Oberhausen. Die Forscher des Oberhausener Instituts Fraunhofer Umsicht recyceln Abgase des ThyssenKrupp-Stahlwerkes in Duisburg. Aus CO2 wird Methanol.

Die Stahlindustrie stößt immense Mengen an Kohlendioxid aus. Doch statt das klimaschädliche CO2 weiterhin in die Luft zu blasen, wollen die Forscher des Oberhausener Instituts Fraunhofer Umsicht es künftig als Rohstoff nutzen. Seit einigen Tagen ist zu diesem Zweck nun eine Pilot-Anlage auf dem Forschungsgelände an der Osterfelder Straße in Betrieb.

Ziel: Aus dem in Stahlwerken anfallenden Hüttengas soll mit der Methode „Carbon2Chem“ Methanol gewonnen werden. Dieses soll dann wiederum in der chemischen Industrie eingesetzt werden. Methanol wird für etliche Produktionen als Basis-Chemikalie benötigt, zudem ist es als synthetischer Kraftstoff einsetzbar.

Anlage zieht nach Duisburg um

Im September vergangenen Jahres ist der Versuch, Methanol aus aus Hüttengasen herzustellen, erstmals im eigens dafür gebauten Technikum am Stahlwerk von ThyssenKrupp in Duisburg geglückt. Damals noch im Labor-Maßstab, bereitet seit Juli nun die Pilot-Anlage die großtechnische Umsetzung des Prinzips vor.

Auch interessant

Sind die Versuchsreihen in Oberhausen abgeschlossen, zieht die Anlage nach Duisburg um. Ab 2020 soll sie dort bis zu 75 Liter Roh-Methanol am Tag aus den Abgasen des Stahlwerkes produzieren.

Fördersumme: 63 Millionen Euro

Der Vorteil: Der für die Herstellung von Methanol nötige Kohlenstoff wird derzeit überwiegend durch fossile Quellen wie Erdgas bereitgestellt. Die Fraunhofer-Forscher gewinnen ihn aus dem ohnehin anfallenden Hüttengas des Stahlwerks. Das Verfahren, Gase aus der Stahlproduktion zu recyceln, ist weltweit einmalig.

„Carbon2Chem“ ist ein Großprojekt, an dem 17 Partner aus Industrie und Forschung beteiligt sind. Gemeinsam wollen sie eine Technologie erarbeiten, um jährlich rund 20 Millionen Tonnen CO2-Emissionen der deutschen Stahlindustrie wirtschaftlich wieder nutzbar zu machen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit rund 63 Millionen Euro.