Im Gedränge auf Weihnachtsmärkten kommen Langfinger gut zum Zug, wenn die Leute nicht entsprechend vorsichtig sind. Die Polizei gibt Tipps gegen Taschendiebstähle.

Adventszeit. Zeit der Weihnachtsmärkte. Zeit des Gedränges. Zeit der Taschendiebe. So könnte man es auf den Punkt bringen. Die Bezirksbeamten Heiner Buschmann und Waldemar Kuhnert treffen bei ihren Rundgängen durch die City immer wieder Menschen, die es den Langfingern leicht machen.

Da schlendert ein Pärchen über die Marktstraße. Die Frau trägt einen Rucksack auf dem Rücken. „Bei den dicken Winterjacken merkt man das gar nicht”, wenn da einer dran geht”, sagt Buschmann. Kuhnert macht sich derweil auf den Weg, die beiden anzusprechen. „Die Frau wird bestimmt sagen, mein Mann passt auf den Rucksack auf”, scherzt er. So kommt es prompt. Nur, dass der Mann selbst sagt: „Da pass ich drauf auf.” Aber schon schildert Kuhnert Bernd und Brigitte Buhren eine Situation, in der es mit dem Aufpassen Essig ist. „Es braucht Sie bloß jemand anzusprechen”, sagt der Polizeihauptkommissar (PHK). Ein Täter lenkt ab, ein anderer bestiehlt das Opfer. So leicht geht das. „Es hilft, den Rucksack vorne zu tragen, auch wenn das nicht so schick aussieht”, rät PHK Buschmann.

Keine Innentaschen

Im Weihnachtswald verstaut gerade Gisela Buschhausen (65) ihr Portemonnaie in der Handtasche. Als Kuhnert sie auf Taschendiebe hinweist, erklärt die Frau: „Ich versuche, immer daran zu denken.” Fünf Mal seien ihr im Laufe der Jahre Geldbörsen gestohlen worden. Der Tipp der Polizei: Wertsachen in den Innentaschen von Jacken verstauen. Wobei Buschmann zugibt: „Für Frauen ist das nicht einfach, weil deren Jacken meist keine Innentaschen haben.”

Kuhnert schleicht sich von hinten an eine Passantin heran, die eine große, leuchtend rote Tasche über der Schulter trägt, deren Reißverschluss sogar noch ein Stück weit geöffnet ist. „Haben Sie gar keine Angst, ich komme da so mit der Hand rein”, demonstriert er Ursula Schmidt (59), wie leicht er ihr etwas aus der Tasche hätte stehlen können. „Och, da ist doch nur mein Portemonnaie drin”, sagt Ursula Schmidt. „Und darin sind wahrscheinlich Ihr Ausweis, Führerschein, Kredtitkarten”, sagt der Polizeibeamte. „Ja, das ist alles da drin”, gesteht die Frau ein. Also, die Tasche besser vorm Bauch tragen und die Hand darüber legen.

Die Polizei verzeichnet im Jahresschnitt ungefähr jeden zweiten Tag einen Handtaschendiebstahl. Allein am Mittwoch wurden übrigens vier Taschendiebstähle gemeldet. Zwei Täter, eine 29-jährige Frau und ein 41-jähriger Mann, konnten sogar festgenommen werden. Wobei die Aussicht, die Diebe zu erwischen, normalerweise nicht sehr groß ist. „Die Aufklärungsquote liegt unter zehn Prozent”, sagt Pressesprecher Uwe Weighardt. Denn, wie eines der vier Opfer am Mittwoch, eine 60-jährige Frau, bemerken die Leute erst später, dass die Geldbörse verschwunden ist.

Hausratversicherung

Ingo Aulbach, Vorsitzender vom Bezirksverband Rhein-Ruhr des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute, sagt: Täglich werden jetzt bei der Polizei verschwundene Geldbörsen gemeldet.” Ersatz dafür gebe es tatsächlich manchmal von der Hausratversicherung, aber nur, wenn Gewalt im Spiel war. Ein Angriff oder die Androhung von Gewalt reichen, dann ist die Hausratversicherung zuständig. Bei Bargeld liegt das Limit der Versicherungssumme je nach Vertrag bei 25 bis 1000 Euro. Zeugen für den Raub sind wichtig.