Oberhausen. Oberhausener Anlaufstellen für Arbeitslose droht das Aus, die Förderung soll eingestellt werden. „Eine gefährliche Entwicklung“, so Experten.

In den Oberhausener Arbeitslosenzentren schrillen die Alarmglocken. Wie im Dezember bekannt wurde, plant das Land, die Förderung der Zentren NRW-weit einzustellen. Aus Spenden allein lässt sich die Arbeit vor Ort aber nicht aufrecht erhalten, die Anlaufstellen bei der Ruhrwerkstatt in Styrum und beim Verein Kontakt in Sterkrade stehen somit vor dem Aus. „Das ist eine gefährliche Entwicklung“, sagen die Beteiligten.

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Denn in den Arbeitslosenzentren erfahren Menschen ohne Job sozialen Zusammenhalt, „wir holen die Menschen aus der Isolation, damit sie nicht vereinsamen“, sagt Mike Laudon, Leiter des Arbeitslosenzentrums Kontakt. Neben den knapp 300 Beratungen, die die Zentren jeweils jährlich durchführen, gibt es Angebote wie einen Frühstücks- und Mittagstisch, Strick- und Stadtteilcafés, Ferienfreizeiten, Lesungen und Konzerte.

Menschen fühlen sich abgehängt

„Die Menschen, die zu uns kommen, fühlen sich ohnehin schon abgehängt“, sagt Jürgen Cotta von der Ruhrwerkstatt. Ausgerechnet bei ihnen den Rotstift anzusetzen, „bietet unnötigen politischen Sprengstoff“. Er fürchtet, dass die Pläne von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Gesellschaft weiter spalten werden. Und jenen politischen Kräften in die Hände spielen, die gegen Minderheiten hetzen und die demokratische Grundordnung in Frage stellen.

Im Arbeitslosenzentrum Kontakt kamen nun alle Beteiligten zusammen, um Sorgen und Ängste mit dem Oberhausener SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Zimkeit zu teilen. Ziel: „Wir müssen Öffentlichkeit herstellen und deutlich machen, dass wir die Sparpläne nicht akzeptieren“, sagt Zimkeit. Einen Appell richtet er auch an die Oberhausener CDU, die sich bei der Landesregierung für die Arbeitslosenzentren einsetzen soll. Für eine Stadt wie Oberhausen mit vielen Arbeitslosen sei das Engagement dieser Zentren unverzichtbar.

Geld reicht schon jetzt nicht aus

15.600 Euro erhalten die zwei Oberhausener Arbeitslosenzentren bislang im Jahr. Ab kommendem Jahr soll die Förderung eingestellt werden, wie ein Sprecher des Arbeitsministeriums auf Nachfrage bestätigt. Dabei reiche das Geld schon jetzt vorne und hinten nicht aus, wie Justus Könemann, Vorsitzender des Vereins Kontakt, sagt. Ohne Spenden und die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer kämen die Zentren nicht über die Runden. „Die Sparpläne legen uns die Schlinge um den Hals.“

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Nach den Plänen des Landes sollen die Aufgaben der Arbeitslosenzentren künftig in die Arbeit der vom Land finanzierten sogenannten Erwerbslosenberatungsstellen integriert werden. Bislang führen diese Anlaufstellen lediglich Beratungen durch. In Oberhausen gibt es eine dieser Beratungsstellen, angeboten vom Verein Starthilfe im Zentrum Altenberg. Ob es für die Mehrarbeit ab kommenden Jahr auch mehr Geld gibt, ist noch unklar. Doch die Vorzeichen lassen nichts Gutes ahnen: Laut Ministeriumssprecher gehen die entsprechenden Mittel, die aus EU-Töpfen fließen, sogar um 20 Prozent zurück. Die Finanzplanung für die kommende EU-Förderphase von 2021 bis 2027 befinde sich noch in der Abstimmung.

Das plant das Ministerium

Ab 2021 sollen Arbeitslosenzentren und Erwerbslosenberatungsstellen zusammengelegt „und an neue arbeitsmarktpolitische Herausforderungen angepasst werden“, heißt es aus dem NRW-Arbeitsministerium. Die Erwerbslosenberatungsstellen sollen dabei zu einem landesweiten Beratungsnetzwerk weiterentwickelt werden. Eine zusätzliche Aufgabe kommt auf die Zentren bereits in diesem Jahr zu: der Themenkomplex „Beratung gegen Arbeitsausbeutung“.

Die Möglichkeiten zur sozialen Begegnung und zur Pflege von Kontakten, die derzeit durch die Arbeitslosenzentren erfolgt, soll ab 2021 in die Erwerbslosenberatungsstellen integriert werden – „nicht zuletzt um Synergien bei den verschiedenen Beratungsangeboten zu erzielen“, erklärt ein Sprecher.

Diese Aussichten lassen auch bei der Starthilfe alle Alarmglocken laut läuten. 870 Langzeitberatungen und bis zu 500 Kurzberatungen fänden im Zentrum Altenberg jährlich statt, erklärt Leiter Uwe Cotta. Die Arbeitsbelastung steige. „Die Vorgänge werden immer komplizierter, von der Entlastung des Arbeitsmarktes spüren wir nicht viel, denn die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Oberhausen ist konstant hoch.“ Kämen weitere Aufgaben ohne finanziellen Ausgleich auf ihn zu, „können wir unser Angebot in dieser Form nicht aufrecht erhalten“, warnt er.