Oberhausen. Von Frank Goosen und Andrea Russo bis zu „Max & Moritz“: An neun Tagen bietet Sterkrade volles literarisches Programm in Kirchen, Kneipen, Cafés.
Eine feine Auswahl schöner Schauplätze und neben den örtlichen Literatur-Fachkräften nun sogar gestandene Bestseller-Autoren: Der Sterkrader Lesesommer lebt in seiner 2019er Ausgabe vom 23. August bis 6. September das Motto „stark - stärker - Sterkrade“. Voller ist das Programm deshalb nicht geworden, sondern bleibt mit 15 Terminen an neun Tagen übersichtlich.
Frank Goosen als Star dieses Lesesommers hatte das Literaturhaus bereits stolz vorgestellt. Schließlich zieht der Verein allsommerlich für einen Leseabend von seinem Domizil an der Marktstraße 146 nach Sterkrade – und hat für den Auftakt am Freitag, 23. August, um 19.30 Uhr eine besonders schöne „Location“ aufgetan: die Eventkirche St. Bernardus, Dorstener Straße 188. „Kein Wunder“ ist unter dem hohen Gewölbe ein etwas provokanter Romantitel. Und dann erzählt Frank Goosen auch noch von einem selbst ernannten „Weltenwanderer der Liebe“: Dieser Fränge genießt im – noch – geteilten Berlin eine „Ménage-à-trois“ mit einer Freundin im Westen und einer im Osten. Bis die Mauer fällt und mit ihr Fränges Idyll bröckelt.
Zum Schmöcker-Schmaus reicht die Autorin kleine Köstlichkeiten
Der traditionelle Lesesommer-Auftakt ist mit diesem Prolog an die zweite Stelle gerückt: Im „Klumpen Moritz“, Bahnhofstraße 30, vereinen Gert Immich und seine Mitstreiter am Dienstag, 27. August, um 19 Uhr Literatur und Musik. Die „gute Stube in Sterkrade“ will zu diesem Anlass sogar eine eigene Speisekarte auflegen – ein Genuss für alle Sinne.
Als Bestseller-Autorin „von umme Ecke“ hat Andrea Russo gleich zwei Auftritte beim Lesesommer: Den ersten gestaltet sie am Mittwoch, 28. August, um 16 Uhr im Saal des Jahreszeiten-Bistros, An der Guten Hoffnung 9, mit ihrem neuesten Roman „Spätsommerfreundinnen“: Den alten Gasthof in ihrem Heimatort übernehmen und sich nur noch dem zu widmen, was sie liebt: Kochen und Backen – so könnte Andrea Russo auch von sich selbst erzählen. Doch ihre Romanheldin heißt Jette – und macht diesen Lebenstraum wahr, nachdem sie ihre Scheidung hinter sich gebracht hat. Zum Schmöker-Schmaus reicht die Autorin zuckersüße Köstlichkeiten – und lädt auch „mutige Männer“ herzlich ein.
Die amerikanische Langstrecke im gelben Bus-Ungetüm
Buchhändler Arndt Wiebus ist hierzulande der One-Man-Fanclub für den vor 30 Jahren verstorbenen Amsterdamer Literaten Simon Carmiggelt. Seine Kneipengeschichten liefern tiefe Erkenntnisse und singen das hohe Lied der Tresenkultur. Ein so gehalt- und stilvoller Schauplatz für Wiebus’ Lesung am Donnerstag, 29. August, um 18 Uhr ist daher die Sterkrader Craft-Brauerei Ruhrpottbrew, Postweg 29.
Superschnelle könnten dann direkt weitereilen in die Stadtbibliothek, Wilhelmstraße 9. Dort erzählt um 19 Uhr Heike Praschel von ihrem Abenteuer „Mit dem Schulbus in die Wildnis“: Mit ihren neun- und siebenjährigen Töchtern, für ein Jahr vom Unterricht befreit, wagten die Eltern Praschel im gelben Bus-Ungetüm die amerikanische Langstrecke: von Alaska und Kanada bis nach Mexiko. Mit ihren Eltern lernten die Mädchen „mit einem Minimum an Besitz“ auszukommen.
Mit ihrem zweiten Lesesommer-Auftritt sorgt Andrea Russo am Freitag, 30. August, um 15 Uhr für Stühlerücken bei Gato-Hair am Zilianplatz. Als Anne Barns (ihr bekanntestes Pseudonym) liest sie aus ihren Inselromanen – und hat aus ihrer Küche nicht nur literarische Appetithappen mitgebracht. Weil nur 20 Fans teilnehmen können, bitte anmelden unter 0208 - 66066.
„Scharf gewürzte“ Biografie des größten Romantikers
Das Kaffeekränzchen mit Apostolos Tsalastras im Café Cordes, Steinbrinkstraße 217, ist längst ein Fixum der Sterkrader Lesesommer: Am Freitag, 30. August, um 16 Uhr teilt sich der Kämmerer und Kulturdezernent das Mikrofon mit Gerburg Jahnke.
Auch Arndt Wiebus liest mindestens ein zweites Lieblingsbuch – am Mittwoch, 4. September, um 18 Uhr in der eigenen Buchhandlung, Steinbrinkstraße 249. Seine Empfehlung gilt einer „scharf gewürzten“ Biografie des größten Dichters der deutschen Romantik – im schönsten Schwäbisch betitelt „Der Hölderlin isch et verrückt gwä!“ Reinhard Horowski verfasste die biografische Streitschrift zum bald 250. Geburtstag des Lyrikers und Übersetzers (1770 bis 1843), der seine zweite Lebenshälfte als „unheilbar“ geisteskrank im berühmten Tübinger Turmzimmer verbrachte.
Mit dem Ausruf „Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ scheint auch Torsten Bauer im Sturm und Drang zu schürfen. Doch wie etliche Fans dieses unerwarteten Bestsellers wissen: Gemeint ist der autobiografische Roman des Schauspielers Joachim Meyerhoff. Aus dem Werk seines Kollegen liest der 57-Jährige vom Ensemble des Theaters Oberhausen am Donnerstag, 5. September, um 20 Uhr in der St. Clemens-Kirche am Großen Markt.
Ein Highlight zum Abschluss des Lesesommers – nicht nur für das jüngste Publikum – verspricht am Freitag, 6. September, um 16 Uhr die Aufführung einer Kinderkantate durch die Eleven der Klostermusikschule. Detlef Schoener vertonte Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ voller Hingabe an den Sprachwitz und die Wortakrobatik des Originals. Schauplatz ist die Sterkrader Stadtbibliothek.