Oberhausen. 108 Arbeiten von 38 Malern versammelt der Oberhausener Kunstverein mit seiner Ausstellung. Erstmals zeigt er Künstlerbücher im Zentrum Altenberg.

„Jetzt haben wir mal geklotzt“, meint Wilfried Darlath vergnügt. Es dürfte voll werden zur Eröffnung der Ausstellung mit dem schlichten Titel „Papier – Farbe – Malerei“ in der Halle des Vereins für aktuelle Kunst. 38 Künstlerinnen und Künstler aus sieben Nationen zeigen 108 Arbeiten. Zudem sind erstmals in der reichen Ausstellungshistorie des Vereins im Zentrum Altenberg auch Künstlerbücher auf zwei eigens gefertigten Tischen ausgebreitet.

Papier lässt sich sogar zu Plastiken knüllen

Blättern ist bei den meisten dieser Werke sogar erlaubt; es werden weiße Baumwollhandschuhe ausliegen. Wilfried Darlath, dem Vizevorsitzenden des VfaKR, ist es besonders wichtig – und mit dieser facettenreichen Schau auch gelungen – die Vielfalt des Themas zu betonen: Malerei auf Papier ist keineswegs gleichbedeutend mit Aquarellieren. Papier lässt sich sogar zu Plastiken knüllen, bauschen und stauchen. Von zart bis hart reicht schon die Palette auf den beiden Büchertischen – an den Rändern eindrucksvoll akzentuiert durch die zu Reliefs geschichteten pastosen Farben von Michael Toenges. „Da ist nichts mehr mit blättern“, meint Darlath trocken.

Die minimalistischen „Reliefs“ von István Haász sind eigentlich Collagen aus einer Vielzahl kleinformatiger Papiere.
Die minimalistischen „Reliefs“ von István Haász sind eigentlich Collagen aus einer Vielzahl kleinformatiger Papiere. © FUNKE Foto Services | Diego Tenore

Sein Co-Kurator, der Maler und Musiker Nikola Dimitrov, verweist auf jene „Dekobücher“, die sonst in Möbelhäusern eine Aura von Belesenheit suggerieren sollen. Der Schweizer Stefan Steiner bemalte und reihte sie zu einer eleganten Schlängellinie: Literatur als Bodenobjekt. Claudia Desgranges’ zartem Leporello gebührt allerdings der erhöhte Platz auf einem Podest.

Eine Rekord-Ausstellung des Vereins in Altenberg

Die Ausstellung „Papier – Farbe – Malerei“ eröffnet am Sonntag, 25. August, um 11.30 Uhr in der Halle des Vereins für aktuelle Kunst im Zentrum Altenberg, Hansastraße 20. Zur Vernissage werden die meisten der 38 Künstlerinnen und Künstler erwartet. Eine Einführung gibt Gabriele Uelsberg, die Direktorin des LVR-Landesmuseums in Bonn.

Die nach der Zahl der beteiligten Künstler und gezeigten Werke bisher größte Ausstellung des VfaKR bleibt bis zum 29. September zu sehen, geöffnet freitags 16 bis 18 Uhr, samstags 15 bis 18 Uhr und sonntags 11 bis 14 Uhr.

Lodernder Auftritt mit Leichtigkeit

Aus kleinen Blättern, vom Zuschnitt wie längliche Briefumschläge, faltet und collagiert István Haász aparte Wandreliefs in einem zurückhaltend leuchtenden Limonengelb. Die nicht minder subtilen Gemälde des Kurators Nikola Dimitrov erzeugen beim Betrachter dagegen – Linie neben feiner Linie – ein leichtes Flirren des Blicks. Für diese „Klangräume“ auf schweren Bütten arbeitet er mit Nuancen von Blau. Und trotz der methodischen Malweise, betont Dimitrov, „ist jede Stelle des Bildes lebendig, weil sie keiner anderen gleicht.“

Perfektionistisches Liniengeflecht: Mit der Ziehfeder und Acrylfarben schuf Joachim Ickrath ein fein nuanciertes Gewebe. 
Perfektionistisches Liniengeflecht: Mit der Ziehfeder und Acrylfarben schuf Joachim Ickrath ein fein nuanciertes Gewebe.  © FUNKE Foto Services | Diego Tenore

Für Wilfried Darlath ein weiterer Beleg, dass die von „seinem“ VfaKR gepflegte Farbmalerei eben auch „rhythmisch-spielerisch“ auftreten kann statt „streng-analytisch“. Beide Pole verbindet souverän der hinreißende Blickfang beim Eintreten in die Halle: Mit ihrem 27-teiligen Werk „Hamburg Rot“ dekliniert Susanne Lyner in Pigmenttuschen auf Bütten, die sich von der Wand bauschen, Blatt für Blatt das Spektrum der feurigsten Farbe von Pink bis Karmesinrot. Ein lodernder Auftritt - „und trotzdem“, meint Nikola Dimitrov, „hat es eine Leichtigkeit“.

Glänzend kühler Perfektionismus

Schräg gegenüber glänzt der kühle Perfektionismus Joachim Ickraths: Mit der Ziehfeder und Acrylfarben schuf er ein dichtes Liniengeflecht. Vergleicht man es mit den zarten Ton-in-Ton-Aquarellen des Schotten Michael Craik, ist man verführt, an Tartan-Muster zu denken. Doch Wollstoffe hätten in dieser charmant-leichtfüßigen Leistungsschau des Malens auf Papier nun wirklich nichts verloren.