Oberhausen. Das Ambulante Hospiz Oberhausen möchte sich künftig stärker um trauernde Kinder kümmern. Dafür benötigen die Helfer aber zunächst selbst Hilfe.

Liegt ein geliebter Mensch im Sterben, gerät die Welt aus den gewohnten Fugen. Nichts ist so, wie es war. Angehörige und Freunde reagieren ganz unterschiedlich, sie fallen in tiefe Trauer, werden wütend oder stürzen sich blind in Arbeit. Hilflos daneben stehen oft die Kinder – heillos überfordert von der Situation. Das Ambulante Hospiz möchte helfen. Dessen Ehrenamtliche begleiten schwerst kranke und sterbende Menschen und deren Angehörige auf dem letzten Lebensweg. Künftig sollen sie bei ihrer Arbeit auf Wunsch ein besonderes Augenmerk auch auf die Kinder legen. Doch dazu benötigen die freiwilligen Helfer zunächst selber Hilfe.

Und Hilfe leisten kann jeder: Das Ambulante Hospiz beteiligt sich ab dem 2. Dezember an der neuen Plattform oberhausen-crowd.de. Über diese Seite im Internet werden Spenden gesammelt. 4000 Euro benötigt der Verein – vor allem, um die Ehrenamtlichen für die verantwortungsvolle Aufgabe zu schulen. Wie geht man mit trauernden Kindern um? Wie kommt man mit ihnen ins Gespräch? Wie bindet man sie ein ohne sie zu überfordern? Wie erleben sie Sterben und Tod? Fragen wie diese sind nicht leicht zu beantworten – jeder Mensch ist anders, Kinder reagieren unterschiedlich und benötigen individuelle Hilfe. Darauf müssen die Ehrenamtlichen vorbereitet sein.

Schulung für Ehrenamtliche

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Eine umfangreiche Schulung durchlaufen die engagierten Freiwilligen ohnehin, „aber die Begleitung von Kindern und Jugendlichen ist leider im Curriculum nicht vorgesehen“, sagt Nicole Peters-Bokelmann vom Ambulanten Hospiz. Eine weitere, 40 Stunden umfassende, Zusatz-Qualifikation soll die Ehrenamtlichen fit machen für den Umgang mit trauernden Kindern.

In der Praxis kann die Begleitung ganz unterschiedlich sein, „sie richtet sich nach den Bedürfnissen der Familie und der Kinder selbst“, erklärt Nicole Peters-Bokelmann. Die Helfer hören zu und reden mit den Kindern. „Nicht unbedingt über Sterben und Tod, sondern über Gott und die Welt.“ Die Themen geben die Kinder selber vor. Und wenn es Kindern und Familien in dieser Situation gut tue, „dann geht man auch einfach mal zum Fußball oder spielt gemeinsam etwas“.

Erste Projekte erfolgreich finanziert

„Herz über Kopf. Mit Trauer (auf)wachsen)“ heißt das Projekt des Ambulanten Hospizes. „Der Name soll verdeutlichen, dass Kinder daran wachsen, wenn sie sich mit schwierigen Situationen auseinandersetzen“, erklärt Peters-Bokelmann. „Wir müssen Kindern die Trauer zumuten, auch wenn es uns schwer fällt und wir die Kinder lieber davor schützen möchten.“

Spenden – so funktioniert’s

Das Ambulante Hospiz benötigt 4000 Euro, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Spenden kann jeder über die Internetseite oberhausen-crowd.de. Die Aktion beginnt am 2. Dezember und ist dann 21 Tage lang online verfügbar. Kommt die gewünschte Summe nicht zusammen, erhalten die Spender ihr Geld zurück.

Beim Crowdfunding üblich: Spender erhalten auf Wunsch auch etwas für ihren Betrag. Wer etwa 10 Euro gibt, bekommt einen Anstecker mit Hospiz-Logo oder eine Einladung zu Kaffee und Kuchen.

Das Crowdfunding-Portal ist ein Angebot der Oberhausener Energieversorgung (EVO). Seit Oktober können Vereine oder Organisationen Geld für gemeinnützige Projekte sammeln. Erste Erfolge gibt es bereits: Der TuS Alstaden hat weit mehr als die ursprünglich benötigten 2000 Euro für neue Kinder-Defibrillatoren für die Kinderherzsportgruppe gesammelt, die DJK Arminia Klosterhardt hat 900 Euro für neue Winterjacken für die Jugendmannschaft erhalten, der Kindergarten St. Antonius kann dank Spenden eine neue Bewegungsbaustelle bauen. In die Liste der Erfolgsmeldungen möchte sich nun auch das Ambulante Hospiz einreihen.