Oberhausen. Viele private Rohrleitungen in Oberhausen sind recht marode, gefährliches Schmutzwasser gelangt ins Grundwasser. Doch eine Reparatur ist teuer.
Private Abwasserkanalrohre in Oberhausen sind nach Angaben von Fachleuten zum Teil in äußerst schlechtem Zustand: Sie sind so marode, dass gefährlicher Toiletten-Schmutz ins reine Grundwasser gerät.
Ein Großteil der privaten Rohr-Anschlüsse müsse saniert werden, sagt Betriebsleiter Andrea Conforti von der örtlichen Fachfirma Hannecke aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung von Dichtheitsprüfungen in der Stadt. Die Wirtschaftsbetriebe (WBO), die hauptsächlich bei Kanal- und Straßenerneuerungen einen prüfenden Blick auf die privaten Anschlüsse werfen, kommen in 15 Prozent der Fälle zu dem Schluss: Hier muss sehr schnell gehandelt werden.
Hauseigentümer in der Pflicht
Die Gründe sind vielfältig: Oft liegt es am Alter, an Baumwurzeln, die die Rohre schädigen, oder an veralteten Verlege-Richtlinien. So waren bis 1965 beispielsweise Steinzeug-Rohre ohne besondere Dichtung erlaubt. Durch Bewegungen in der Erde oder auch einfach durch deren große Last wurden die Rohre über die vielen Jahre undicht.
Mit teils schwerwiegenden Folgen: „Das Schmutzwasser aus den Rohren kann das Grundwasser verunreinigen“, erläutert Andrea Conforti. Er appelliert an alle Hausbesitzer in Oberhausen, das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Jeder Eigentümer sei verpflichtet, sein Leitungssystem in Schuss zu halten. Das schreibe das Wasserhaushaltsgesetz vor.
Tatsächlich heißt es wörtlich in der Verordnung zur Selbstüberwachung von Abwasseranlagen des NRW-Umweltministeriums: „Wer eine private Abwasserleitung betreibt, ist verpflichtet, ihren Zustand und ihre Funktionsfähigkeit zu überwachen.“
Rechtliches Gescharre um Dichtheitsprüfung
Für Verwirrung bei Eigentümern habe vor einigen Jahren allerdings die Diskussion darüber geführt, ob grundsätzlich die gesetzliche Pflicht zur Dichtheitsprüfung privater Kanalrohre eingeführt werden soll, meint Conforti. Nach langer hartnäckiger Diskussion ist diese seit 2013 zwar vom Tisch. „Das ändert aber nichts an der Pflicht von Hauseigentümern, für ein intaktes Rohrsystem zu sorgen.“
So sehen es auch Berufsverbände wie der Rohrleitungsbauverband. Dieser berief sich in der Diskussion um die Dichtheitsprüfung auf eine Schätzung des Instituts für Unterirdische Infrastruktur gGmbH (IKT), wonach rund zwei Drittel aller Grundstücksentwässerungsanlagen in Deutschland Undichtheiten aufweisen. Dies schade der Umwelt.
Wirtschaftliche Interessen
Oberhausener Betrieb besteht seit 30 Jahren
Den Oberhausener Betrieb Hannecke gibt es nun schon seit 30 Jahren. Das Kerngeschäft sind Rohr-Reinigungen, -Sanierungen und -Reparaturen bei verstopften Toiletten und Rohrbrüchen etwa – und eben auch Dichtheitsprüfungen. Mit fünf Mitarbeitern hat vor 30 Jahren alles angefangen, mittlerweile beschäftigt der Meisterbetrieb 62 Menschen.
Was sich über die Jahre geändert hat, sei das Berufsbild, erklärt Betriebsleiter Andrea Conforti. „Der Rohrreiniger kommt nicht einfach mit dem Pömpel um die Ecke.“ Die Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Umwelttechnik arbeitet mit hochtechnologisierten Geräten. Er fährt und bedient Hochdruckwagen und arbeitet mit modernen Kamerasystemen.
Hinter dem damaligen Hin und Her der Landespolitik, die mal eine Pflicht-Kontrolle der Leitungen festschrieb, dann diese Pflicht aber nach Protesten wieder strich, stecken aber auch wirtschaftliche Interessen: Der Rohrleitungsverband sieht sogar die Investitionswilligkeit der Betriebe schwinden, die mit Dichtheitsprüfungen ihr Geld verdienen: „Wer will noch Personal einstellen und in Geräte investieren, wenn Gesetze nur eine geringe Laufzeit haben.“
Die damals massiven Proteste der Hauseigentümer gegen eine Pflicht-Prüfung wiederum sind nicht unbegründet. Die Kosten für eine Prüfung der Rohre trägt schließlich der Eigentümer – und das ist nicht gerade billig. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus rechnet Andrea Conforti von der Oberhausener Hannecke GmbH mit einer Arbeitszeit von drei bis fünf Stunden und Kosten in Höhe von 500 bis 1000 Euro – je nach Größe und Aufwand. Stellen die Experten Schäden fest, müsse saniert werden.
Und dann wird es richtig teuer: Bei sehr kleinen Schäden können es 1000 Euro sein, bei größeren Schäden mehrere tausend Euro.