Oberhausen. Das Projektcafé Reset von Kurbel und Jobcenter hilft jungen Erwachsenen in schwierigen Lagen. Teilnehmer Tugrul Poyraz erzählt seine Geschichte.

Sein neues Leben begann im Frühling 2019. „Ich kam hierher und hatte nichts“, sagt Tugrul Poyraz heute. Denn seitdem hat sich das Leben des 22-Jährigen deutlich gewandelt – zum Positiven. Mit „hier“ meint er das Café „Reset“ an der Styrumer Straße 41, unweit der unteren Marktstraße. Das Café ist Teil eines Pilotprojektes des Katholischen Jugendwerks „Die Kurbel“ und des Jobcenters Oberhausen. Hier wird Jugendlichen und jungen Erwachsenen geholfen, die den Kontakt zu Hilfe- und Förderprogrammen abgebrochen haben, sich irgendwie durchschlagen und ohne festen Wohnsitz sind. Kurzum: Den „Reset“-Knopf drücken. Tugrul hat das geschafft. Rund um den Neujahrsempfang, bei dem Kurbel-Prokurist Frank Janßen auf die bisherigen knapp zwei Jahre des Projektes zurückblickte, erzählte er seine Geschichte.

Anderthalb Jahre obdachlos auf der Straße gelebt

„Ich war ein Jahr im Jugendgefängnis, wurde dann entlassen und habe über anderthalb Jahre obdachlos auf der Straße gelebt“, so beschreibt Tugrul Poyraz seine Vergangenheit. „Dann bin ich nach Oberhausen gekommen und habe angefangen, mich um mich selbst zu kümmern. Kurz darauf habe ich mich beim Jobcenter gemeldet und wurde auf das Café aufmerksam gemacht.“ Yasemin Köksür aus dem Dreierteam im Pilotprojekt, fügt an: „Seitdem ist er fast jeden Tag hier.“ Das unterstreicht Poyraz, wenn er sagt, dieser Ort ist für ihn wie ein zweites Zuhause. „Ich unterstütze die Mitarbeiter hier so gut es geht. Ich habe viel Hilfe von ihnen erhalten, also gebe ich gerne etwas davon zurück“, sagt der junge Mann. Neue Personen hätten oft Schamgefühle, wenn sie ins „Reset“ kommen würden. „Er ist so etwas wie der Türöffner, spricht mit ihnen und nimmt die Angst“, sagt Köksür.

Eines der schönsten Dinge, so sagt Tugrul Poyraz, sei es, dass im Café alle gleich gestellt sind: „Jeder kann mit jedem über alles reden, hier fühlt man sich wohl und geschützt.“ Und die Themen und Probleme sind vielfältig, weiß Yasemin Köksür: „Alkohol- oder Drogensucht, Resignation, Schulden, das alles schleppen die Personen mit sich herum. Wir sind für die da, die am Abgrund stehen. Wir versuchen sie zu motivieren, ihr Leben zu ändern.“

Mehrere Teilnehmer in Ausbildungen vermittelt

Das bekräftigt auch Frank Janßen: „Wir wollen den Weg mit den Teilnehmern zusammen gehen, sie persönlich begleiten und ihnen nicht etwa nur eine Visitenkarte in die Hand drücken und sagen: Melde dich da mal.“ Das sei der Schlüssel zum Erfolg. Mehrere Teilnehmer konnten so bereits in verschiedene Ausbildungen vermittelt werden, dazu viele in weiterführende Angebote, die ganz unterschiedlich ausfallen – eben sehr individuell, da auch die Probleme bei jedem anders sind.

Tugrul Poyraz hat den „Reset“-Knopf gefunden: „Man wird überall unterstützt. Man muss es nur wollen und die Hilfe annehmen.“
Tugrul Poyraz hat den „Reset“-Knopf gefunden: „Man wird überall unterstützt. Man muss es nur wollen und die Hilfe annehmen.“ © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn


„Zu Beginn war das ein echtes Wagnis. Die Idee war gut, aber die Praxis fraglich“, erzählt Janßen von den Anfängen im Oktober 2017. „Da gab es große Vorbehalte. Aber bereits eine hohe Teilnehmerzahl zum Start zeigte, dass das Projekt vollkommen richtig ist. Ohne die Mitarbeit von allen wäre das nicht möglich gewesen.“

„Man muss nur die Hilfe annehmen“

Und so kann nicht nur Tugrul Poyraz wieder strahlen. „Man wird überall unterstützt. Man muss es nur wollen und die Hilfe annehmen“, verdeutlicht er. Er hat im Café das Kochen für sich entdeckt, zieht im März in eine eigene Wohnung und würde bald gerne eine Ausbildung bei der Stoag beginnen. Eben nach einem „Reset“ von vorn anfangen.