Oberhausen. Klimaschutzdemos von Sydney bis New York – und Oberhausen mittendrin: Rund 2000 Schülerinnen und Schüler gingen hier am Freitag auf die Straße.
Menschen in 2300 Städten und 137 Staaten gehen am Freitag weltweit für den Klimaschutz auf die Straße – und Oberhausen ist auf eindrucksvolle Weise mit dabei. Unter dem Motto #AlleFürsKlima versammeln sich am Freitagvormittag rund 2000 junge und auch ältere Menschen vor dem Rathaus, um mit Transparenten und selbst beschrifteten Plakaten durch Alt-Oberhausen zum Saporishja-Platz zu ziehen.
Schon Stunden vor dem Demo-Beginn hat Lion Rudi, einer der federführenden Aktivisten von „Fridays for Future“ in Oberhausen, einen Sechs-Punkte-Forderungskatalog der Oberhausener Klimaschutzbewegung, an unsere Redaktion geschickt. Fridays for Future fordert darin einen kostenfreien öffentlichen Nahverkehr und spricht sich gegen die geplanten Kürzungen beim Schoko-Ticket aus. Es dürften keine weiteren Grünflächen versiegelt werden. Komme es in Ausnahmefällen doch dazu, müssten Ausgleichsflächen in gleicher Größe neu begrünt werden.
Die Klimaschützer fordern zudem, dass die Stadt Oberhausen ihre Anteile an Steag und RWE abgibt und in „klimafreundliche Unternehmen“ investiert. Auch die 50-Prozent-Beteiligung von Innogy an der Evo müsse beendet werden. Der Ruf nach breiteren Radwegen, einer Windkraftanlage und mehr Solarenergie in Oberhausen rundet das lokale Positionspapier ab.
Erstmals wird Fridays for Future an diesem sonnigen 20. September von Bündnispartnern in großem Stil unterstützt - das zeigt sich auch in Oberhausen: nicht nur Parents for Future, auch die evangelische und katholische Kirche und viele Gewerkschafter mit ihren Fahnen sind bei der Demo präsent.
„Kurzstreckenflüge nur für Insekten“
Doch vor allem zeigt hier die junge Generation Flagge: „Kurzstreckenflüge nur für Insekten“, fordert zum Beispiel Charlotte (11) auf ihrem Transparent. Vladislav (16) vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium stellt auf seinem Plakat, das er zusammen mit Nikita im Politikunterricht gestaltet hat, fest: „We don’t have time!“ Dazu lassen die beiden eine Uhr auf dem Transparent ticken. Immer wieder begleiten Sprechchöre den Demozug: „Ich sag Klima, Ihr sagt Schutz!“ Oder auch. „Schreit in der Schule, schreit im Betrieb, das ist unsere Antwort auf Eure Politik!“
An der Ecke Danziger Straße/Mülheimer Straße startet eine ganz besondere Begleitaktion: Doris Victor ist mit ihrem Fahrrad vorgefahren und verteilt kleine Mini-Birken als Gratis-Bäumchen an die Demo-Teilnehmer, die bis zum Saporishja-Platz weiterziehen, wo unter den schattenspendenden Platanen die Abschlusskundgebung mit mehreren Rednern stattfindet. Tenor der Reden: „Der Klimaschutz muss uns alle vereinen!“ Und immer wieder erfolgen Appelle an die Politik, endlich konkret zu handeln.
Gewerkschaftliches Lob
Auf dem Sapo-Platz stärkt auch Dieter Schäfer als Verdi-Regionsvorsitzender den Demonstranten den Rücken: „Es ist klasse, dass Friday for Future nicht nur mit dem heutigen Aktionstag so viel Bewegung erzeugt hat, dass niemand mehr am Thema Kohlendioxid-Ausstoß vorbeikommt. Wir stehen als Gewerkschaft an Eurer Seite!“ Und das solle sich ganz konkret zeigen: Die Gewerkschaft habe ihre Reisekostenrichtlinie ergänzt, um die Zahl der Flugreisen so gering wie möglich zu halten. Zudem zahle man entsprechende Kompensationsabgaben.
Fürs Radfahren
Im Sechs-Punkte-Katalog von Fridays for Future Oberhausen heißt es: „Fahrradwege müssen sicher benutzbar sein.“
Und weiter: „Um den Umstieg vom Auto zum Fahrrad attraktiver zu machen, müssen bestehende Fahrradwege erneuert und neue Radspuren hinzugefügt werden.“
Als die Demo in Oberhausen ausklingt, bereiten sie sich gerade im Westen der USA auf ihre Kundgebungen vor. 2300 Städte sind eine hoch gesteckte Marke, die es zu erreichen gilt.