Oberhausen. Gretha kam in der 24. Schwangerschafts-woche zur Welt. Ihre Chancen standen schlecht. Aber sie hat es geschafft – und das EKO half ihr dabei.

Neugierig schaut Gretha in die vielen Gesichter, fröhlich tasten ihre Augen den Raum ab. Dann – ein heller, kräftiger Schrei. Gretha hat Hunger. Ihre Mama Ann-Kathrin Schmidt hat verstanden. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Alltag ist eingekehrt. Dabei ist es erst ein paar Monate her, als für Gretha und ihre Familie alles auf dem Spiel stand.

Ann-Kathrin Schmidt war in der 24. Schwangerschaftswoche, als sie eine Schwangerschaftsvergiftung bekam. Die Plazenta (Mutterkuchen) arbeitete nicht mehr richtig. Sie hatte hohen Blutdruck und Wassereinlagerungen. Als die Oberhausenerin ihrer Hebamme die Werte schickte, rief die umgehend zurück. „Sie sagte mir, du gehst jetzt sofort ins Evangelische Krankenhaus Oberhausen und du nimmst deine Tasche mit.“ Und das sollte ihr Glück sein – und das ihrer kleinen Tochter.

Auch interessant

Ärzte ordneten Kaiserschnitt an

„Für unsere Gynäkologen war die Lage so kritisch, dass sie sich zu einem Kaiserschnitt entschlossen“, erzählt Dr. Christiane Noorden, Ärztliche Leiterin der Frühgeborenenintensivstation im EKO. Als Gretha auf die Welt kam, wog sie gerade einmal 390 Gramm. Sie galt damit als extreme Frühgeburt. Gretha erhielt sofort ein Medikament, das ihr dabei half, die noch nicht vollständig entwickelte Lunge zu entfalten. Anfangs atmete sie sogar selbstständig durch eine Sauerstoffmaske. „Doch dann bekam sie eine Lungenblutung“, erinnert sich Noorden noch gut.

Gretha kämpfte erneut um ihr Leben. Und sie gewann. Sie überstand die elf Tage, in denen sie beatmet werden musste und die Wochen, in denen sie über eine Magensonde ernährt wurde.

Auf Frühgeborene spezialisiertes Zentrum

Das EKO ist als Perinatalzentrum Level I auf Frühgeborene wie Gretha spezialisiert. Auf der Kinderintensivstation hat die Kleine seit der ersten Lebenswoche eine Atemtherapie erhalten, danach bis zu ihrer Entlassung Physiotherapie.

Das EKO bietet zweimal im Monat eine Frühgeborenen-Eltern-Gruppe an, die von einer erfahrenen Kinderkrankenpflegerin begleitet wird: Treff ist jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 16 bis 17.30 Uhr in der Eltern-Kind-Schule, Virchowstraße 20. Keine Anmeldung, einfach vorbeikommen.

Der Verein Förderinitiative krankes Kind e.V. (FinkK e.V.) wurde im März 2002 im EKO gegründet und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Über Spenden finanziert werden etwa eine zusätzliche erweiterte medizinische Versorgung, eine kindgerechte Gestaltung der Stationen sowie die Sicherstellung von Beratungs- und Hilfsangeboten. Kontakt für alle, die helfen möchten: 0208-881 42 21 oder Mail: info@finkk.de.

Dreieinhalb Monate wurde sie auf der Frühgeborenenintensivstation im EKO betreut. Ann-Kathrin und Ruben Schmidt waren täglich und so lange wie möglich bei ihr. Gretha genoss den Körperkontakt, wenn sie bei ihrer Mama auf dem Bauch lag. „Ein ganz enger Bezug ist wichtig für die neurologische und soziale Entwicklung des Kindes“, betont Noorden. Auch aus diesem Grund lege das EKO so viel Wert darauf, dass gerade diese Station personell stets bestens besetzt ist. 50 Mitarbeiter im Schichtdienst, 20 davon mit einer speziellen Zusatzausbildung, kümmern sich Tag und Nacht um aktuell elf zu früh geborenen Babys.

Kuscheln und kleine Spaziergänge auf dem Flur

Nicole Klodwig nimmt Gretha in den Arm – und die Kleine fühlt sich sichtlich geborgen. Die Fachkrankenschwester und stellvertretende Leiterin der Kinderintensivstation sagt stolz: „Ich bin die erste gewesen, die Gretha gesehen hat.“ Mama Ann-Kathrin Schmidt lacht. Nein, von Neid ist keine Spur. Die 33-Jährige ist einfach nur dankbar. Denn sie wusste stets: „Wenn wir als Eltern nicht bei ihr sein konnten, kümmerten sich die Pflegekräfte sehr gut um unser Kind.“ Kuscheln, kleine Spaziergänge über den Flur, erzählen, lachen, Sicherheit geben.

Auch interessant

Auch dank dieser liebevollen Fürsorge blieb aus, was alle in diesem frühen Stadium befürchteten: Gretha bekam keine Hirnblutung, sie wuchs, entwickelte sich prächtig, ist gesund – und sie schreit laut auf vor Hunger. Ein gutes Signal, auf das Ann-Kathrin Schmidt sofort reagiert. Sie weiß genau, wie zerbrechlich dieses Glück gewesen ist. Umso mehr genießt sie heute den ganz normalen Alltag mit ihrer Tochter.