Oberhausen. Die Bahn informierte in Oberhausen über die Veränderungen entlang der Betuwe-Strecke in Sterkrade und Holten. Bürger brachten einige Kritik an.

Eigentlich wollten die Vertreter der Deutschen Bahn Mittwochabend im Lito-Palast in Sterkrade nur über die Veränderungen entlang der Betuwe-Linie im zweiten Planungsabschnitt auf Oberhausener Gebiet informieren. Doch die rund 40 anwesenden Bürger nutzten den Abend, um auf defekte Aufzüge, hohe Lärmbelastung und zugeparkte Straßen hinzuweisen. Ein Überblick über die wichtigsten Veränderungen und die Bedeutung für die Bürger:

Bahnhof Sterkrade

Zu den bislang vier bestehenden Gleisen kommt ein fünftes Gleis hinzu. Die Bahn baut den Tunnel zu den Gleisen komplett neu - und verbreitert ihn von derzeit rund vier auf dann sechs Meter. Damit reagiert die Bahn auf bereits erfolgte Einwendungen von Bürgern und der Stadt Oberhausen. Der jetzige Tunnel, für viele Bürger ein Angstraum, wird nach dem Lichtwelten-Konzept der Landschaftsarchitekten Freiraum ST aus Duisburg verwirklicht. Er soll viel heller und offener werden. Der Zugang zu den Bahnsteigen wird über Aufzüge und Rampen erfolgen. Einige Bürger wiesen darauf hin, dass die Aufzüge eine Normgröße erhalten sollen, für die im Falle eines Schadens Ersatzteile bestellbar sind und in die sowohl Rollstuhlfahrer, Fahrräder und Kinderwagen passen.

Am Bahnhof, Neumühler Straße, soll ein Parkhaus entstehen. Die Nachricht dürfte einige Anwesende der Infoveranstaltung gefreut haben. Sie kritisierten, dass die Straßen rund um den Bahnhof von Pendlern so zugeparkt seien, dass Anwohner selbst keine Stellflächen mehr hätten und die Straßenreinigung nicht durchkäme. An der Neumühler Straße soll außerdem eine neue Bushaltestelle gebaut werden.

Die Bahn hofft nun darauf, dass die Stadt Oberhausen demnächst zügig Baurecht für den Neubau des Bahnhofstunnels erwirkt, erklärte Betuwe-Projektleiter Stefan Ventzke. Denn unter dem Tunnel verlaufen Telefon-, Strom- und Energieleitungen, die zunächst verlegt werden müssen.

Bahnhof Holten

Der Ausbau der Betuwe-Linie führt in Holten dazu, dass ein drittes Gleis entsteht. Parallel zu den Gleisen wird nach den neuen Plänen auf Wunsch der Stadt Oberhausen eine Fußgängerbrücke über die Schmachtendorfer Straße gebaut. Außerdem muss ein Regenrückhaltebecken an der Autobahn A3 verlegt werden. Die Brücke über die A3 wird zudem für das dritte Gleis erweitert. Dabei wird die Bahn laut Ventzke den im Bundeswegeverkehrsplan vorgesehenen Ausbau der A3 berücksichtigen. Das heißt: Die Brücke wird auch für den Autobahnausbau breit genug gebaut.

Sicherheit und Löschwasser

Bahn, Feuerwehren und Bürgerinitiativen haben sich nach jahrelangem Ringen auf ein Sicherheitskonzept geeinigt. Die Feuerwehr sah die Gefahr, im Falle eines Unglücks nicht schnell genug an die Gleise zu kommen. Nun werden zusätzliche Servicetüren, die eigentlich für Bahn-Mitarbeiter gedacht sind, für Rettungskräfte zugänglich gemacht. Im zweiten Bauabschnitt auf Oberhausener Gebiet wird es zwei zusätzliche Zuwegungen für die Rettungskräfte geben. So sei gewährleistet, dass die Feuerwehr ihre Rettungsfrist einhalten könne, meinte Ventzke.

Im Falle eines Brandes muss die Feuerwehr in der Lage sein, schnell an eine große Menge Löschwasser zu kommen. Dafür ist ein HFS-Gerät (Hytrans-Fire-System) angeschafft worden - also ein System, durch das schnell viel Wasser transportiert werden kann. Entlang der Strecke ist eine Förderleistung von 93 Kubikmetern pro Stunde nötig. In Oberhausen und Emmerich ist das HFS-Gerät bereits vorhanden, in Wesel und Dinslaken folgt es nach Angaben der Bahn noch. Zudem werden sechs zusätzliche Löschwasserbrunnen gebaut. Bürger wiesen am Mittwoch auf ein Problem hin: Der Weiher im Volkspark, aus dem wie aus der Emscher oder dem Rhein-Herne-Kanal im Zweifel Löschwasser entnommen werden soll, hat in einem trockenenen Sommer wie 2018 nicht viel Wasser. Ventzke will das nochmal prüfen lassen.

Das ist für Anwohner und Bürger wichtig

Oberhausener können noch bis bis einschließlich 17. Juli schriftlich Einwendungen erheben, die sich auf die Veränderungen (das sogenannte zweite Deckblattverfahren) beziehen. Einwendungen, die bereits zu einem früheren Zeitpunkt gemacht worden sind, haben weiterhin bestand und müssen nicht erneuert werde. Darauf wies Stefan Ventzke am Mittwoch ausdrücklich hin. Die Bahn nimmt keine Einwendungen entgegen, sondern müssen entweder an die Bezirksregierung Düsseldorf, Am Bonneshof 35, 40474 Düsseldorf, oder an die Stadt Oberhausen, Fachbereich 5-6-10 Verkehrsplanung/Signalwesen, Bahnhofstraße 66, gerichtet werden.

Rund 40 Bürgerinnen und Bürger informierten sich über die Veränderungen entlang der Betuwe-Strecke in Oberhausen.
Rund 40 Bürgerinnen und Bürger informierten sich über die Veränderungen entlang der Betuwe-Strecke in Oberhausen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Am Lärmschutz habe die Bahn eigenen Angaben zufolge nichts verändert. In einem vorherigen Verfahren seien bereits Gebiete anders eingruppiert worden, wodurch mehr Anwohner Anspruch auf passiven Lärmschutz hätten – statt wie anfangs 3100 Wohneinheiten seien es nun 3500 Wohneinheiten, so Ventzke.

Kosten

Die Kosten für den Betuwe-Ausbau werden sich Schätzungen zufolge auf weit mehr als zwei Milliarden Euro belaufen, meint Ventzke auf Nachfrage.

Wie geht es weiter?

Die Pläne sind für alle Bürger noch bis einschließlich zum 3. Juli im Technischen Rathaus in Sterkrade zu den gängigen Öffnungszeiten einzusehen. Außerdem gibt es sie im Internet unter: https://evit-net.de/ABS_46-2_PFA_1-2_2_Deckblatt/. Sind die Einwendungen von Bürgern und Stadt gemacht, wird die Bahn dazu Stellung nehmen. Anschließend prüfen die Bezirksregierung und das Eisenbahnbundesamt, dann erfolgt der Planfeststellungsbeschluss. Mit einem Start des Ausbaus auf diesem Teilabschnitt rechnet die Bahn nicht vor den Jahren 2020/2021. Derzeit wird im ersten Planfeststellungsabschnitt zwischen Rosa-/Rothofstraße und rund ums Niederrheinstadion gebaut. Hier entstehen unter anderem neue Brücken.

Bürger regten außerdem an, die Baustraßen, die für den Ausbau von der Bahn eingerichtet werden, nach Abschluss der Arbeiten nicht zurückzubauen, sondern als Radwege zu nutzen. Werner Nowak von der Ratsgruppe „Offen für Bürger“ hatte bereits einen Antrag beim RVR eingereicht, einen Radweg entlang der Betuwe-Strecke zu bauen. Den Antrag will er nun um die Baustraßen ergänzen.