Oberhausen. Ein Wohnmobil ist das ideale Zuhause für Reisen, aber teuer. Doch „Ellocamping“ aus Oberhausen kann fast jeden Kofferraum zur Küche umbauen.
Ans Meer fahren oder in die Berge, mal eben hundert Kilometer in die Eifel oder tausend bis in die Alpen: Einsteigen und losfahren – das wär’s. Wenn die Bekannten vom letzten Campingurlaub mit dem Wohnmobil erzählen, sind viele neidisch und denken, „würde ich auch machen, aber was das an Miete kostet!“
Ein paar pfiffige Camper aus Oberhausen hatten deshalb eine Idee: Warum keine Küche in den Kofferraum bauen, die in fast jedes Auto passt? Über die Erfinder von „Ellocamping“ und eine Box, die den Camping-Urlaub revolutionieren könnte.
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Ein wenig versteckt liegt die Zentrale mit Showroom (Ausstellung) von Ellocamping schon: Als Untermieter bei „Hartmann Tresore“ am Brammenring werkeln Pascal Schalapski (30), Philipp Epskamp (29) und Hendrik Tusch (25) hier an ihrer „Ellobox“. Die Ellobox, das ist ein mobiler Küchenblock, der in nur fünf Minuten in 80 Prozent aller Kofferräume passen soll. Egal, ob das Auto ein VW Golf oder ein dicker SUV ist – der Anspruch bleibt gleich: Eine komplette Küche zum Einpacken und Losfahren, mit dem normalen Alltagsauto. Der Traum für jeden Camper.
Die „Ellobox“: aus Erfahrung zusammengeschraubt
„Wir haben die Box nicht am Computer entwickelt, sondern in der Praxis ständig getestet und verbessert“, erklärt Gründer Pascal Schalapski die Arbeit an der Ellobox. Er und Philipp Epskamp schleppen ihre Erfindung dafür anderthalb Jahre durch Autohäuser und zu Gebrauchtwagenhändlern und probieren an unzähligen Fahrzeugen aus, ob die aus Holz gefertigte Box auch überall passt. Im März entschließen sie sich zur Gründung ihrer Firma mit Sitz in Oberhausen und Hamminkeln. Die Ernte ihrer Sisyphus-Arbeit kann sich sehen lassen.
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Denn herausgekommen ist eine kleine Camping-Revolution: Strom und Gas völlig autark aus der Box, fließend Wasser aus einem 15 Liter Tank und dazu eine große Kühlbox, Töpfe, Pfannen, Besteck und eine Spüle – der Küche aus dem Kofferraum fehlt es auf Wunsch an nichts. Doch der Clou ist: alles kann, nichts muss.
Module frei wählbar – für jeden Camper individuell
Gründer Pascal Schalapski, selbst begeisterter Camper und Weltreisender, erläutert, wie das gemeint ist. „Grob gesagt besteht unsere Box aus fünf Modulen: Die kann man alle bei uns kaufen oder mieten – muss man aber nicht.“ Heißt: alle Komponenten, vom Solarmodul zur eigenen Stromversorgung über die Kühlbox mit Kompressor, sind frei wählbar. Wer alles will, zahlt rund 3.200 Euro und erhält eine mobile Küche, bei der das Auto Transportmittel und sonst obsolet ist.
Dennoch: 3.200 Euro sind viel Geld. Doch Pascal Schalapski rechnet anders vor, warum die Box für viele Camper eine gute Alternative darstellt: „Bedenkt man, dass man ja sonst, so wie ich früher, irgendwo einen Bulli oder einen Transporter stehen hat, der das ganze Jahr über Sprit, Steuern und Versicherungen kostet, ist das ein fairer Preis, finde ich.“
Camping boomt
Das Ergebnis einer Befragung des Allensbacher Instituts zur Bevorzugung von Campingurlaub bei Urlaubsreisen in den Jahren 2015 bis 2019 zeichnet ein deutliches Bild: Im Jahr 2019 gab es in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre rund 11,36 Millionen Personen, die ein Campingurlaub reizen würde.
Und das bekommen die Camper zu spüren: Die Preise für Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen sind laut des statistischen Bundesamts genauso gestiegen wie die Anzahl der Übernachtungen. So mussten Gäste auf den Campingplätzen im Sommer tiefer in die Tasche greifen. Im Juli legten die Übernachtungspreise um 2,4 Prozent gemessen am Vorjahresmonat zu und im Vergleich zum Vormonat Juni 2019 zogen die Preise sogar um 5,8 Prozent an.
Außerdem ist das das Ende der Nahrungskette: Wer allein die Box als Basis verwenden will, bezahlt rund 500 Euro. 8 Kilogramm wiegt sie ohne Zubehör und ist mit Batterie, Tank und allem anderen in unter fünf Minuten in den Kofferraum verladen. Das ganze System aus Schubladen und wandelbaren Auszügen und Auflagen steht kurz vor der Patentierung. Mit Hendrik Tusch hat sich die Firma nun einen gelernten Schreiner gesichert, weil die Box weiter verbessert wird und die Mieter bisher wichtige Tippgeber gewesen seien, sagt Pascal Schalapski. „Wir sind ja nicht am Ende der Entwicklung. Was wir nach einem halben Jahr am Markt sagen können – die Box ist sehr beratungsintensiv.“
Urlaub gestrichen: Risiken eines Traumjobs
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Viele Camper fragen zudem nach individuellen Lösungen für ihr Auto. Absprache sowie Anpassung der Box kosten somit vor allem Zeit. „Für uns ist das trotzdem ein selbstausgesuchter Traumjob“, sagt der 30-Jährige. Und auch wenn er und seine Partner aufgrund der guten Geschäfte kaum noch selbst in den Urlaub fahren können – die Arbeit fühle sich nicht wie Arbeit an, meint Kollege Philipp Epskamp. Sowas nennt man wohl „Berufsrisiko“, wenn man seine Art von Urlaub zum Job macht.