Oberhausen. . Großraumdiskothek für einen Tag! In der Turbinenhalle kullerten zum T-Club-Revival die Schweißperlen. Zwischen Disco-Pommes und Hebefiguren.
Maloche, damit kennen sie sich in der Turbinenhalle aus. 1909 erbaut, hat sie sich für die Gutehoffnungshütte (GHH) als energieerzeugendes Lebenselixier verdient gemacht. Um dann ab 1993 zur zappelnden Großraumdiskothek umgewidmet zu werden. Am Samstag feierten 3400 Tänzer ihre ganz eigene Nacht der Industriekultur. Dem legendären „T-Club“ gelang in der längst auf Konzerte und Festivals spezialisierten Turbinenhalle ein krachendes Comeback mit rinnenden Schweißperlen.
Mehr als 30 Grad? Mit Hitze kennen sie sich aus
Seit 2007 ist das Thema Großraumdiskothek hier eigentlich durch. Der Ur-T-Club im Séparée des heutigen Clubs „Steffy“ schloss schon vier Jahre früher. Doch für eine Nacht holen sie nun die Großraumdiskothek zurück. Was kümmern die mehr als 30 Grad nach Sonnenuntergang. Geschwitzt haben die meisten hier schon zu Schulzeiten genug. „Lange, lange ging das damals“, erinnert sich Daniel Hoppe, heute 40. „Da haben wir nicht im Wohnzimmer abgehangen. Wir sind in den T-Club gegangen, selbst am Donnerstag!“
Am Eingang begrüßt er Weggefährten von damals mit Handschlag. Die alten grauen Kassenhäuschen am Eingang stehen nicht mehr. Nun sind es sterilere Metallhütten. Doch die Erinnerungen sind nicht kaputt zu bekommen. „Hier stand ich Stunden für die Garderobe an – da hinten gab es Pommes!“ Schon im Foyer beginnt das Kopfkino. Als man hier noch auf Leute wartete, die von der Haltestelle „Zum Lipperfeld“ im dichten Anreiseverkehr von Fußgängern trödelten. Die Abbiegeregeln waren eindeutig: Rechts zum „T-Club“ mit Rock und Alternative, links in die „Halle“ zur Elektro-Berieselung. Später gerade durch zum „Blade“ mit Gothic-Anleihen. Schöne alte Welt!
Fotos aus längst geschlagenen Tanzschlachten
Diesmal huldigen sie dem „T-Club“. Alte Luftballons mit Disco-Logo verzieren die nüchternen Geländer des alten Industriegebäudes. Alte Fotos aus längst geschlagenen Tanzschlachten rauschen über den Bildschirm. Hochmodische Schlabber-T-Shirts treffen auf Matten-Frisuren für Millionen. „Das war doch der? Oder doch nicht? Weiß nicht mehr!“ Die Schweißperlen kullern!
Drinnen backt die Riege der Original-Discjockeys um DJ Cheasy an einem schmackhaften Klangbraten. Gerade haben sich noch Depeche Mode vorgestellt, schon biegt der Reigen ins Spaßbad ab. „Time of my Life“ aus Dirty Dancing ist nur Sekunden angespielt – schon reißen die dicht tanzenden Innenraum-Besetzer die Arme nach oben. Eine Gruppe von nicht mehr ganz so jungen Männern übt die dazu korrespondierende Hebefigur. Klappt wie damals – nämlich überhaupt nicht wirklich.
Nostalgie liegt im Trend
Revivals sind in Oberhausen angesagt. Das liegt auch daran, dass es in der Stadt eine rege Diskotheken-Vergangenheit gibt. Schon der „Music Circus Ruhr“ feierte mit seinen Rückkehr-Partys unter der Zeltplane Erfolge. Kürzlich kündigte auch das „Blue Moon“ eine Party an.
Der Vorverkauf für das T-Club-Revival lief außergewöhnlich gut. Innerhalb der ersten zwei Stunden verkauften die Veranstalter 1100 Eintrittskarten. Letztlich kamen 3400 Fans in die Turbinenhalle. Ob es eine Wiederholung gibt? Noch offen!
Das Revival wird herzlich. Pärchen tauschen Küsse aus. Viele sind zum ersten Mal nach Jahren wieder auf einer Tanzfläche. Früher: jung und ungebunden. Heute: Familie mit Kindern. Jetzt gerade: Nach dem x-ten Bier zu viel mit Abtanzen zu „Die da“ von den Fantastischen Vier beschäftigt. Wunderbar!
Großraumdiskotheken sind heute ausgestorben
Großraumdiskotheken gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Früher gehörte der Tanz mit Tausenden zum guten Ton. Die Stützpfeiler neben der Tanzfläche dienten als Treffpunkt und Datingbörse. Heute wird „getindert“ und „geparchipt“, dass am Handy die Funken fliegen. Vermutlich müsste man Tanz-Novizen auch die eingespielte Titelmusik erklären, die beim T-Club-Revival zwischendurch für ein weiteres Zeitreise-Gefühl sorgt. „Wenn sie mal ein Problem haben und nicht mehr weiterwissen, rufen sie doch das A-Team!“ Eine US-Serie aus den 1980er-Jahren, ausgestrahlt als RTL noch das Plus im Namen trug. Noch um 2 Uhr ist es rappelvoll auf der Tanzfläche – vielleicht erinnern sich manche auch an die Kopfschmerzen am nächsten Tag.