Oberhausen. Darf man angesichts der existenziellen Armut in der Welt von Armut in Deutschland reden? Oberhausens CDU-Parteichef Wilhelm Hausmann hat Zweifel.

Der Oberhausener CDU-Kreisverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Wilhelm Hausmann hat Probleme mit der üblichen europäischen Definition von Armut.

„Ich habe Schwierigkeiten mit dem Begriff Armut in Deutschland. Wir leben nicht nur in einem Land, um dessen Wohlstand uns Milliarden Menschen beneiden. Unser Land verfügt auch über ein so ausgefeiltes Sozialsystem, wie es kaum ein anderes Land vorweisen kann“, sagt der Christdemokrat in einem Interview im aktuellen Oberhausener CDU-Mitgliederblatt „Klartext“.

Hausmann: Es gibt Menschen, die nicht mitkommen

Er bestreitet zwar nicht, dass es „Menschen in unserem Land gibt, die nicht mitkommen, die an unserer Gesellschaft nicht in der Weise teilhaben, wie es sein sollte“. Doch sieht er offenbar den Begriff „Armut“ für die Verhältnisse in Deutschland als nicht treffend an. Denn rhetorisch fragt er mit einer moralischen Wertung: „Dürfen wir im Angesicht schlimmster Not auf unserer Erde, angesichts von Menschen, die nicht wissen, wie sie sich, wie sie ihre Kinder am nächsten Tag ernähren sollen, wirklich von Armut in Deutschland sprechen?“

Noch im Dezember 2019 hatte der Paritätische Wohlfahrtsverband einen neuen Armutsbericht vorgelegt. Darin hat der gebürtige Oberhausener Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Sozialverbandes, darlegen lassen, dass jeder fünfte Revierbürger als arm einzustufen ist. Mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent zählt das Revier der Untersuchung zufolge damit zu den ärmsten Regionen bundesweit. NRW-weit liegt die Armutsquote bei 18,1 Prozent.

Weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens

In der Definition des Sozialverbandes gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens zur Verfügung hat. Eingerechnet wird das gesamte Nettoeinkommen des Haushalts inklusive Wohngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag oder sonstiger Zuwendungen. Die bundesweite Armutsschwelle für Alleinstehende betrug 2018 beispielsweise 1035 Euro, für einen Paarhaushalt mit zwei Kindern unter 14 Jahren 2174 Euro monatlich.

Nach der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als arm, die von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist. Arm sind danach Personen, deren verfügbares Einkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens aller Haushalte in dem betreffenden EU-Mitgliedsstaat beträgt.