Oberhausen. Das Hotel im Volksgarten wirkt verlassen, dabei hat es einen neuen Besitzer. Doch der warnt vor allem ungebetene Gäste: Betreten verboten!

Nein, hier will kein Gast mehr wohnen — denn obwohl das Licht die Nächte hindurch brennt, wirkt das Hotel im Volksgarten wie verlassen. Kein Wunder: Wer um das Haus geht und durch den Bauzaun an der Kapellenstraße in Osterfeld blickt, dem wird selbst am helllichten Tage mulmig. Kaputte Fenster, die mit Brettern verbarrikadiert sind, jede Menge Schrott im Hinterhof, alte Rohre, Farbeimer, ein Bretterhaufen und die graue Fassade des Hotels — schon beim Anblick verdüstert sich die Stimmung des Betrachters automatisch.

Die neuen Briefkästen am Bauzaun weisen auf Aktivitäten hin.
Die neuen Briefkästen am Bauzaun weisen auf Aktivitäten hin. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Doch nun passiert offenbar etwas im seit 2014 geschlossenen Hotel: Drei neue Briefkästen, zur Straßenseite am Bauzaun mit Kabelbindern befestigt, werfen Fragen auf: Ist das heruntergekommene Gebäude etwa bewohnt oder steht es weiterhin leer? Und wer steckt hinter den Adressen auf den Briefkästen?

Neuer Besitzer verrät seine Pläne nicht

Der neue Eigentümer Harald Scheerer antwortet am Telefon: Ja, das Hotel gehört ihm, jedoch eingezogen sei er bisher nicht. Aus seinem Plan mit dem alten Gebäude macht er vorerst ein Geheimnis und spricht dabei von „uns“. Womöglich deshalb, weil auf den drei Briefkästen gleich vier Empfänger stehen: „Girls Company“, „A.E.S. Solutions“, „Tax Care GmbH“ und „HDS GmbH“. Ersteres, so viel ist klar, ist ein Kanal auf der Video-Plattform Youtube, auf dem laut Beschreibung Informationen rund um das Thema Unternehmertum für Unternehmerinnen weitergegeben werden.

Die anderen Firmen entpuppen sich zudem als Unternehmensberatungen und Steuerbüro. Dem diplomierten Kaufmann und Steuerberater liegt beim kurzen Gespräch aber eine andere Sache auf dem Herzen: „Wir hatten in der letzten Zeit viel Pech mit Leuten, die in verlassene Orte einbrechen. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat — und noch dazu gefährlich.“

In regelmäßigen Abständen seien sogenannte „Urbexer“ – eine Zusammensetzung der englischen Worte „urban“ (städtisch) und „explorer“ (Erkunder) – ins Hotel eingestiegen; hätten Türen und Fenster beschädigt und sich vom Keller bis unters Dach herumgetrieben. Diese Zeiten, hofft er, seien nun endgültig vorbei.

Haus mit Türmchen: Das Gebäude im Volksgarten hat eine reizvolle Architektur.
Haus mit Türmchen: Das Gebäude im Volksgarten hat eine reizvolle Architektur. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

24 Stunden Video überwacht: Einbruch kein Kavaliersdelikt

„Dieser Bereich ist 24 Stunden videoüberwacht“, steht auf zwei Schildern rechts und links vom Eingang ins Hotel. Der Bauzaun ist außerdem mit Sicherheitsband abgesperrt, auf dem vor Hochspannungskabeln gewarnt wird. Scheerer erklärt, das sei nicht das Einzige, was er seit dem vergangenen Jahr gelernt habe. „Wir haben auch einen Sicherheitsdienst engagiert, der täglich nach dem Rechten schaut und dazu jemanden für die Post.“

Von wegen „Horror“: Oberhausens Hotels immer beliebter

Der statistische Landesbetrieb IT.NRW hat für den Zeitraum Januar bis Juni 2019 erfreulich gute Zahlen für den Tourismusstandort Oberhausen ermittelt. Im ersten Halbjahr haben die Übernachtungen um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Steigerung auf 247.606 Übernachtungen.

Die Anzahl von Gästen in den Gasthäusern und Hotels ab zehn Betten, die sogenannten „Ankünfte“, sind um 6 Prozent auf 119.109 gestiegen. Der Zuwachs an internationalen Touristen und Geschäftsreisenden war sogar noch höher: plus 26,5 Prozent bei den Übernachtungen sowie 7,3 Prozent bezogen auf die Ankünfte.

Einige Täter seien laut Harald Scheerer zudem bereits gefasst worden, allerdings sind die Strafen für seinen Geschmack zu milde ausgefallen. „Jugendliche haben sich zum Beispiel aus dem Turmfenster rausgelehnt und das als Mutprobe durchgezogen. Das Haus ist aber an vielen Stellen innen so baufällig, das die Verletzungsgefahr enorm ist. Wir hoffen, dass diese Dinge durch unsere Maßnahmen ein Ende haben.“

Nicht alle Menschen lassen sich davon beeindrucken: So entsorgt ein älterer Herr am Mittwochmorgen in Seelenruhe seinen Hausmüll in genau der Tonne, die dem neuen Hotelbesitzer zuzuordnen ist. Ein Plakatierer, der gerade die Litfaßsäule vorm Hotel neu bestückt, erklärt, warum. „Der Bauzaun steht ja schon seit gut einem Jahr hier, aber sonst ist nix passiert.“

„Horror-Hotel“ sollte für einen Euro unter den Hammer

Er komme dreimal im Monat vorbei, doch die drei Briefkästen seien ihm nicht aufgefallen. Ohne Menschen behält das Hotel also seinen unbewohnten „Charme“, mit mannshohen Dornbüschen um das Haus herum wirkt es zudem ungepflegt und trotzdem verlassen.

Unrühmlich ist auch die Geschichte des Hauses: Als „Horror-Hotel“ stand es deutschlandweit in den Schlagzeilen. In Bewertungsportalen beschwerten sich Gäste über abgewohnte Zimmer, Dreck und unfreundliches Personal. 2017 sollte das leerstehende Hotel, in dem es nach der Schließung auch gebrannt hatte, für einen Euro zwangsversteigert werden. Kurz vor der angepeilten Versteigerung wurde das Verfahren aber gestrichen und durch das Oberhausener Amtsgericht nicht neu angesetzt.