Oberhausen. Etliche Stromanbieter arbeiten mit fiesen Tricks, um an Neuabschlüsse zu kommen. Die Verbraucherberater erklären, worauf Kunden achten sollten.
Strom- und Gasanbieter schießen wie Pilze aus dem Boden. Einige davon arbeiten mit dreisten Mitteln. Sie schieben Kunden unbemerkt Lieferverträge unter. Dieses Thema entpuppte sich bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2018 der Verbraucher-Beratungsstelle Oberhausen als besonders heikel.
Denn die Fallstricke für die Verbraucher sind nur auf den ersten Blick leicht zu durchschauen, weiß Rechtsberaterin Petra Gülker. Erste Masche: Der Wolf im Schafspelz erscheint direkt an der Haustür. Getarnt ist er dabei in der Regel als Energieberater oder Vertreter eines als seriös bekannten Energielieferanten. Das Wort „Vertragswechsel“ wird bei dem folgenden Gespräch natürlich vermieden. „Statt dessen wird mit vagen Umschreibungen gearbeitet, wie Aussicht auf Kostenersparnis oder Preisvergleich“, klärt Gülker auf.
Gewinnspiel wird vorgegaukelt
Zweite Masche: „Der Werbeanruf.“ Obgleich längst verboten, hielten sich viele Firmen einfach nicht daran. Auch hier arbeiten die Anrufer mit ausgefeilten Tricks. Ein Gewinnspiel wird vorgegaukelt, eine Umfrage oder die Auszahlung eines Guthabens vom eigenen Energieversorger angekündigt. „Dabei geht es nur darum, persönliche Daten in Erfahrung zu bringen.“
Die so Überrumpelten erhalten Wochen später die Benachrichtigung, dass ihr Vertrag mit dem bisherigen Anbieter gekündigt wurde und dazu die Bestätigung für den neuen Vertrag.
Wem jetzt die Farbe aus dem Gesicht weicht: Hilfe naht. „Erst einmal ruhig bleiben“, rät Gülker und dann möglichst umgehend einen Widerruf absenden, am besten per Einschreiben mit Rückantwort. Denn dies ermögliche bis zu 14 Tage nach Erhalt des Briefes noch einen problemlosen Rücktritt vom Vertrag.
Preiserhöhung verschleiert
Doch nicht nur beim ungewollten Vertragswechsel zeigt sich so mancher Energieanbieter erfinderisch. „Die Verbraucherzentrale NRW hat vier Unternehmen abgemahnt und gegen drei auch Klage eingereicht, weil Preisänderungsmitteilungen in ihren Schreiben so verschleiert worden waren, dass die Kunden ihr Sonderkündigungsrecht für den Wechsel zu günstigeren Anbietern nicht wahrnehmen konnten.“
Weitere Ärgernisse: „Es werden viel zu hohe Vorauszahlungen verlangt oder Bonuszahlungen immer wieder hinausgeschoben.
Genauso schnell, wie die Energie-Pilze aus dem Boden schießen, zerbröseln sie auch wieder: „Insolvenzen in dieser Sparte stellen viele Kunden vor große Probleme.“ Auch in diesen Fällen bietet die Beratungsstelle rechtliche Hilfestellungen an. Die Beratung selbst kostet neun Euro, werden Schreiben aufgesetzt, kommen weitere 16 Euro dazu. Für Sozialhilfe-Empfänger ist die Beratung komplett kostenlos. Ernüchterndes Fazit der Beraterinnen: „In einigen Branchen gelingt es dem Einzelnen leider immer seltener, sein Anliegen selbstständig beim Anbieter vorzubringen.“