Oberhausen. Schöne Bescherung! Die Kelly Family feiert vor 8.000 Fans in der Arena Oberhausen ihr persönliches Rock-Christmas. Ein Song überrascht.
Erst heißt es „Ihr Kinderlein kommt“ – dann steht prompt die Kelly Family vor der Tür. Am zweiten Weihnachtstag gehörte die König-Pilsener-Arena ganz den 8000 Fans der musikalischen Großfamilie. 25 Jahre nach ihrem Erfolgsalbum „Over the Hump“ sind aus den jungen Musikern von damals mittlerweile selbst Väter und Mütter geworden.
Wer nun glaubt, dass zum Feiertag reichlich stimmungsvolle Weihnachtssong angestimmt werden, der liegt. . . goldrichtig wie mancher Christbaumschmuck. Und dafür greifen nun auch Geschwister aus der nächsten Kelly-Generation zum Mikrofon.
Lilian (13) und Luke Kelly (19), die Kinder von Extremsportler Joey Kelly (47), dürfen für einen Song ins Rampenlicht und beweisen, dass musikalisches Talent weiterhin in der Familie liegt. Tochter Lilian singt mit glasklarer Stimme „Leise rieselt der Schnee“, Sohn Luke (19) begleitet den Weihnachts-Klassiker souverän am Keyboard. Konfetti fällt wie Flocken nieder. Überraschung gelungen!
Vater Joey legt hinterher die Gitarre zur Seite und knipst stolz ein Handyfoto – „Gut gemacht!“ Die besinnliche Passage konnte man zum Start des Konzerts nicht unbedingt erahnen. Da gibt Joey noch den Weihnachtsmuffel. Während Schwester Patricia die teilweise mit Weihnachtsmützen und sogar weiß-roten Mänteln ausgestatteten Anhänger mit einem langgezogenen „Meeeeerry Christmas“ begrüßt, raunzt ihr Bruder wie der Grinch nur „No Christmas“ ins Mikrofon.
Patricia Kelly plaudert also aus dem Nähkästchen oder genauer: aus der familieneigenen Whats-App-Gruppe. Während alle Kellys fröhlich den Weihnachts-Countdown herunter zählen, schicke Joey in die virtuelle Feiertags-Ouvertüre wenig charmant „höchstens einen Finger“. In Oberhausen mimt der 47-Jährige den scheppernden Kontrapunkt zur Festlichkeit. Zum Start röhren bei „Why Why Why“ die Gitarren. Rock-Christmas!
Tatsächlich gibt es auch genügend Momente zum Innehalten. Ergreifend wird es, wenn Jimmy Kelly die Ballade „Cover the Road“ anstimmt und 40 Fotos von verstorbenen Familienangehörigen und Freunden auf der Leinwand schimmern, die Fans den musikalischen Geschwistern zugeschickt hatten. Funkelnde Handy-Displays erhellen die Arena. „Geburt und Tod liegen manchmal nah beieinander!“ Ganz stille Nacht!
Doch Fröhlichkeit dominiert. Ein Hauch Unbekümmertheit aus den Anfangstagen als Straßenmusiker ist geblieben, als die Kellys vor dem grün-roten Doppeldeckerbus auf Marktplätzen spielten und sich aus Apfelsinenkisten eine Bühne zusammen zimmerten. Nach dem Comeback vor drei Jahren zieht ein Teil der Geschwister nun aber eher in große Arenen.
Komplett sind sie nicht. Paddy und Maite Kelly fehlen weiterhin. Sie konzentrieren sich lieber auf ihre Solo-Karrieren. Patricia, Joey, John, Paul, Jimmy, Angelo und Kathy Kelly schreiben die Familiengeschichte weiter. Letztere muss in Oberhausen allerdings ihre Stimme schonen.
Kelly Family als Gute-Laune-Hybrid
Nicht nur deshalb werden bekannte Kracher neu arrangiert. Die überirdische Hymne „An Angel“ singt die Kelly Family mittlerweile in einer Gemeinschaftsproduktion. Sicher auch, weil manch hohe Kinderstimme heute im Tiefbassbereich angelangt ist.
Nette Neckereien unter den Geschwistern sorgen in Oberhausen durchaus für Kurzweil. Es wird geschunkelt, zu irischen Folk-Rhythmen getanzt. Und zum Entzücken treuer Fans wehen zwischendurch wieder lange Haare, auch wenn sich mancher Kelly frisurentechnisch, man kann‘s kaum glauben, eher der Kurzhaar-Fraktion angeschlossen hat.
Das Konzert der Kelly Family funktioniert erstaunlicherweise wie ein Gute-Laune-Hybrid: Manchmal etwas süßlich. Aber letztlich ein Weihnachtskonzert samt Nostalgieparty.