Oberhausen. Sozialforscher nehmen das Marienviertel am Juni in den Blick. Vor Ort werden den Bewohnern Fragen gestellt. Die Ergebnisse sollen 2020 vorliegen.
Wer im Marienviertel wohnt, muss ab Juni damit rechnen, wissenschaftlich unter die Lupe genommen zu werden. Das ist allerdings aus Forschersicht ganz konstruktiv und freundlich gemeint: Im nächsten Monat startet eine umfassende Sozialraumanalyse rund um das Marienviertel – federführend betreut von einem Team der Universität Düsseldorf.
Welche Orte und Räume im und rund um das Quartier sind beliebt? Welche Einrichtungen sind bekannt? Was fehlt im Quartier? Wo fühlen sich die Anwohner unsicher? Wo gibt es Konflikte? Solche Fragen wird die Forschungsstelle sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung (FSPE) der Universität Düsseldorf parat haben.
Vergleichsweise schlechte Sozialdaten
Hintergrund sind vergleichsweise schlechte Sozialdaten vor allem für die östlichen Teile des Marienviertels hin zum Brücktorviertel, die 2018 die Lokalpolitiker verblüfften und dringenden Handlungsbedarf signalisierten. Stadtstatistiker hatten damals anhand von sieben wichtigen Sozialdaten (z.B. Zuwandereranzahl, Hartz-IV-Empfänger, Kinderarmut, Altersarmut) die aktuelle Lage in Wohnvierteln ermittelt.
Das Forscherteam um die Professoren Ulrich Deinet und Anne van Rießen will nun umfassend Klarheit schaffen, wie es wirklich aussieht und woran es mangelt, um ein lebenswerteres Umfeld für alle 10.000 Bewohner zu schaffen.
Geschäftslokal an Falkensteinstraße
Die Bewohner werden vor allem in der ersten und letzen Juniwoche befragt. Die Sozialforscher wollen sich zum Beispiel vor dem Supermarkt an der Falkensteinstraße positionieren und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Für eine intensive und reibungslose Kommunikation steht sogar ein eigenes Geschäftslokal an der Falkensteinstraße 210 zur Verfügung. Das Projekt hat eine Laufzeit bis Dezember, im Jahr 2020 soll es konkrete Ergebnisse und auch einen offiziellen Bericht geben.
Sozialforschung auf vielen Themenfeldern
Prof. Ulrich Deinet leitet die Forschungsstelle FSPE der Universität Düsseldorf zusammen mit Prof. Anne van Rießen.
Alter und Pflege im Sozialraum, Ehrenamt, lebenswerte Quartiere sind beispielhafte Themen.
Neben einem Team der Uni Düsseldorf sind auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung am gesamten Forschungsprozess beteiligt.
Weitere Informationen gibt es bei André Wilger unter
0176 - 511 720 45
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André Wilger von der Koordinierungsstelle „NRWeltoffen“ ist besonders gespannt auf diese aktuellen Sozial- und Befragungsdaten, denn er sieht hier die Chance, anhand eines ruhrgebietstypischen Stadtviertels vor allem Erkenntnisse zu gewinnen, wie man Populismus, Rechtsextremismus und Rassismus begegnen kann und was speziell Stadt und Lokalpolitik auf diesem Feld leisten können.
Marienviertel ist in seiner sozialen Durchmischung typisch
Alle Beteiligten betonen, dass der Wohnbereich rund ums Marienviertel nicht ausgesucht wurde, weil er besonders problematisch sei, sondern weil er in seiner sozialen Durchmischung und Vielfalt typisch für Stadt und Region sei. Insofern könne man gerade hier wegweisende Erkenntnisse gewinnen, was urbane Wohnquartiere künftig konkret bieten sollten.