Oberhausen. Weniger Bewerber, mehr Azubi-Stellen – eigentlich sind das gute Signale. Trotzdem bleiben junge Leute oft ohne Job und Stellen bleiben unbesetzt.
Es gibt in Oberhausen immer mehr Ausbildungsstellen und immer weniger junge Leute, die eine Azubi-Stelle suchen. Trotzdem ist auf dem lokalen Ausbildungsmarkt nicht alles unter Dach und Fach. Viele Stellen bleiben unbesetzt und viele Bewerber ohne Job.
Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch nutzte deshalb die jüngste Vorstellung des Ausbildungsjahres 2019 zu einem engagierten Appell: „Wir müssen in unserer Gesellschaft den Stellenwert einer beruflichen, dualen Ausbildung im Betrieb deutlich stärken“, sagte Koch am Mittwoch. Es müsse nicht immer ein Hochschulstudium sein. Auch bei vielen Eltern müsse man entsprechende Aufklärung leisten und einen Imagewandel der betrieblichen Ausbildung erreichen.
Hintergrund dieses Appells: In diesem Jahr haben sich 1859 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung gemeldet, um bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz unterstützt zu werden; deren Zahl ist damit um 171 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Zugleich ist die Zahl der Azubi-Stellen um 88 auf 1397 gestiegen. Es gibt also auf dem lokalen Markt immer noch zu wenige Jobs für Azubis, aber die Lage hat sich deutlich verbessert. Allerdings galten Ende September immer noch 231 Bewerberinnen und Bewerber als unversorgt, zugleich blieben 186 Azubi-Stellen unbesetzt.
Plädoyer für die duale Ausbildung
Bewerber und Betriebe passgenau zusammenzubringen ist für die Arbeitsmarktexperten also nach wie vor eine riesige Herausforderung. Jürgen Koch und Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Weinand machen deshalb allen Schulabgängern Mut, statt den Hörsaal die duale Ausbildung zu wählen und sich im Detail über die entsprechenden Jobangebote der Betriebe zu informieren. Hier seien auch die Schulen in der Pflicht, im Zuge der Berufsorientierung auf die duale Ausbildung als attraktive Perspektive hinzuweisen. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei dabei weiter zu fördern.
Fachkräftemangel vorbeugen
DGB-Regionsgeschäftsführer Dieter Hillebrand appelliert an die Unternehmen, mehr auszubilden: „Es ist nicht in Ordnung, wenn immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen sich ihrer Verantwortung entziehen und keine Ausbildungsplätze anbieten.“
Es gehe um die Perspektiven der jungen Generation und auch darum, dem Mangel an Fachkräften vorzubeugen.
Die Evers GmbH an der Graf-Zeppelin-Straße macht es vor: Hier arbeiten 80 Menschen, darunter neun Auszubildende; einer von ihnen ist Erik Stanowicki, der sich nach dem Abitur hier für eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel entschied und sich bereits im 2. Lehrjahr befindet. Das Unternehmen Evers, 1930 gegründet, bietet anderen Firmen passgenaue Lösungen rund um das Heben von Lasten, das Sichern von Menschen und Ladungen sowie das Fördern und Verpacken entlang des gesamten Logistikprozesses. Großen Wert legt man dabei auf die duale Ausbildung. Insofern lagen Arbeitsagentur und Jobcenter genau richtig, als sie nun hier den Ausbildungsmarkt 2019 vorstellten. Die top-moderne Firmenpräsentation der Geschäftsführer Angelika Steiner und Christoph Bergforth beeindruckte die Gäste von Arbeitsagentur, Jobcenter, Kreishandwerkerschaft, IHK und Unternehmerverband.
Bei Berufsorientierung das Handwerk nicht vergessen
Barbara Yeboah, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, wünscht sich, dass die Schulen, vor allem die Gymnasien, Vertreter des Handwerks vermehrt einladen, wenn sie Aktionen und Angebote zur Berufsorientierung machen. Daran hapere es noch, obwohl gerade das Handwerk jungen Leuten Top-Jobperspektiven bieten könne.