Oberhausen. Für viele ältere Menschen ist der Hund ein wichtiger Begleiter. Doch was passiert, wenn der Tierbesitzer in ein Senioren- oder Pflegeheim zieht?

Rund 34 Millionen Haustiere werden in Deutschland gehalten, darunter fast zwölf Millionen Hunde. Gerade für viele ältere Menschen ist der Hund ein wichtiger Begleiter, um aktiv und gesund zu bleiben. Doch was passiert, wenn der Tierbesitzer in ein Senioren- oder Pflegeheim umzieht? Darf man sein Haustier mitnehmen? Was gilt für Besucher und Mitarbeiter solcher Einrichtungen? Mit Blick auf die Altenheime in Oberhausen wird deutlich: ein pauschales Recht auf ein eigenes Tier gibt es ebenso wenig, wie ein generelles Verbot.

Bei den Altenheimen des Deutschen Roten Kreuz in Oberhausen, wie etwa an der Saarstraße, würde laut Einrichtungsleiterin Susanne Strate-Nürnberg im Falle der Bewohner „individuell entschieden werden“. Schließlich „sei jeder Hund anders, so dass es kein generelles Ja beziehungsweise Nein geben würde.“ Besuchern, zum Beispiel Angehörigen, sei es grundsätzlich gestattet, mit Haustieren die Einrichtungen zu betreten.

Hygienische Bedenken

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Bei Mitarbeitern würde die Sache anders aussehen. Neben hygienischen Bedenken – die DRK-Altenheime sind mit einer offenen Wohnküche ausgestattet – müsste laut Susanne Strate-Nürnberg hier eine Grenze gezogen werden. „Wenn man es einem Mitarbeiter erlaubt, seinen Hund mitzubringen, wollen das schließlich alle.“ Anders sieht es dagegen im Haus Gottesdank an der Kirchhellener Straße aus. Hier ist es neben den Heimbewohnern und den Besuchern auch den Mitarbeitern gestattet, ihre Hunde mit zum Arbeitsplatz zu bringen, wie Heimleiterin Anne Verhey aus eigener Erfahrung zu berichten weiß. „Mein Hund Kalle ist immer hier.“

Dabei handelt es sich bei dem Mops nicht um einen speziell ausgebildeten Therapiehund. Dennoch glaubt Anne Verhey, dass der Kontakt mit Kalle oder anderen Tieren viel für „eine entspannte Atmosphäre im Heim beitragen kann“. „Natürlich wird jeder Bewohner gefragt, ob er mit Kalle einverstanden ist. Aber bisher hat sich noch keiner beschwert“, so Anne Verhey weiter. Auch im Haus Marienburg sind Hunde erlaubt, auch wenn dabei strikte Regeln eingehalten werden müssen. Neben dem Versicherungs- und Impfschutz darf laut Aussage von Pflegedienstleiterin Jacqueline Prettenthaler der Pflegedienst durch das Tier nicht gestört werden. „Die Heimbewohner müssen selbst in der Lage sein, sich um ihre Haustiere zu kümmern.“

Tierbesuche können schöne Erinnerungen wecken

Zudem müsse eine „gesunde Grenze gezogen werden“, so Jacqueline Prettenthaler weiter. Schließlich solle das Heim nicht zu einem Zoo werden. „Für viele sind Tiere besonders auf einer emotionalen Ebene sehr wichtig, da sie schöne Erinnerungen wecken können.“ Diese können auch durch ausgebildete Therapiehunde hervorgerufen werden, wie sie etwa im Haus Abendfrieden regelmäßig zum Einsatz kommen. „Wir betreiben bei uns natürlich auch Biografie-Arbeit mit den Heimbewohnern und reagieren dementsprechend, wenn sie früher mit Tieren engen Kontakt hatten“, berichtet Josef Bräutigam, Leiter der sozialen Betreuung.

Der Einsatz als Therapiehund

Die Tiere durchlaufen für den Einsatz als Therapiehund in sozialen Einrichtungen im Vorfeld eine spezielle Ausbildung. Hierbei werden die Hunde nicht nur an typische Hilfsmittel wie Rollstühle gewöhnt, sondern ebenfalls geschult, ein ruhiges Verhalten in Gegenwart älterer Menschen zu bewahren.

Eine Grundvoraussetzung ist, dass der Hund charakterlich ruhig, gutmütig und sensibel erscheint. Die Einsatzmöglichkeiten von Therapiehunden sind von Kindertagesstätten bis hin zu Pflegeheimen vielseitig. Gerade für Senioren kann der Besuch eines Therapiehundes im Rahmen des betreuerischen und therapeutischen Angebots entspannend und motivierend zugleich sein.

Zwei ehrenamtliche Hundetrainer würden demnach mit ihren Tieren wöchentlich vorbeischauen. Tiere selbst dürfen die Heimbewohner nicht besitzen, da wegen Umbaumaßnahmen dies derzeit nicht möglich sei. „Soweit sind wir leider aktuell noch nicht“, erklärt Geschäftsführer Josef Bergmann, der jedoch für die Zukunft entsprechende Änderungen anstrebt. Und sogar darüber hinaus denkt. „Wir haben die Idee, auf unserem neuen Außengelände einen kleinen Streichelzoo zu installieren mit Hühnern, Gänsen und Kaninchen.“

Tiere müssen sich in die große Gemeinschaft benehmen können

Auch im Bischof-Kettler-Haus werden solche Projekte bereits verfolgt. Neben Therapiehunden wurde bereits mehrfach eine Falknerin eingeladen, die den Heimbewohnern verschiedene Vogelarten näher bringt. „Nicht jeder mag Hunde oder Katzen, möchte aber dennoch mit Tieren in Kontakt kommen. Umso wichtiger ist es, hier ein breites Spektrum anzubieten“, so Pflegedienstleiterin Agata Pluta.

Doch auch bei ihr im Heim ist ein regelmäßiger tierischer Besuch anzutreffen. „Der Hund unserer Einrichtungsleiterin ist ständig hier. Ein sehr ruhiger Hund, so wie es auch sein muss. Schließlich muss sich auch ein Tier in eine großer Gemeinschaft wie unserer benehmen können.“