Oberhausen. Zwei Jugendhäuser stehen auf der Kippe: Das Gebäude, das die GOT-Sterkrade nutzt, ist verkauft. Beim Jugendhof Lirich läuft der Mietvertrag aus.

Gleich zwei Jugendhäusern in Oberhausen droht das Aus – wenn die Stadt jetzt nicht rasch handelt. Darauf machten Vertreter der Kurbel (Katholisches Jugendwerk Oberhausen) aufmerksam. Bei den Mitarbeitern des Trägers, aber auch bei den Kindern und Jugendlichen in Sterkrade und Lirich wächst die Sorge. Denn die Situation ist für beide Einrichtungen heikel.

Die Kurbel bietet über den Jugendförderplan der Stadt pädagogische Angebote in drei Jugendhäusern in Oberhausen an. Dazu gehören die GOT-Sterkrade sowie der Jugendhof St. Katharina in Lirich. „Bei beiden aber ist die weitere Raumnutzung aktuell ungeklärt“, sagt Kurbel-Geschäftsführer Ulrich Klein.

Deshalb wird es für die GOT-Sterkrade eng

14 Jahre lang hatte das ehemalige MAN-Gästehaus in Sterkrade leergestanden, zum Verkauf stand es schon damals. Interessenten aber fanden sich dafür nicht. Deshalb willigte die MAN GHH Immobilien GmbH in einen Nutzungsvertrag mit der Kurbel ein. „Wir mussten nur die Nebenkosten tragen“, erläutert Klein. Vier Jahre lang lief für das Jugendwerk dort alles rund.

Das Jugendhaus GOT-Sterkrade wird wohl schon bald aus dem ehemaligen MAN-Gästehaus ausziehen müssen. Das Gebäude ist verkauft worden.
Das Jugendhaus GOT-Sterkrade wird wohl schon bald aus dem ehemaligen MAN-Gästehaus ausziehen müssen. Das Gebäude ist verkauft worden. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Zunächst hatte es sogar so ausgesehen, als ob die Stadt Oberhausen das Gebäude kaufen und zur Begegnungsstätte umbauen würde. „Die Kosten dafür waren für die Stadt aber nicht zu stemmen – was für uns auch völlig nachvollziehbar ist“, sagt Klein. Womit die Kurbel nicht gerechnet hätte: Im vergangenen Jahr tauchte dann doch noch ein Käufer für das Gebäude auf. „Die GHH verkaufte zum 31. Dezember 2019 – und wir hörten schon wenig später, dass der neue Eigentümer uns die Kündigung schicken wird.“

Eine Kündigung sei laut Nutzungsvertrag zwar nur mit einer Frist von drei Monaten möglich, führt GOT-Leiterin Angelika Kampmann aus. Neue Räume aber seien bislang nicht in Sicht. Rund 50 Jugendliche nutzten die Einrichtung täglich. „Wir sind hier nicht wegzudenken“, sagt Kampmann. Außerdem sei es für den Fortbestand des Jugendhauses wesentlich, ganz in der Nähe eine neue Bleibe zu finden. „Doch selbst wenn es hier in der Nähe einige Leerstände gibt, nicht jedes Gebäude eignet sich als Jugendzentrum.“

Gründe für die Krise des Jugendhofes St. Katharina

Ähnlich verzwickt sei die Lage für den Jugendhof St. Katharina. „Das Gebäude gehört der Katholischen Gemeinde und die möchte es aus finanziellen Gründen verkaufen“, weiß Ulrich Klein. Der Nutzungsvertrag laufe Ende Juli 2020 aus. Dazu kommt: „Eine Verlängerung ist nur in Verbindung mit dem Ganztag der Grundschule an der Wunderstraße möglich“, betont der Kurbel-Chef.

Bislang kümmerte sich die Stadt um die Räume

Die Kurbel übernimmt die Kosten für das Personal in der GOT-Sterkrade und im Jugendhof St. Katharina. Das Katholische Jugendwerk ist dabei auf Gelder aus dem neuen Jugendförderplan angewiesen, der noch in diesem Jahr verabschiedet wird. Sonst können die Angebote für die Jugendlichen in den Stadtbezirken nicht aufrecht erhalten werden.

Nach Angaben der Kurbel stellte die Stadt bislang die Räume zur Verfügung. „Häufig in enger Zusammenarbeit mit den Kirchen vor Ort“, sagt Kurbel-Geschäftsführer Ulrich Klein.

Denn bisher wird der Jugendhof täglich von 12.30 bis 18 Uhr von den Viertklässlern der Schule und ab 16.30 Uhr zusätzlich auch von den älteren Kindern des Jugendzentrums genutzt. Eine optimale Lösung für alle Beteiligten. Das betonen nicht nur die Kurbel-Mitarbeiter, sondern auch Cindy Bach, Leiterin des Ganztages an der Schule: „Unsere Schule verzichtet gerne auf den für 2022 geplanten Anbau, um das Konzept der räumlichen Trennung der Viertklässler von den jüngeren Schülern im offenen Ganztag genauso und an dieser Stelle beibehalten zu können.“

Sowohl für die GOT-Sterkrade als auch für den Jugendhof in Lirich gilt: „Beide Einrichtungen könnten im neuen Jugendförderplan 21-25 der Stadt Oberhausen keine Förderung zugewiesen bekommen, wenn es nicht schnell Lösungen zu den Nutzungsverträgen gibt“, warnt Klein.

Die Stadt ist hinter den Kulissen längst aktiv

Bei der Stadt sei das Problem bekannt, versichert Stadtsprecher Martin Berger auf Nachfrage. Allerdings liege die Verantwortung zur Anmietung von geeigneten Räumlichkeiten beim Träger und damit bei der Kurbel selbst. „Die Stadtverwaltung ist bei Bedarf aber unterstützend tätig, um eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Zwei weitere Träger hätten der GOT-Sterkrade inzwischen ortsnah Räume zur Überbrückung angeboten. „Darüber hinaus bemüht sich unser Strategisches Immobilienmanagement mit der OGM GmbH geeignete Gebäude in Betracht zu ziehen.“

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Und was den Jugendhof in Lirich betrifft: Kämen hier Kauf oder Miete des Gebäudes durch die Stadt in Frage? „Das kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden, alle Optionen werden geprüft“, meint der Stadtsprecher. Für den Fall, dass die Räumlichkeiten der Kirchengemeinde künftig nicht mehr zur Verfügung stünden, werde für die Jugendeinrichtung eine alternative Unterbringung im Ortsteil Lirich gesucht. „Erste Gespräche diesbezüglich haben bereits stattgefunden.“ Oberbürgermeister Daniel Schranz setzt sich für eine schnelle Lösung in Lirich ein. Denkbar sei etwa, dass die Stadt ausnahmsweise die Sanierungskosten für das Kirchengebäude des Jugendhofs übernehme. Seine Sorge: Lirich dürfe nicht das Gefühl haben, abgehängt zu werden.