Oberhausen. Herbert Michels’ Kunst birgt Erinnerungen eines Weltreisenden. Die Galerie KiR zeigt bis 28. Juli eine mit 80 Werken reich bestückte Schau.

Materialkunde – von Acrylfarben bis zum Bauschaum – sollte auch in die ersten Semester an Kunstakademien gehören. Herbert Michels jedenfalls kommen die Erfahrungen seines Berufslebens für die eigenen Gemälde und vor allem Plastiken bestens zugute. Der gelernte Maschinenschlosser war als Fachkaufmann zuständig für die Kataloge zum Materialeinkauf – und kennt sich bestens aus mit Stoffen und „Halbzeug“, also industriellen Vorprodukten. Ästhetische Form gewinnt dieses Wissen nun in der Ausstellung „Abstraktionen im Europahaus“, das die Kunstinitiative Ruhr von Sonntag an in der KiR-Galerie präsentiert.

Diese malerischen „Abstraktionen“ sind allerdings inspiriert von ganz konkreten Erlebnissen. Denn Winfried Baar, der KiR-Vorsitzende, stellt den 76-jährigen KiR-Mitgründer vor als „einen Weltreisenden mit dem Hang, auf die höchsten Türme zu steigen“. So sind etliche Gemälde, die Betrachter als reine Malerei auffassen dürften, eigentlich „Luftbilder, die sich verselbstständigen“, wie Herbert Michels sagt: Sei es der Wolkenkratzer-Blick auf Dubais „Palmen-Insel“, sei es eine Landschaftsimpression aus dem Oman in glühenden Wüstenfarben.

Die „blaue Blume“ der Romantik

Auch manche plastische Arbeit des Vielseitigen birgt eine sehr konkrete Reise-Erinnerung: Als sein persönliches „Gedenken“ beschreibt Herbert Michels eine Tonarbeit, die jenen Ruinen in Hiroshima nachgeformt sind, die bis heute ein Mahnmal sind für den ersten Atombomben-Abwurf der Geschichte.

Doch das Gros dieser mit 80 kleineren und größeren Exponaten reich bestückten Ausstellung zeigt einen leichteren, fast verspielten Zugriff des seit 20 Jahren künstlerisch Aktiven: Sogar die „blaue Blume“ der Romantik formte der Materialexperte in einem filigranen Verbund aus Schlacke und Edelstahl. Manches Werk aus „unedlen“ Stoffen ist eben formidable Mimikry: So wirkt eine hohe Stele, tiefschwarz glänzend und mit schrundiger Oberfläche, wie eine archaische afrikanische Holz-Skulptur. Tatsächlich ist das Ausgangsmaterial eine Allerwelt-Pressplatte, mit Hingabe geschliffen und geritzt. „Das geht nicht mal eben in der Küche.“

Stolz erzählt Herbert Michels, dass sein gut bestücktes Atelier schon Ziel einer VHS-Exkursion war. Schließlich ringt dieser Künstler selbst ordinärem Bauschaum aparte Formen ab – deren Inneres er noch dazu mit Lichtdioden ausstaffiert. Diese KiR-Ausstellung soll selbst für abendliche Passanten ein leuchtender Hingucker sein.