage Entertainment hat ohne wirtschaftliche Notlage beschlossen, das Metronom-Theater zu schließen und die Menschen in die Arbeitslosigkeit zu schicken“, sagt Till Düwel, der zusammen mit dem Betriebsrats-Vorsitzenden Michael Denzin darauf setzt, dass jetzt zumindest angemessene Abfindungen für die oft langjährig Beschäftigten gezahlt werden. Am Dienstagvormittag will sich die Geschäftsführung nicht gegenüber der protestierenden Belegschaft äußern. Es soll aber zeitnah eine Stellungnahme dazu geben, heißt es vor Ort.
Im Schnitt 45 Jahre alt
Im Schnitt sind die Beschäftigten 45 Jahre alt und seit zehn Jahren bei Stage Entertainment angestellt, wie der Betriebsrats-Vorsitzende Michael Denzin erläutert.
Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi fordern „substanzielle Angebote“ der Geschäftsführung, vor allem auch mit Blick auf angemessene Abfindungen.
Mit einem ohrenbetäubenden Trillerpfeifenkonzert machen die Protestierenden am Theater immer wieder Druck auf die Gespräche. Diese Signal soll bis in den Verhandlungsraum dringen, denn nicht nur für Susanne stellt sich mit Blick auf das Jahr 2020 die bohrende Frage, wie es beruflich weitergeht, wenn am 22. März am Musikweg der letzte Vorhang fällt. Ein Transparent bringt es so auf den Punkt: „Hier stirbt die Musik. Im Pott wird’s leise.“