OBERHAUSEN. . „Maria 2.0“, die Protestaktion katholischer Frauen, läuft auch in Oberhausen. Vor Sterkrader Kirche kamen Verbrechen von Geistlichen zur Sprache.

Ihr Protest ist nicht laut und lärmend. Er will vielmehr den Heiligen Geist auf die Erde herabrufen, genauer gesagt auf die Katholische Kirche. „Lasst uns die Kirche wach küssen“, hieß es auf dem Gebets- und Liedzettel. Rund 40 katholische Christen, fast nur Frauen, hatten sich damit am Samstagmittag vor der St. Clemens-Kirche in Sterkrade versammelt. „Maria 2.0“ heißt ihre Aktion. Gestartet wurde sie in Münster. Katholische Frauen beten für eine durchgreifende Erneuerung ihrer Kirche.

Anlass ist die Art und Weise, wie die Kirche mit dem Skandal um sexuellen Missbrauch in ihren eigenen Reihen umgeht. Erschütternde Vorkommnisse trugen die Frauen da in Gebetsform vor. Da war von Ordensschwestern die Rede, denen Priester Gewalt angetan hätten, davon, dass die Kinder von Ordensfrauen entweder abgetrieben oder von ih­ren Müttern getrennt worden seien. „Das alles macht uns sprachlos. Es braucht Mut und Ehrlichkeit zur Offenlegung der Verbrechen und Be­stra­fung der Schuldigen“, beteten die Frauen am Samstag. Gemeindereferentin Stefanie Alders sang dazu auf der Gitarre „Erneuere uns“. Propst Peter Fabritz habe ihr die Erlaubnis zu der Aktion vor der Kirche gegeben, berichtete sie im Anschluss, als die Frauen noch beisammen standen. Fabritz war es auch, der im vergangenen Jahr bei einem Männertreffen, das ansonsten bemerkenswert unkritisch verlief, die deutlichsten Worte fand. Er hatte erklärt, wer die Katholische Kirche nur aus den Medien, nicht aus persönlichem Erleben in der Gemeinde kenne, müsse ja den Eindruck gewinnen, es mit einer Verbrecherorganisation zu tun zu haben.

„Es ist zehn nach zwölf“

Für Frauen wie Irmtraud Köster und Margarete Küper-Ekers ist dringend der Zeitpunkt gekommen, die Frauen in der Kirche endlich voll gleichzustellen, also zum Priesteramt zuzulassen. „Es ist schon zehn nach zwölf“, mahnte Köster. Und Küper-Ekers sagte, „wir Frauen lieben Kirche, aber nicht so, wie sie momentan ist.“

Zu Beginn ihrer Aktion trugen die Frauen Pflaster auf ihren Lippen. Sie trugen ihre Klagen später nachdenklich und leise vor.
Zu Beginn ihrer Aktion trugen die Frauen Pflaster auf ihren Lippen. Sie trugen ihre Klagen später nachdenklich und leise vor. © Franz Naskrent

Jesus hatte sich bekanntlich als „Wort Gottes“ bezeichnet. Und so hieß es denn in ihrem Gebet am Samstag: „Wenn eine Frau das Wort geboren hat, warum sollten Frauen dann das Wort nicht von der Kanzel künden?“

Am Freitag, 17. Mai, 19.30 Uhr, wird vor der St. Clemens-Kirche weiterdiskutiert.