Oberhausen. Über 50-Jährige trainieren im Kaisergarten. Auch bei Schnee und Regen. Dank des Sports an der frischen Luft werden auch 80-Jährige wieder fit.
Renato hat Asthma. Vor über zwei Jahren spurteten die jungen Kollegen auf der Treppe an ihm vorbei in den zweiten Stock. Der Weg ins Büro war ihm eine Qual. Doch heute spurtet der 61-Jährige. Seit zwei Jahren trainiert er zweimal wöchentlich im Sportkurs für über 50-Jährige im Kaisergarten. Seine Füße fliegen über die am Boden liegende Koordinationsleiter. Kein Verschnaufen, kein Stolperer. Renato lacht. „Ich fühle mich so gesund und fit wie schon lange nicht mehr.“
Die Kurse sind begehrt, fast immer ausgebucht. Es ist ruhig hier am Ufer das Rhein-Herne-Kanals. Direkt hinter dem Schloss Oberhausen hat Kursleiterin Hata Amer einen Parcours aufgebaut.
Die Vögel singen in der Abenddämmerung, die untergehende Sonne spiegelt sich im Wasser. Gegenüber – der herrliche alte Baumbestand, der Geruch von feuchten Blättern und Moos kriecht bei jedem Atemzug in die Nase.
Die Trainerin behält alle im Auge und korrigiert sofort, wenn es nötig ist
Brigitte tanzt auf einem Bein auf dem Balance-Ball. „Anfangs fiel es mir schwer, darauf das Gleichgewicht zu halten“, erzählt die 58-Jährige. Schon längst hatte sie wieder etwas mehr Sport machen wollen. Bloß was? „Ich wollte nichts drinnen machen, ich sitze doch schon den ganzen Tag im Büro.“ Volker nickt zustimmend. Der 55-Jährige ist Polizist. „Langsam spüre ich mein Alter“, räumt er ein. Aber in seinem Beruf sei es nun einmal enorm wichtig, sich fit zu halten. „Dann las ich von diesem Sportkurs in der Zeitung – und blieb.“ Weil die Gruppe klein ist. Weil es egal ist, wie sportlich oder unsportlich jemand ist. Weil die Betreuung so individuell ist. Und die Trainerin es immer irgendwie schaffe, jeden im Auge zu behalten – und zu korrigieren.
Christa (66) und Jupp (78) sind durch ihre Tochter auf das Sportprogramm an der frischen Luft aufmerksam geworden. Sie hatten erst einmal eine Zehnerkarte gebucht – und jetzt gleich die zweite angeschlossen. „Ich will meine Beweglichkeit verbessern, wieder längere Strecken laufen können und vor allem auch das Gleichgewicht trainieren“, sagt Jupp. „Wir sind ja erst seit ein paar Wochen dabei, aber es hat uns schon gut geholfen“, meint Christa und zieht schwungvoll am Fitnessband, um ihre Arm- und Schultermuskeln zu stärken.
Nach dem Zirkeltraining zum Laufen
Gabi (59) hat ihre Freundin Heike (59) gleich mitangemeldet – auch in der Laufschule. Beim letzten Oberhausener Firmenlauf waren sie schon dabei. „Noch vor ein paar Jahren hätte ich mir niemals vorstellen können, dass ich mal fast sechs Kilometer am Stück laufe“, erzählt Heike stolz.
Die Bewegung draußen, egal ob es regnet, schneit, hagelt oder die Sonne scheint, das sei das eine Geheimnis. Die Gemeinschaft das andere. „Hier lässt jeder jeden wie er ist“, meint Kersten (65). Inzwischen gibt es einen Sportler-Stammtisch und einen Ausflug in die niederländische Küstenstadt Scheveningen hat die lustige Truppe auch schon hinter sich. Kein Wunder, dass dieser Kurs bis auf einen Platz ausgebucht ist. Deshalb soll es jetzt noch ein Zusatzangebot geben.
Renato läuft übrigens zur Hochform auf. Seitdem er in Altersteilzeit ist, macht er fünfmal wöchentlich Sport. Auch er joggt nun. Draußen sein, atmen, das ist sein Lebenselixier geworden.