Oberhausen. Ihren vielgelobten Roman über einen Tag im Leben des Archäologen Robert Koldewey präsentiert die Autorin am 17. Januar in der Marktstraße 146.
Das Ischtar-Tor mit seinen tiefblauen und goldgelben Ziegeln hat Berlin ihm zu verdanken: Robert Koldewey (1855 bis 1925), der Architekt unter den frühen Archäologen, erschloss für das Pergamon-Museum die Schätze von Babylon. Erst als die Briten 1917 Bagdad einnahmen, kehrte er nach fast 20 Jahren endgültig nach Deutschland zurück. In ihrem Debütroman „Babel“, mit dem Kenah Cusanit am Freitag, 17. Januar, um 19 Uhr den Jahresauftakt im Literaturhaus, Marktstraße 146, übernimmt, beschreibt die Autorin und Altorientalistin einen Tag im Arbeitsleben des hochgebildeten Improvisateurs.
Auch wer noch eine der vielen Auflagen von C. W. Cerams „Götter, Gräber und Gelehrte“ im Bücherregal stehen hat, findet dort einige Seiten über Robert Koldewey. Dort mag er zwar „nur“ als eine Nebenfigur in dieser anekdotenreichen Populärgeschichte der Archäologie erscheinen – doch Ceram zitiert ihn geradezu mit Hingabe, bohrte Koldewey doch seinen Kennerblick nicht nur in den Boden. Mit Esprit erzählte er auch etliche amüsante Details des Alltags im Orient des bereits zerbröselnden Osmanischen Reiches.
Verzweifelte Briefe an den Flussdampfer-Bastler
Bei der 40-jährigen Kenah Cusanit sind die komischsten Momente – teils ausgestattet mit funkelndem Irrsinn – die in Rückblenden aufgeblätterten Korrespondenzen Koldeweys. Zum einen mit der imperialen Berliner Wissenschaftsbürokratie und ihren bohrenden Forderungen: nach einer Rechnungsführung von preußischer Ordnung, nach prächtigen Belegstücken (sprich Kunstraub) und nach diplomatischem Feingefühl gegenüber den regionalen Autoritäten in Diensten von Sultan Mehmed V. Noch irrwitziger lesen sich jene verzweifelten Briefe aus Berlin, mit denen Koldewey einen übereifrigen Kollegen am Euphrat, der täglich neu im Begriff war, sich beim amateurhaften Zusammenbau eines Flussdampfers in die Luft zu sprengen.
Unter vielen hochgestimmten Rezensionen zu „Babel“ schrieb die Kritikerin der Frankfurter Rundschau wohl am pointiertesten von einem „durchdachten und durchtriebenen“ Romandebüt – das sie auch „voraussetzungsreich“ nannte. Nun, man sollte schon eine Vorstellung haben, woher „Babylon Berlin“ seinen klingenden Namen hat.
Karten für die „Babel“-Lesung kosten 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, online literaturhaus-oberhausen.de