Oberhausen. In Duo-Besetzung gastiert der Singer-Songwriter am Freitag, 7. Juni, im Druckluft. Im Repertoire die Lieder des Albums „Das Licht dieser Welt“.

In Sachen Neuentdeckungen ist bekanntlich Verlass auf das Druckluft, Am Förderturm 27. Doch immer mal wieder beehrt auch ein geläufigerer Name das soziokulturelle Zentrum. Dieser ist sogar von altem Adel – und prangt auf den Etiketten edel ausgebauter Weine: Gisbert Freiherr zu Innhausen und Knyphausen gibt am Freitag, 7. Juni, um 20 Uhr ein Duo-Konzert mit Karl Ivar Refseth am Vibraphon.

Sieben Jahre war es ruhig gewesen um Gisbert zu Knyphausen. Sieben Jahre, in denen der adlige Singer-Songwriter den Tod seinesProjektpartners Nils Koppruch verdauen musste, mit dem er 2012 das gefeierte Duett „Kid Kopphausen“ begründet und das feine Album „1“ aufgenommen hatte. Sieben Jahre, in denen sich der jetzt 40-Jährige aus Rheinhessen nach zwei gefeierten Solo-Alben auch privat wieder neu erden wollte. Tournee-aktiv war der Liedermacher in den letzten Jahren als Sideman – und zwar als Bassist in der Band von Olli Schulz, als der mit seinem genial betitelten Album „Feelings aus der Asche“ unterwegs war.

Fast schon orchestraler Songwriter-Pop

Jetzt aber ist es soweit und „Das Licht dieser Welt“ bereichert seit zwei Jahren das Repertoire des Freiherrn, der zwar gerne und ausgiebig tourt – aber das Aufnahmestudio lange gescheut hat. Wie der vorletzte der zwölf Titel „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ (mit den Bremer Stadtmusikanten) andeutet, geriet das Album zu einem heiteren Stück Trauerarbeit voller Optimismus, was auch daran liegt, dass Gisbert zu Knyphausen mehr Musiker denn je zu einer fast schon orchestralen Art des Songwriter-Pop zusammengetrommelt hat.

Kaum ein deutscher Musiker – und erst recht keiner mit einem so schmalen Output von drei Soloalben und zwei längst vergriffenen Livealben – wird so erstaunlich innig von seinen Anhängern verehrt wie er. Zwölf neue Songs sind da schon eine stattliche Offerte: Es gibt zwei Songs mit englischen Texten und einen, der hat keinen. Es gibt wieder jene definitiven Lieder, bei denen man denkt: Besser kann man das nicht in Worte fassen.

Die Musik ist vielseitiger geworden

„Sonnige Grüße aus Khao Lak, Thailand“ handelt von der Einsamkeit eines älteren Mannes in einer Großstadt, und wie sich das anfühlt – Gisbert benennt das nicht, er lässt es einen selber fühlen. „Das Licht dieser Welt“ ist ein Lied, das man jedem neuen Menschen vorsingen möchte, eine Liebeserklärung an jede neue Existenz. „Kommen und Gehen“ handelt vom Sterben, „Stadt Land Flucht“ vom Suchen, „Dich zu lieben“ von der Liebe, davon, wie es ist, sie gefunden zu haben, und in „Cigarettes & Citylights“ geht’s um die Sehnsucht danach, endlich irgendwo anzukommen.

Licht und Schatten jagen sich in diesen Liedern wie die Wolken am Himmel. Gisbert zu Knyphausen erzählt jetzt weniger von sich und mehr von den Menschen, findet in den Leben der Anderen das, was seine Texte so besonders macht. Auch die Musik ist offener geworden, vielseitiger. Gisbert hat neue Musiker um sich geschart, um das Korsett des klampfenden Liedermachers zu lockern. So sind weniger Gitarren zu hören, dafür Vibraphon, Posaunen, Trompeten, Synthesizer und ein Klavier. Die Reise endet mit dem fröhlich rumpelnden „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“, einem Song, den der verstorbene Nils Koppruch begonnen und Gisbert nun beendet hat.

„Immer muss ich alles sollen“

Rückblick: 2008 erschien das Debütalbum „Gisbert zu Knyphausen“, zwei Jahre danach „Hurra! Hurra! So nicht“ und wieder zwei Jahre später das erste und letzte Album von „Kid Kopphausen“, der Band, die Gisbert mit dem großartigen Nils Koppruch gegründet hatte. Dessen Tod warf ihn aus der Bahn. Er ging mit der Kid Kopphausen-Band auf eine Tour, die immer länger wurde, reiste nach Russland, Iran, Albanien, lebte längere Zeit im Süden Frankreichs und schrieb das geniale Kinderlied „Immer muss ich alles sollen“. Jetzt will er wieder – Lieder schreiben und Konzerte geben.