Jeder Frau ihre Hebamme: So lautet eine Forderung der Allianz für Kindergesundheit. Während dieses Prozesses haben sich auch Gynäkologen und Geburtshelferinnen angenähert.

Neun Monate ist es her, dass sich die „Allianz Kindergesundheit” unter Federführung der AOK gegründet hat. Ihr Anliegen: Die gesundheitliche Situation von Ungeborenen, Neugeborenen und Kindern zu verbessern. Zahlen, die Anlass zur Sorge geben, gibt es genügend. Hans-Werner Stratmann, Regionaldirektor bei der AOK, kennt sie alle. Zum Beispiel: „22,2 % der Kinder in Oberhausen waren 2008 nicht bei der U 9”. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung überprüft der Arzt im 60. bis 64. Lebensmonat, ob das Kind die Schulreife besitzt, ob Verhaltensauffälligkeiten oder chronische Erkrankungen vorliegen, wie der Zustand der Zähne ist und wie es um die Feinmotorik bestellt ist.

Dass alle elf vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen von den Eltern ernstgenommen und durchgeführt werden, dafür wollen sich die Mitglieder der Allianz einsetzten. Überhaupt geht es ihnen darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig Ernährung, Bewegung und gesundheitliche Vorsorge für die Entwicklung von Kindern sind.

Eine weitere Zahl, die Hans-Werner Stratmann parat hat: „Es gibt etwa 1600 Geburten pro Jahr in Oberhausen. Maximal die Hälfte der Frauen wird durch eine Hebamme betreut.” Das sind viel zu Wenige, finden die Allianz-Mitglieder und haben es zu ihrem ersten Projekt erkoren, diesen Zustand zu ändern.

Eines der Ergebnisse: Es gibt jetzt eine Liste aller Oberhausener Hebammen, mit sämtlichen Kontaktdaten. Diese wird den Schwangeren von ihren Frauenärzten übergeben – mit einer freundlichen Aufforderung, sich vertrauensvoll an eine Geburtshelferin in der Umgebung zu wenden. Auch bei Kreißsaal-Besichtigungen in Krankenhäusern soll gefragt werden: Haben Sie schon eine Hebamme?

„Einer Hebamme wird mehr erzählt als dem Mann oder der besten Freundin”, sagt Hans-Werner Stratmann. Ihr großer Vorteil sei, dass sie zu den Frauen nach Hause gehen, dass sie die häuslichen Verhältnisse kennt. Stratmann: „Sie ist eine permanente Ansprechpartnerin, eine Begleiterin, die genug Zeit hat, auf alle Fragen einzugehen.” Die Gynäkologen davon zu überzeugen, Hebammen nicht als Konkurrenz, sondern wichtige Ergänzung zu sehen, sei indes nicht einfach gewesen.