Oberhausen. Koch, Wirt, von Gourmet-Führern gelobter Restaurant-Chef und Oberhausener Prominenter: Hermann Frintrop wird am heutigen Donnerstag 70 Jahre alt.
Eine Stadt und das Leben in ihr besteht aus Gebäuden und Geschichten, Einrichtungen und Erlebnissen, vor allem aber aus Menschen, die mit allem verbunden sind. Einer von ihnen wird am heutigen Donnerstag 70 Jahre alt: Hermann Frintrop.
Das Haus an der Mühlenstraße ist ganz klar in Oberhausen, aber nicht weit weg von Mülheim und auch nicht von Essen. „Dreistädteeck“ sagt der Volksmund, und der Nachname des Hausbesitzers (und der Vorfahren) passt dazu: Frintrop. Frintrop ist Oberhausen, ist Mülheim, ist Essen, vor allem aber ist Frintrop an der Mühlenstraße Gastronomie. Erst „Gasthof“ mit „Fremdenzimmern“, dann „Gaststätte“ mit allmählichem „Restaurant“-Charakter, dann „Restaurant“ mit „Bistro“, aber immer „Frintrop“ - und schon lange mit Biergarten, über dem „Gartenwirtschaft“ steht. „Abgehoben waren wir nie“, versichert Hermann Frintrop, „unsere Küche ist allerdings ‘gehoben’, wie man so sagt. Aber das ist unser Anspruch.“
Das Haus wurde schon 1902 gebaut, beherbergt die Frintrops aber erst seit 1911. Der Vorgänger hatte es nicht geschafft, den zur Erlangung einer Schankkonzession notwendigen „Bedürfnisnachweis“ zu erbringen, das blieb Hermann Frintrop vorbehalten. Der wies nach, dass in der Umgebung genug Leute lebten, die was zu trinken brauchten. Schreinermeister Hermann, damals bereits Vater von elf Kindern, kaufte das Gebäude und erhielt zum 1. Juli 1911 die Erlaubnis zum Betrieb eines Gasthofes.
Die Zeit der Bergarbeiterkneipe
Zechen lagen ringsum, die Hütte sowieso, und den Gasthof kreuzten die Wege von Hüttenknechten und Kumpeln, so dass reger Kundenverkehr herrschte. Der änderte sich bis weit in die 50er und 60er Jahre hinein nicht, weswegen das Etikett der „Bergarbeiterkneipe“ fest angepappt schien.
August Frintrop, als zwölftes Kind zur Welt gekommen, wuchs hier auf und übernahm von zwei älteren Schwestern, die das Lokal auch durch den Weltkrieg geführt hatten, die gastliche Stätte samt einiger Besonderheiten. Sohn und Nachfolger Hermann weist auf die Tür zur heutigen Küche: „Da war früher das Fenster zum Kiosk, aus dem heraus einst auch Schnaps verkauft wurde.“ In drei 50-Liter-Glasballons gab’s Korn, Wacholder und Klaren, und der „Schabau“ ging hektoliterweise über die Theke.
Sein Vater schafft den Tresen ab
Den in einer Ruhrgebietskneipe schier unverzichtbaren Tresen schaffte August Frintrop irgendwann ab: „Er wollte nicht, dass die Jungs vom Tresen aus den Kunden auf die Teller guckten“, erläutert Hermann. Noch etwas schaffte der Vater ab: die Siebentagewoche! Er gehörte zu den ersten Gastronomen weit und breit mit einem Ruhetag, der Samstag war’s – und heute ist es der Dienstag.
Sohn Hermann sollte die Kochkunst von der Pike auf lernen und tat dies in Mülheim, an der Ruhr bei der hoch angesehenen Restauration „Müller Menden“. Noch keine 22 Jahre jung, wechselte er als frischgebackener und damals „jüngster Küchenmeister Deutschlands“ nach München, wo er im Hotel Eden am Hauptbahnhof in die Küchenbrigade einstieg, lernte in Karlskrona in Südschweden weiter, kochte schließlich in Vaduz und endlich in Lausanne am Genfer See.
Nach Hause kam er, weil sein Pass „kurz vor dem Ablaufen“ war – und blieb. Der Vater war erkrankt und starb dann viel zu früh, Mutter stellte den Filius an, der zum 1. Juli 1977 – auf den Tag 66 Jahre nach der ersten Inbetriebnahme – Haus und Betrieb kaufte.
Stammtisch mit Vier-Gänge-Menü
„Vaters Kotelett“ gehört zu den Fixpunkten auf Hermann Frintrops Karte: Es ist mindestens 350 Gramm schwer und eine Verneigung des Sohnes vor seinem Vater. Dominiert wird die nicht zu umfangreiche Karte von frischem Fisch, Lamm und Geflügel. Hauptlieferant ist Bruder Sebastian, der Lebensmittelläden an der Teutoburger Straße und der Einbleckstraße in Oberhausen betreibt.
Geöffnet hat das Restaurant ab 17 Uhr, sonn- und feiertags auch zwischen 12 und 14 Uhr. Magnetwirkung hat das Angebot „Stammtisch“ an jedem ersten Mittwoch im Monat mit wechselnden Vier-Gänge-Menüs und Gästen.
Vorliebe für die französische Küche
Seit 42 Jahren also führt Hermann Frintrop schon den Betrieb. Natürlich hat er Akzente gesetzt, zunächst mal mit seiner Vorliebe für die französische Küche. „Der habe ich ja nie Adieu gesagt“, schmunzelt er, „auch wenn seit einigen Jahren wieder Regionales und Bodenständiges fest auf der Karte steht. Auf Schnitzel und Steaks waren doch 90 Prozent der Kollegen gesprungen. Ich hatte die französische Küche besonders in Vaduz und Lausanne kennen- und schätzengelernt.“
Und kochen konnte (pardon: kann) er. Plötzlich tauchte er in Gourmet-Führern auf, was zusätzlich Publikum lockte. „Das ganz hohe Niveau zu halten“, weiß er längst, „ist viel schwieriger, teurer und ohne Sponsoren eigentlich nicht möglich.“ Sein Credo ist unverändert: „Ich habe die Ware immer vernünftig behandelt.“ Seit kürzerer Zeit gibt es auch wieder „vernünftige“ Blutwurst.