Im Interview erklärt Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff, was er von der Idee hält, Werkstätten an der Oberhausener Marktstraße anzusiedeln.

Oberhausen. Kreative Köpfe sammeln immer wieder Ideen, um die gebeutelte Marktstraße in der Oberhausener Innenstadt zu beleben. Eine dieser Ideen: Handwerksbetriebe könnten sich ansiedeln, ihre Produkte, vom Schuh bis zur schicken Halskette, vor Ort vor aller Augen herstellen und verkaufen. Was halten Sie davon?

Nicht so viel. Ich bin skeptisch, weil das finanziell aus meiner Sicht nicht funktionieren kann. Vereinzelt gibt es schon hervorragende Handwerker an der Marktstraße, vom Schuhmacher bis zum Goldschmied. Und die haben auch ihre Kunden. Aber ich glaube nicht, dass man mit so einem Konzept die gesamte Marktstraße beleben kann.

Was können Sie sich eher vorstellen?

Ausstellungsräume zum Beispiel. Das gibt’s ja schon: Viefhaus in Osterfeld hat ein Ausstellungs-Ladenlokal in Osterfeld, das nur einige Stunden in der Woche geöffnet hat. So etwas kann ich mir auch sehr gut für die Marktstraße vorstellen. Aber nicht, dass ein Schmied oder ein Stuhlmacher Produkte herstellt und verkauft. Da sind eher große Werkstätten nötig und Vertriebsmöglichkeiten, Nischenprodukte auch außerhalb des Ladenlokals an den Mann zu bringen.

Sind Nischenprodukte eine Chance gerade für kleine und junge Unternehmen, um am Markt bestehen zu können?

Ja, das glaube ich ganz bestimmt. Man muss sich von den Großen absetzen, etwas bieten, was die Großen nicht bieten. Einzigartigkeit, Individualität. Das schafft Identifikation mit dem Produkt und letztlich dann auch mit dem Handwerk.

Was raten Sie jungen Handwerkern?

Den Mut aufzubringen, sich selbstständig zu machen. Und die Chancen zu sehen – nicht immer nur die Risiken. Gerade im Handwerk werden die jungen Menschen so gut darauf vorbereitet. nach drei oder dreieinhalb Jahren Ausbildung, dann noch ein oder zwei Jahre Meisterschule. Dort wird man ganz gezielt auf eine Selbstständigkeit hin ausgebildet. Und man sieht es doch: Abbrecher- und Insolvenzquoten sind bei selbstständigen Handwerksmeistern vergleichsweise ganz gering. Im Gegensatz zu denen, die diese Vorbildung nicht mit sich bringen. Wir haben dennoch immer weniger junge Leute, die eine Selbstständigkeit anstreben. Da wünsche ich mir eine Aufbruchstimmung. Die Menschen suchen eine Sicherheit, die es in meinen Augen nicht gibt.