Oberhausen. Stell’ Dir vor, das Höchsttempo ist 40 km/h, aber kaum einer hält sich dran. In Höhe Grafenbusch ist das der Fall: 99,9 Prozent sind zu schnell.

Die neuen Markierungen sollten eigentlich zu mehr Verkehrssicherheit führen, doch das genaue Gegenteil ist in Höhe der Abfahrt Grafenbusch offenbar eingetreten: Kaum ein Autofahrer schert sich um das dort neu eingeführte 40 km/h-Tempolimit.

Seit Anfang September endet der rechte Fahrstreifen der B 223 in Richtung Norden hinter der Lindnerstraße zwangsweise als Rechtsabbiegerstreifen auf die A 42. Dahinter ist der Fahrstreifen nun mit einer Sperrfläche markiert. Erst nach diesem Bereich kann man vom mittleren Fahrstreifen nach Grafenbusch abfahren. Im gesamten neu markierten Abschnitt in Richtung Norden gilt: maximal 40 km/h.

Abrupte Spur-Wechsel

Auch neue Schilder (Verkehrslenkungstafeln) weisen die Autofahrer seit Anfang September auf die geänderten Markierungen in Höhe Grafenbusch hin.

Trotzdem ist immer noch zu beobachten, dass Fahrer in Höhe A 42 abrupt die Spur wechseln, weil sie mit der Sperrfläche auf der rechten Seite nicht rechnen.

Die Stadt berichtete nun am Freitag in einer aktuellen Mitteilung: „Diese neue Höchstgeschwindigkeit wird dort kaum beachtet.“ Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche habe man zu rein statistischen Zwecken Tempo-Messungen vorgenommen. Das Ergebnis ist sehr ernüchternd: Von 20.058 Fahrzeugen, deren Tempo in der Zeit von Mittwoch um 11.50 Uhr bis Donnerstag um 11.30 Uhr gemessen wurde, waren 19.907 Fahrzeuge zu schnell. Das macht einen Anteil von 99,9 Prozent!

Nur 151 Fahrer verhielten sich korrekt

Die Stadt berichtet weiter: „Lediglich 151 Fahrer haben das Höchsttempo von 40 km/h beachtet.“ Bei 9835 Fahrerinnen und Fahrern habe die gemessene Geschwindigkeit 41 bis 70 km/h betragen, 9808 Fahrzeuge waren mit 71 bis 100 km/h unterwegs, 264 Fahrzeuge wurden sogar mit Geschwindigkeiten über 100 km/h gemessen. Doch damit nicht genug: Den traurigen Tempo-Rekord in der neuen 40er-Zone stellte ein Autofahrer auf, der am Mittwochabend um 22.30 Uhr dort mit 168 km/h gemessen wurde; exakt 128 km/h über der vorgesehenen Höchstgeschwindigkeit also.

Nach heftigen Protesten von Anwohnern und Gewerbetreibenden vor einem Jahr blieb die Ausfahrt Grafenbusch frei.
Nach heftigen Protesten von Anwohnern und Gewerbetreibenden vor einem Jahr blieb die Ausfahrt Grafenbusch frei. © FFS | Kerstin Bögeholz

„Durch die massive Missachtung der Verkehrsregeln entstehen neue Unfallrisiken“, warnt die Stadt. Die erheblichen Geschwindigkeits-Unterschiede zwischen jenen Autos, die mit 40 km/h unterwegs seien, und jenen Rasern mit erheblich höheren Geschwindigkeiten erhöhten deutlich die Unfallwahrscheinlichkeit.

Jetzt drohen Geldbußen

Die Stadt Oberhausen will nach den rein statistischen Messungen in dieser Woche nicht untätig bleiben: So werden ab 11. September reguläre Geschwindigkeitsmessungen in diesem Bereich zur Senkung der Unfallgefahren starten. Dann werden die Fahrer zur Kasse gebeten, wenn sie sich nicht an das Tempo-Limit halten. Die Stadt warnt: „Alle Raser müssen bei erheblicher Überschreitung der Geschwindigkeit mit Geldbußen bis zu 680 Euro und einem Fahrverbot von bis zu drei Monaten rechnen.“

Auch die Polizei hatte bereits zu Monatsbeginn angekündigt, die Abfahrt Grafenbusch verstärkt ins Visier zu nehmen und die Unfallzahlen in diesem Bereich in engem Rhythmus auszuwerten. Zunächst war geplant gewesen, die Abfahrt Grafenbusch komplett zu schließen. Nach heftigen Protesten von Anwohnern und Gewerbetreibenden blieb die Abfahrt offen. Man entschloss sich allerdings zur Neu-Markierung, um den Verkehr besser zu entflechten und Unfallrisiken zu vermindern, verbunden mit dem 40 km/h-Tempolimit – an das sich nun kaum einer hält.