Der Künstler Gunter Demnig verlegte weitere Gedenksteine in der Stadt. Er und Sponsoren, wie der Jugendmitarbeiterkreis der Lutherkirchengemeinde, der die Patenschaft für vier Stolpersteine übernommen hat, werden weiter dafür sorgen, dass die vom NS-Regime ermordeten Menschen nicht vergessen werden.

Pock, Pock, Pock. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hämmert auf die goldglänzende Oberfläche der vier Steine ein, versenkt sie auf dem Gehweg der Alsenstraße 61 in den Boden. Vier Steine, vier Namen, vier tragische Schicksale.

Während der Künstler – zünftig gekleidet in blauer Arbeitshose, mit dicker Lederweste und Lederhut – auf dem Boden kniet – erzählt Clemens Heinrichs, der Leiter der Gedenkhalle. Er erinnert an die Familie Sander, die zuletzt hier an der Alsenstraße wohnte und der die Stolpersteine gewidmet sind. Max und Erna Sander und ihre Kinder Erich und Grete waren eine ganz normale Familie. Bis die Nazis sie grausam auseinanderrissen, weil sie Juden waren.

Schlimmer Abschied

Es läuft einem schon kalt den Rücken herunter, wenn Heinrichs berichtet, wie Sanders Sohn und Tochter mit einem Kindertransport in die Niederlande schickten, um sie zu retten. Den schlimmen Abschied von den Eltern am Bahnhof unter „dem Hohngelächter der Nazis”, so Heinrichs, mag man sich kaum vorstellen. Und dann überlebte nur Erich, dem letztlich eine abenteuerliche Flucht zu Fuß über die Pyrenäen nach Spanien gelang. Seine jüngere Schwester Grete wurde in den Niederlanden bei einer Razzia festgenommen und in Auschwitz ermordet. Die Eltern wurden nach Theresienstadt deportiert. Erna Sander überlebte, ihr Mann wurde ermordet. Das grausame Schicksal der Oberhausener Familie wird nun nicht in Vergessenheit geraten. Denn, so die Idee Demnigs, des Initiators der Stolpersteine: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.”

Demnig führt seinen Feldzug gegen das Vergessen, hat schon 22 000 Stolpersteine verlegt, 50 davon in Oberhausen. Die übrigen in 523 Orten in Deutschland und in vielen anderen Ländern. „Das geht unheimlich schnell weiter”, erklärt Heinrichs. 2008 bekam Oberhausen seine ersten Stolpersteine und war da der 301. Ort in Deutschland.

Erinnerung

Die Aktion an der Alsenstraße verfolgen auch Schüler der Gesamtschule Alt-Oberhausen. „Es ist gut, dass das heute nicht mehr so ist”, sagt Toben (12), nachdem Heinrichs die Geschichte der Sanders erzählt hat. Ein 42-jähriger Oberhausener ist gleich mit seinem Vater und seiner Nichte zur Alsenstraße gekommen. „Ich hatte darüber gelesen und finde es wichtig, dass diese Erinnerung nicht verloren geht”, sagt der Mann.

Demnig und Sponsoren, wie der Jugendmitarbeiterkreis der Lutherkirchengemeinde, der die Patenschaft für vier Stolpersteine übernommen hat, werden auch weiter dafür sorgen, dass die vom NS-Regime ermordeten Menschen nicht vergessen werden.

Nicht nur an der Alsenstraße, auch an der Bergmann- und Goethestraße sowie der Mülheimer Straße gibt es seit gestern Stolpersteine. Martin Heix, Hermann Jülich und Familie Marchand, das sind weitere Namen, noch mehr Schicksale, die erinnern sollen an das Grauen, das einst herrschte.