Oberhausen. Hersteller von Hifi-Geräten stellen sich vermehrt auf das Hören von Musik aus dem Netz ein. Das zeigte die Fachmesse „Hifi auf Burg Vondern“.
Wenn man beim Musikhören das Abgreifen des Gitarrenbundes oder den Anschlag des Hämmerchens auf die Klaviersaite wahrnimmt, dann weiß man, dass man es mit einer hochwertigen Audio-Anlage zu tun hat. Musik in dieser Qualität wahrzunehmen, das bietet die Fachmesse „Hifi auf Burg Vondern“. Am Samstag und Sonntag fand sie zum fünften Mal im Ambiente des alten Herrensitzes statt.
Fans stöbern nach seltenen Original-Pressungen auf Vinyl
Da konnten Besucherinnen und Besucher entweder in Sammlungen von Vinyl-Platten mit seltenen Original-Pressungen stöbern, sich in den Gewölbekeller zurückziehen, um ungestört Probe zu hören, oder in der Cafeteria, im umgebauten Pferdestall, miteinander fachsimpeln. Erstmals präsentierte sich dort auch ein Anbieter von großformatigen Heimkinos mit entsprechender Akustik.
„Ich möchte mich mal umhören, möchte neue Musikeindrücke aufnehmen“, sagte ein 56-jähriger Hifi-Liebhaber aus Sonsbeck, der namentlich nicht genannt werden wollte. Er war mit seiner Frau gekommen. Und er lieferte eine Erklärung dafür, weshalb die gute alte Schallplatte seit einigen Jahren wieder gefragt ist: „Eine Platte aufzulegen, das hat noch eine gewisse Haptik (ein Tasterlebnis). Und für manche Menschen ist es ein Entspannungs-Ritual.“ Zumal frühere Ärgernisse beim Abspielen wie Knistern und Knacken heute technisch gut beherrscht würden, zum Beispiel dank sogenannter Schallplatten-Waschmaschinen, die alte Scheiben wieder wie neu klingen lassen. „Die gibt es ab 800 Euro aufwärts“, erklärte er.
Auf die Boxen kommt es an
Für die Klangqualität sind aber nach wie vor die Boxen maßgeblich. Und die gab es auf Burg Vondern in allen möglichen Größen und Formen zu sehen, ob als kompaktes Bauteil, als eckfüllendes Zimmer-Element oder als Mittelding dazwischen. „Nicht jede Box ist für jede Musik geeignet“, erklärte der Hifi-Fan aus Sonsbeck. Mit exklusiven elektrostatischen Lautsprechern von Herstellern wie Silberstatic basslastige Popmusik zu hören, mache jedenfalls keinen Spaß. Sie seien eben für akustische Instrumente geschaffen.
Vorträge rundeten Messe-Angebot ab
Zu „Hifi auf Burg Vondern“ gehörten am Wochenende auch zwei Vorträge, die an jedem der beiden Tage gehalten wurden.
Markus Kampschulte, Musiker und Aufnahme-Profi, sprach über den Eindruck von Musik und Klang auf den Menschen, über die unterschiedliche Wahrnehmung bei analoger und digitaler Wiedergabe.
Rainer Pohl von der Firma Technics erläuterte, was die heutige Audio-Technik besser kann als ihre Vorgänger in den 80er und 90er Jahren.
Technics aus Japan gehörte in den 1980er und 90er Jahren zu den führenden Anbietern. „Wir sind seit 2014 wieder auf dem Markt“, erklärte Rainer Pohl aus Dresden, der die Audio-Marke des japanischen Panasonic-Konzerns vertritt. 2001 habe man sich vom Markt zurückgezogen, um intensiv Grundlagenforschung zu betreiben.
Denn Musik wird heute nicht mehr ausschließlich von Schallplatte oder CD abgespielt, sondern vor allem aus dem Internet heruntergeladen und über Streaming-Plattformen konsumiert. „Wenn ein elektronisches Signal nicht zeitgleich ankommt, nennt man das Taktflimmern“, erklärte Pohl. Je hochwertiger eine Audio-Anlage, desto eher könne man solche Übertragungsfehler heraushören. Das Ohr verzeiht Fehler viel weniger als das Auge. „Wir haben versucht, den Qualitätsverlust beim Streamen möglichst gering zu halten.“ Technics-Plattenspieler gibt es übrigens in einer Preisspanne von 1000 bis 16.000 Euro. Der Markt dafür wächst stark.
Nicht nur was für Männer
„Wir zeigen aber nicht nur hochpreisige Audio-Systeme“, erklärte Frank H. Rudolph, der Veranstalter der Messe. Auch das niedrigpreisige Segment sei vertreten. Ihn freute es besonders, dass „Hifi auf Burg Vondern“ keine reine Männerveranstaltung ist, wie das auf den großen Messen der Fall sei. Er schätzte den Anteil weiblicher Gäste auf 30 bis 40 Prozent. „Sie sind auch technisch sehr interessiert“, sagte er.