Oberhausen. Der Arbeiter-Samariter-Bund sieht sich gezwungen, Plätze in Demenz-Wohngruppen zu reduzieren und die Bewohner zu verlegen. Es fehlt das Personal.

Der Fachkräftemangel in der Pflege wirkt sich aktuell konkret in Oberhausen aus: Der Arbeiter-Samariter-Bund findet für seine Demenz-Einrichtung in Holten nicht genügend Personal. Nun muss das Haus mit 30 Bewohnern vorerst bis zum Ende des Monats Plätze abbauen, müssen Bewohner umziehen. Eine Schließung der Demenz-Station bedeute dies aber nicht, so der Träger.

Personelle Schieflage

Das Gebäude am Holtener Mühlenweg mit 30 Wohnplätzen für Demenz-Patienten ist seit April 2012 Teil des ASB-Seniorenzentrums in Holten, zu dem auch ein reguläres Alten- und Pflegewohnheim mit 65 Plätzen gehört. Die personelle Schieflage betrifft das Demenz-Angebot, so dass sich der ASB notgedrungen zu dieser Maßnahme gezwungen sieht. „Wir handeln damit vorausschauend, denn wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt, dass uns sieben Kräfte Anfang November in dem Haus fehlen“, sagt Ulrich Arns, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes Oberhausen.

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„Wenn sich die Situation verändert, stoppen wir den Prozess sofort.“ Mit dem Prozess meint Arns, dass am Dienstag und Mittwoch dieser Woche die Angehörigen der Bewohner informiert wurden. Verbunden mit der Frage, ob sie bereit wären, die Einrichtung zu wechseln, also mit „unserer Unterstützung einen neuen Pflegeplatz für den Bewohner woanders zu finden“, sagt Arns, „es wird aber niemand aus dem Haus geworfen, es wird auch niemandem gekündigt“. Falls sich die Personalsituation verbessert und neue Kräfte gewonnen werden können, werden die Bewohner weiter dort betreut, so Arns.

Kontinuierliche Begleitung

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Die Lage habe sich jetzt zugespitzt, weil der Einrichtungsleitung in den letzten Tagen mehrere Kündigungen auf den Tisch geflattert seien. Es sei absehbar, so Arns, dass Ende Oktober eine qualitativ gute pflegerische Situation nicht mehr gewährleistet werden könne „und wir unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden“. Denn das Angebot in den Wohngruppen ist speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken abgestimmt und soll sich laut Internetseite des ASB „anregend“ und „angstreduzierend“ auf die Betroffenen auswirken. „Vorausgesetzt ist dabei, dass die Gruppe kontinuierlich von Betreuungskräften begleitet wird, die den Tagesablauf strukturieren und entsprechende Beschäftigungsangebote unterbreiten“, formuliert der ASB an gleicher Stelle den eigenen Anspruch.

Hin- und hergeschoben

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„Es gibt einfach zu wenig Pflegepersonal auf dem Markt“, umreißt Ulrich Arns die Notlage, die zum Platzabbau führt. Die heiß begehrten Fachkräfte werden nach Angaben des ASB-Geschäftsführers von Leiharbeitsfirmen mit höheren Verdiensten und einer 35-Stunden-Woche ohne Schichtdienst gelockt. „Wir müssen aufgrund des Mangels auf solches Personal zugreifen.“ Was nicht nur für höhere Kosten sorge, sondern auch für eine große Fluktuation in den Wohngruppen. Das wirke sich wiederum negativ auf die Bewohner aufs. Dass die Personaldecke insgesamt zu kurz und die Konkurrenz groß ist, „merken wir auch immer, wenn eine neue Einrichtung aufmacht: Da es kein zusätzliches Personal gibt, wird das bestehende nur hin- und hergeschoben“, sagt Arns. Für eine Demenz-Station Personal zu finden, sei noch einmal schwieriger, weil die Arbeit mit den Patienten anspruchsvoll sei.

340 Mitarbeiter in Oberhausen

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) beschäftigt in Oberhausen 340 Mitarbeiter in den verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Dazu gehören neben den beiden Pflegeheimen am Annemarie-Renger-Weg und am Holtener Mühlenweg auch ein Ambulanter Pflegedienst, der Hausnotruf, der Krankentransport oder Erste-Hilfe-Seminare. Der Regionalverband Oberhausen-Duisburg hat 4600 Mitglieder.

Trotz der Maßnahme werde das Wohn und Pflegehaus für Demenz-Patienten in Holten nicht geschlossen. Wenn allerdings auch künftig keine Kräfte gefunden würden, „haben wir vielleicht keine andere Möglichkeit, als das Haus in ein reguläres Pflegeheim umzuwandeln“, sagt ASB-Geschäftsführer Ulrich Arns. Die ASB-Tagespflege für Menschen mit leichter und mittelschwerer Demenz in Holten ist übrigens nicht betroffen.

Für die Angehörigen „ist es eine fürchterliche Situation“, sagt ein Betroffener im Gespräch mit der Redaktion. Die Ungewissheit sei belastend, „man ist bemüht, den Angehörigen andere Heime anzubieten“, so der Oberhausener, der sich aber trotzdem selbst auf die Suche machen will.

Plätze finden

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„Wir stehen mit anderen Trägern und Einrichtungen in Kontakt“, bestätigt Ulrich Arns. Im eigenen Haus gibt’s nur begrenzte Lösungen: Der Arbeiter-Samariter-Bund betreibt am Annemarie-Renger-Weg ein weiteres Pflege- und Begegnungszentrum, auch dort gibt es eine Demenzstation mit 66 Plätzen, die bis auf einen alle belegt sind. Eine Person aus Holten konnte also hier unterkommen.

„Wir sind vielleicht jetzt die ersten, aber wir werden nicht die letzten sein, die vom Mangel beim Pflegepersonal betroffen sind“, sagt Arns. „Die Politik muss sich Gedanken machen.“