OBERHAUSEN. . Thomas Hicking war erfolgreich in der Autobranche tätig. Bis zu seinem Zusammenbruch. Heute hilft er Chefs und Mitarbeitern aus der Krise.

Der Mann strahlt Ruhe aus. Wie merkwürdig, wer Thomas Hicking sieht, muss an Urlaub denken, an Sonne, Strand, Meer. Und das, obwohl der 50-Jährige mit seiner Firma HT Coaching soeben einen Umzug gestemmt hat und jetzt an der Centroallee 263B in Oberhausen mit seinem neuen Stärkenkompass-Konzept für Unternehmen und Privatleute an den Start geht. Seine Geschichte lässt aufhorchen: Hicking war jahrelang in der Autobranche erfolgreich. Doch dann erlitt er einen Burnout.

Heute ist er als Coach tätig. Wie kam es dazu? Wo fangen wir an? „Am Anfang“, sagt Hicking lächelnd und streichelt dabei seine Golden Retriever-Dame Lucy. Leistung sei ihm schon als Kind wichtig gewesen. Bei RWO spielte er in der A-Jugend, später in Oberliga und Verbandsliga. Als der Traum vom Profi-Fußballer platzte, machte Hicking eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Sport-Behnert.

Immer höher die Karriereleiter hinauf

Dann folgte der Wechsel in die Automobilbranche. Audi, VW, Ferrari, Jaguar, Peugeot. Hicking kletterte die Karriereleiter immer höher. Zuletzt entwickelte er Konzepte für Autohäuser, die in ganz NRW übernommen werden sollten. „Mir ging’s gefühlt nicht schlecht“, meint er rückblickend. Wenn nur diese innere Unruhe nicht gewesen wäre.

„Haben Sie Stress?“, fragte ihn der Hausarzt. – „Ja, sicher hatte ich Stress.“ Irgendwann verflog die Unruhe wieder. Alles wieder ok? „Von wegen“, erzählt Hicking. Die Unruhe hatte sich nur verwandelt – in Atemnot, auf die Angstzustände mit Gesichtskrämpfen folgten. „Ich hatte Todesangst.“ Als vier Ärzte ihm versichert hatten, nichts finden zu können, wechselte er zum Neurologen. „Das war mein Glück, der erkannte, was mit mir los war – ich hatte einen Burnout.“

Unverständnis im Umkreis

Hicking handelte konsequent: Er schied aus der Führungsetage aus, schaffte sich seinen ersten Golden Retriever „Lea“ an. Und das, obwohl die finanziellen Einschnitte erheblich und das Unverständnis in seinem Umkreis groß war. Wieder half ihm der Neurologe auf die Sprünge. Denn er wusste: „Ich bin nicht der Einzige, der diese Probleme hat und ich weiß, wie Betriebe ticken.“

Mit dem Mediziner feilte Hicking an einem Verhaltenskonzept, mit dem er künftig als Coach durch Unternehmen zog. Mittlerweile hat sich seine Firma deutschlandweit einen Namen gemacht. „Auch, weil immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie etwas dafür tun müssen, ihre klugen Köpfe gesund zu erhalten.“

Schlechter Führungsstil

Dabei sind es keineswegs die Arbeitsstrukturen allein, die Arbeitnehmer in den Ausnahmezustand treiben: „Es ist eher so, dass steigende Ansprüche der Arbeitswelt auf eine Persönlichkeit treffen, die nicht ausreichend auf sich selbst achtet.“ Folglich erwische es oft die engagierten Mitarbeiter. Dazu kommt: „Der Blick vieler Chefs richtet sich nur auf Fehler.“ Hicking vermittelt nun, was nötig ist, um die besten Leute fit zu halten: Abgrenzung akzeptieren und Wertschätzung gehören dazu.

Auch der eigene Anspruch kann krank machen

Doch nicht nur die Konzentration von Führungskräften auf die Fehler von Mitarbeitern und eine mangelhafte Wertschätzung im Betrieb bergen ein hohes Risikopotenzial. Auch der eigene perfektionistische Anspruch kann krank machen. Davon kann Margot Maric ein Lied singen. Sie hat Thomas Hicking bei einem Workshop in ihrer Firma kennengelernt – und lässt sich jetzt auch privat von ihm coachen.

„So habe ich erkannt, dass ich mich durch zu hohe Erwartungen an mich selbst ständig unter Druck gesetzt habe.“ Maric wollte alles top machen, im Beruf spitze sein, sich als Mutter bestens um ihr Kind kümmern, dazu dynamisch nach einem Zehn-Stunden-Tag joggen und selbstverständlich auch noch für die Familie gesund kochen.

Weniger ist mehr

„Bis alles nur noch Stress für mich war, die Arbeit, ein Treffen mit Freundinnen, der Sport, das morgendliche Aufstehen.“ Inzwischen hat sie begriffen: „Weniger ist mehr.“ Sie hat gelernt, nein zu sagen. Nein zu immer mehr Aufgaben. Nein zur Erreichbarkeit nach Feierabend. Nein zum Treffen mit Freundinnen, wenn sie Ruhe benötigt. Und sie hat gelernt ja zu sagen: Ja, zu ihrer Unvollkommenheit, ja zu mehr Zeit mit der Familie, ja zu Mußestunden für sich selbst. Ein harter Weg. „Thomas Hicking war in Krisenzeiten 24 Stunden für mich erreichbar.“

Heute ist Margot Maric unter anderem als freie Dozentin im Stärkenkompass Team bei HT Coaching im Einsatz. Sie hilft bei der Team-Entwicklung: „Bei Konflikten, Grüppchenbildung, Leistungsdruck.“ Das neue Verhaltensmodul eigne sich aber auch als Führungswerkzeug: „Führungskräfte werden zu Talent-Freisetzern ausgebildet, wir führen eine positive Feedback-Kultur ein.“

>>>>>> Workshops auf Norderney und Sardinien

Thomas Hicking gründete nach seinem Burnout die Firma HT Coaching. Er und seine Mitarbeiter geben in Konzernen Workshops zum Thema Life-Work-Balance. Im Zentrum seiner Arbeit stehen Burnout, Depressionen und Angsterkrankungen.

Unter dem Motto „Mehr Leichtigkeit im Leben“ bietet er Workshops auf Norderney und Sardinien an. Kontakt:Tel. 0151-15790730 oder per Mail unter: info@htcoaching.de