Oberhausen. Die Nase läuft, der Hals tut weh. Dürfen Patienten trotz Erkältung Sport machen? Der Oberhausener Sportwissenschaftler Sydnee Ingendorn weiß Rat.

Die nächste Grippewelle rückt laut Experten an. Drei Menschen in der Stadt sind bislang an einer echten Grippe erkrankt, in der Nachbarstadt Mülheim hat es bislang sieben Personen getroffen, NRW-weit sind es seit Dezember mehr als 700. Weitaus mehr Menschen schniefen und triefen dennoch; sie haben zwar keine Grippe, sind aber erkältet. Und viele fragen sich: Erkältung und Sport – passt das zusammen?

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Nein, sagt der Oberhausener Sportwissenschaftler Sydnee Ingendorn ganz klar. „Wer eine Erkältung, einen grippalen Infekt oder eine echte Grippe hat, macht keinen Sport. Punkt.“ Grund: Das Immunsystem ist bei einer Erkältung damit beschäftigt, die Viren zu bekämpfen. Das ohnehin voll aktive Immunsystem wird durch die sportliche Betätigung noch mehr gefordert, die Immunzellen nehmen unter Umständen sogar ab.

Im schlimmsten Fall folgt die Herzmuskelentzündung

Die Erkältungsviren haben bei einem geschwächten Körper viel leichteres Spiel. In der Folge werden die Erkältungssymptome schlimmer und der Körper ist vor weiteren Viren schlechter geschützt. Werden die Viren „verschleppt“, drohe gar eine Herzmuskelentzündung.

Was das Wohlbefinden während einer Erkältung aber steigern könne, sei moderate Bewegung, erklärt der Fachmann. Wer sich nicht zu schwach fühlt und auch kein Fieber hat, könne leichte Spaziergänge unternehmen, um Vitamin D zu tanken und die Schleimhäute zu durchbluten. Wer sich schwach fühlt oder unsicher ist, sollte aber im Bett bleiben oder den Hausarzt um Rat fragen.

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Zum besseren Verständnis erklärt Sydnee Ingendorn, was Ausdauersport für unseren Körper bedeutet: „Wenn wir hart trainieren, setzen wir unseren Körper physischem Stress aus. Er schüttet Stresshormone aus, die wiederum die Immunabwehr drosseln. In dieser Zeit ist der Körper anfälliger für Krankheiten, Viren haben leichteres Spiel.

Freizeit-Sportler sind seltener krank

Trainiert man laut Ingendorn dagegen in einem moderaten Bereich, treten diese Effekte nicht ganz so stark auf. „Das Training hat dann sogar einen positiven Effekt.“ Denn durch die sanften Reize, die während eines moderaten Trainings gesetzt werden, komme es zu einem „Trainingseffekt des Immunsystems“: Potenziell schädliche Zellen werden effizienter beseitigt und auch die Lymphozyten sind aktiver.

Die Erkältungssymptome sind weg, jetzt kann ich doch sicher wieder voll in den Sport einsteigen, oder? Auch hier: ein deutliches Nein. „Der Einstieg in den Sport sollte anteigend und moderat erfolgen“, sagt Ingendorn. Immunsystem und Körper müssten nach der Schwächephase erst langsam wieder an die Belastung gewöhnt werden. Auch hier gilt: Im Zweifel den Hausarzt fragen.