Oberhausen. Ab sofort sind die Mitarbeiter der Schwangerenberatung, der Erziehungsberatung und der Schuldnerberatung der Caritas auch per Chat zu erreichen.
Die Caritas verbessert die Erreichbarkeit ihrer sozialen Dienste: Ab sofort sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schwangerenberatung, der Erziehungsberatung und der Schuldnerberatung unter www.caritas.de/onlineberatung per Chat erreichbar. Denn dort ist der Andrang besonders groß.
Damit will der Verband vor allem eine schnellere Erreichbarkeit gewährleisten. Noch warten Ratsuchende rund 14 Tage auf einen Termin. „Gerade bei einer Schwangerschaftsberatung kann das aber schon zu lang sein“, weiß Irmgard Handt, Abteilungsleiterin Soziales und Bildung beim Caritasverband Oberhausen. 1200 Ratsuchende wenden sich alljährlich allein an die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbands. Aufgefangen werden sie dort von gerade einmal 1,5 Beraterinnen (plus eine 0,4 Verwaltungsstelle). In der Schwangerenberatungsstelle kümmern sich 1,1 Beraterinnen (plus eine Teilzeitkraft für die Verwaltung) um die Nöte von rund 777 Frauen pro Jahr. Und die Erziehungsberatungsstelle erreicht mit rechnerisch 5,75 Beratern und Beraterinnen alljährlich zirka 514 Oberhausener Familien. Wer sich diese Zahlen ansieht, ahnt – mehr persönliche Kontakte sind kaum zu bewältigen. Also beschlossen die Oberhausener, sich dem bundesweiten Projekt ihres Verbandes anzuschließen, um mit dem Schritt in die digitale Zukunft die Wartezeiten weiter zu verringern.
Eine Antwort innerhalb von 48 Stunden
Die neue Plattform bietet eine intuitive Nutzerführung und passt sich jedem internetfähigen Endgerät an. Für Nutzer soll die Kontaktaufnahme möglichst einfach sein. „Das neue Forum funktioniert ähnlich wie eine Chatberatung“, erläutert Handt. Natürlich, auch hier seien die Mitarbeiter nicht rund um die Uhr erreichbar. „Aber wir können zumindest eine Antwort innerhalb von 48 Stunden zusichern.“
Mehr noch: „Viele bürokratische Wege können künftig vermieden werden.“ Stelle sich im Rahmen einer Chat-Anfrage etwa heraus, dass die Beratungsstelle mit Mitteln aus ihrem Topf „Gelder für Schwangere in Not“ helfen könnte, darf die dafür benötigte Geburtsurkunde des Kindes nun auch gerne abfotografiert und online auf den Weg geschickt werden. „Früher benötigte man dafür extra einen Termin in der Beratungsstelle, so bleibt uns vor Ort mehr Zeit für Gespräche.“ Sorgen um persönliche Daten müsse sich übrigens niemand machen: „Denn sensible Daten werden gar nicht abgefragt, außerdem bietet das neue System ein Höchstmaß an Sicherheit.“
Die Beratung ist anonym und kostenlos
Ratsuchende können sich anonym anmelden. Die Beratung selbst ist kostenfrei. „Wer möchte, kann einfach einen Fantasienamen in seinen Account eingeben“, sagt Handt. Sinnvoll sei dagegen die korrekte Nennung der Postleitzahl. „Damit man an die Beratungsstelle vor Ort weitergeleitet wird.“
Handt hofft auf einen weiteren positiven Effekt: „Im Internet sind die Menschen bekanntermaßen offener. Wir hoffen, dass wir so auch schneller erkennen, wo der tatsächliche Beratungsbedarf liegt und so dann auch die Dringlichkeit für einen persönlichen Termin noch besser einschätzen können.“ Alle Berater, die an dem Chat teilnehmen, sind zusätzlich qualifiziert worden. „Und können im Notfall nun auch noch kurzfristiger einen persönlichen Termin anbieten.“
Alle 27 Diözesan-Caritasverbände machen mit
Die Finanzierung der neuen Plattform-Software erfolgte aus Eigenmitteln der Caritas und durch eine Projektförderung des Familienministeriums zur Digitalen Transformation der Wohlfahrtsverbände. Die Caritas-Online-Beratung ist ein verbandliches Gemeinschaftsprojekt.
Alle 27 Diözesan-Caritasverbände haben die Kooperationsvereinbarung, die als Blended Counseling bezeichnet wird, unterzeichnet, ebenso verschiedene Fachverbände des Caritasverbandes.
Die Ortsverbände sind als Infrastruktur über die Plattform in das System der Caritas-Beratung einbezogen. Im Jahr 2018 haben 1814 Beratende in 700 Beratungsstellen mit 21.485 Ratsuchenden online 34.971 Nachrichten ausgetauscht. Nach der Systemumstellung dürfte eine noch deutlich höhere digitale Erreichbarkeit gewährleistet sein.
Ab 2020 soll auch die Allgemeine Sozialberatung in Oberhausen online erreichbar sein. Weitere Anlaufstellen sollen dazu kommen. „Auch ein deutschlandweites Chat-Angebot ist geplant“, blickt Handt in die Zukunft. Auch daran werde sich die Oberhausener Caritas beteiligen. „Wir freuen uns, Teil der neuen bundesweiten Onlineberatung zu sein, um noch besser für Menschen ansprechbar und da sein zu können“, betont auch Caritasdirektor Michael Kreuzfelder.
Das neue System biete Ratsuchenden erstmals Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Beratungsfeldern. Bundesweit seien ab sofort werktags über 2700 Beratende in rund 900 Beratungsstellen für 15 unterschiedliche Hilfefelder über die Caritas-Plattform erreichbar.