Oberhausen. . In einem Großprojekt haben sich Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule ein Jahr lang mit Kunst beschäftigt. Am 29. Juni folgt die Finissage.
Der Drogeriemarkt und die Anwaltskanzlei als Ausstellungsfläche für Kunst? So mancher gestandener Künstler ist da sicherlich neidisch auf die Schüler, die ihre Werke in 28 Ladengeschäften rund um die Schmachtendorfer Straße und in zwölf Klassenräumen der Heinrich-Böll-Gesamtschule zeigen dürfen. Zwei Wochen lang verwandelten sich diese Orte zu Ausstellungsräumen der etwas anderen Art. Nun steuert die große Schüler-Kunstausstellung „Körper im Raum“ mit so einfallsreichen und vielfältigen Kunstwerken am Samstag auf ihre Finissage zu.
In ihren Arbeiten haben sich die rund 430 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis 13 ein Jahr lang mit Themen befasst, die sie beschäftigen: Umwelt und Klimawandel, Zukunft und Ökonomie, Rassismus und Gleichberechtigung , Tod und Generationenfragen. Daneben spielten der Umgang mit Medien und vielfach auch psychologische Themen, wie Paranoia oder innere Unruhe, in den Kunstwerken eine bedeutende Rolle.
Von der Fotografie bis zum Happening
Entstanden sind unzählige Fotografien, Video- und Klanginstallationen, Zeichnungen, Bilder, Plastiken und Skulpturen. So manch einer ließ sich zu einem Happening hinreißen. Wie etwa der 17-jährige Schüler Timo Jansen. Er hat sich bei der Eröffnung am 17. Juni schwarz-weiß angemalt und später von Besuchern und Gästen der Schau wie Oberbürgermeister Daniel Schranz weiter färben lassen, um mit seiner Körperkunst eine Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus zu führen. „Das war schon eine interessante Erfahrung“, erzählt Timo Jansen, der überrascht davon war, wie offen das Publikum auf ihn zugegangen ist.
Maik Hüsken (19) hat für seine fotografische Arbeit zum Thema Homosexualität und Gleichberechtigung sogar mit zwei Männer-Models aus Köln zusammengearbeitet und ist extra in seiner Freizeit in die Domstadt gefahren.
Fächerübergreifende Auseinandersetzung
Seine Arbeit verortet er gleich in einem ganzen Ausstellungsraum zu Gender-Fragen. Die Message: Mehr Gleichberechtigung und Toleranz in einer Gesellschaft, der der Umgang mit Homo- und Transsexualität immer noch schwer fällt.
„Die Schüler haben sich die Themen und die Art und Weise wie sie künstlerisch damit umgehen, selbst ausgesucht“, erklärt Lehrerin Havin Al-Sindy. Das großangelegte Projekt ist überhaupt erst auf Wunsch der Schülerschaft entstanden und fand nicht nur im Kunstunterricht sondern fächerübergreifend statt.
Finissage am Samstag
Noch bis einschließlich Samstag, 27. Juni sind die Schüler-Arbeiten der großen Kunstausstellung „Körper im Raum“ in den 28 Schmachtendorfer Ladengeschäften und in der Heinrich-Böll-Gesamtschule zu sehen.
In der Sporthalle der Schule, Schmachtendorfer Straße 165, findet am Samstag auch ab 17 Uhr die Finissage der Ausstellung statt.
Im September 2018 ging es los an der Heinrich-Böll-Gesamtschule. Vier weiteren Schulen aus Mülheim, Dinslaken und Krefeld stießen zum Projekt. Im Dezember gewann man die Interessengemeinschaft Sterkrade für sich, die zahlreiche Läden aus dem Stadtteil mit ins Boot holte und an dem Ausstellungsvorhaben beteiligte. Das befruchtete letztlich auch die künstlerische Auseinandersetzung. Viele Arbeiten reflektieren auch den Ausstellungsraum, in dem sie gezeigt werden.
„Einige professionelle Künstler waren wirklich neidisch auf die Arbeiten der Schüler“, verrät die Kunstlehrerin Havin Al-Sindy, die das Projekt mit Mitgliedern der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste begleitet und kuratiert hat.
Auch sie hat so einige versteckte Kunsttalente entdeckt. „Wir versuchen einige Arbeiten nun auch ins Museum zu bringen.“ Man sei unter anderem in Gesprächen mit der Ludwiggalerie.