Oberhausen. Die neue Fassade der Verwaltung kostet den Energieversorger EVO Millionen. Doch sie soll Geld sparen und die Stadt ein bisschen grüner machen.
Fast fertig: Okay, eigentlich atmet vorerst nur eine Seite zur Danziger Straße ohne Baugerüst frische Luft. Und so wirklich frisch ist die Luft ebenfalls kaum: Dort, wo Autos Stoßstange an Stoßstange mit laufenden Motoren auf Grün warten. Aber: Die neue Fassade der Verwaltung des Oberhausener Energielieferanten EVO hat Tradition. Und braucht sich vor allem vor den kritischen Augen von Umweltschützern oder Sparfüchsen keineswegs verstecken – trotz der Millionen, die sie kostet.
Seit 115 Jahren: Energieversorger mit reichlich Historie
Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) ist seit mehr als 115 Jahren für die Versorgung der Bürger mit Wärme und Strom verantwortlich. Sie gehört heute zu 50 Prozent der Stadt Oberhausen und zu 50 Prozent Innogy SE. Die EVO beschäftigt zusammen mit EVO Netz 424 Mitarbeiter und 17 Auszubildende.
Die EVO ist für die Stadt ein wichtiger Wirtschafts- und Einnahmefaktor: An Gewerbesteuern (2,8 Millionen Euro), Konzessionsabgabe (8,9 Millionen Euro) und Gewinnen (5,5 Millionen Euro) zahlt die EVO im Jahr an die Stadt Oberhausen insgesamt 17,2 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 199,4 Millionen Euro im Jahr 2018.
Denn satte 3,8 Millionen Euro wird die EVO am Ende investieren. Eine Menge Geld – für Vorstand Bernd Homberg allerdings alternativlos: „Der Umbau soll eine architektonische Visitenkarte für Energiesparer sein.“ Alle Beteiligten beschwören diese Formel fast: Am Mittwoch zur Feier der baulichen Fortschritte (siehe oben) ist deshalb ständig von einem „Leuchtturm“ und einem „Vorzeigeprojekt“ die Rede. „Wenn sanieren, dann richtig“, betont Bernd Homberg. Was das in Zahlen heißt, erklärt Architekt Moritz Ebbers.
Neue Fassade, altes Vorbild: Klinker erinnern an E-Werk aus dem Jahr 1901
Zunächst muss man wissen: 2,5 Handballfelder Fassade sind wahrscheinlich im Frühling (je nach Wetter) endgültig fertig. „Zwei Drittel der Fläche besteht bereits aus braunen Klinkerriemchen, die an die alte Kraftwerkshalle von 1901 erinnern“, sagt Moritz Ebbers. Das restliche Drittel wird modern mit Glas verziert. Alle Außentüren und alle alten Fenster sind ausgetauscht. Von außen unsichtbar: 20 Zentimeter Steinwolle ersetzen die dünne Dämmschicht, die zuvor unter der alten Blechfassade Energie sparen sollte. 15 Jahre dauert die Planung – aus sechs Entwürfen wählt die EVO aus: Die Sanierung war überfällig.
Der Verwaltungsbau mit seinem Ursprung aus den 1950er Jahren wurde zweimal in den 1960ern und einmal in den 1970er Jahren erweitert. Unterm Blech lauern lila Fliesen, alte Klinker und verschiedene Beschichtungen auf die Bauarbeiter. Asbest habe man Gott sei Dank keinen gefunden. Konventionell gebaut hätte das Ganze wahrscheinlich die Hälfte gekostet – doch die EVO will nachweislich Energie einsparen. Das sei zwar teurer, dafür wirke das Gebäude jedoch wie aus einem Guss, findet der Vorstand.
Was sich grün anhört, soll später grün aussehen
Quer zur Mülheimer Straße soll das Hauptquartier der EVO sogar zu mehr Grün im Straßen-Dschungel beitragen. Welche Pflanzen sich am besten dafür eignen, werde derzeit in einer Zucht getestet. Am Porscheplatz in der Nachbarstadt Essen hängt ein vertikaler Garten, wie er bald in Oberhausen installiert wird.
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Die EVO will damit ihren umweltfreundlichen Energiekurs auch nach außen symbolisieren – und selbst die Spezial-LEDs, die den Glasteil des Gebäudes später ausleuchten, werden vom heimischen Fraunhofer Institut mitentwickelt, um so wenig wie möglich Insekten anzuziehen. Den nötigen Strom liefert eine Solaranlage auf dem Nachbardach. Das Konzept wirkt zu Ende gedacht, nachhaltig. Leuchtturm oder Vorbild: Das Synonym ist doch egal.