Oberhausen. . Werke von 20 Künstlern begleiten die Aufführung der „Passion Jesu“. Mit Chor und Orchester sind 80 Mitwirkende in der Lutherkirche versammelt.
Wenn in der Zeit vor Ostern in Kirchen die Leidensgeschichte Christi bis zu seiner Kreuzigung vorgetragen wird, gehört das zu den Höhepunkten des Kirchenjahres. Wenn aber zu Aufführungen mit Orchester und Chor auch noch Deutungen des Gelesenen hinzukommen und das Geschehen vor 2000 Jahren aus der Sicht heutiger Künstler in der Kirche breit entfaltet wird, handelt es sich um einen einmaligen Passions-Gottesdienst. Ihn erlebten die Besucher der Lutherkirche an der Lipperheidstraße.
Mit Chorälen von Johann Sebastian Bach umrahmten das Streichorchester der Lutherkirche und ein Projektchor, beide unter Leitung von Gotthart Mohrmann, das Gedenken. Hartmut Hendriks und seine verstorbene Frau Christine hatten vor einigen Jahren die Idee, das Heilsgeschehen auf diese Weise bewusster zu machen. Erst nach dem Tod seiner Frau fand Hendriks in Winfried Baar und der Kunstinitiative Ruhr den Partner für die Umsetzung.
Der KiR-Vorsitzende brachte 20 Künstlerinnen und Künstler zusammen. Ihre Werke waren am Samstag in den Seitenschiffen der Kirche ausgestellt. Während des Konzerts plus Lesung wurden Fotos passend zu den Stationen der Leidensgeschichte auf eine Großleinwand unter der Orgelempore geworfen. Das raumgreifende Acrylgemälde von Sibylle von Guionneau war der farbige Mittelpunkt. Es zeigt das letzte Abendmahl.
Wie ein archäologisches Relikt
„Damals hat sich eine menschliche Tragödie abgespielt“, sprach Pfarrerin Ulrike Burkardt zu Beginn: Ein junger Mann begeistert die Menschen, weil er hilft, wo er kann, weil er Klartext redet und davor warnt, das Vertrauen der Menschen und die Gnade Gottes nicht durch scheinreligiöses Verhalten zu verspielen. Damit macht er sich verhasst bei der herrschenden Priesterkaste, die um ihre Stellung bangt. Intrigenreich sorgt sie dafür, dass er wie ein Schwerverbrecher hingerichtet wird.
Die bildenden Künstler setzten die Ereignisse von damals auf ihre Art in Szene. Jan Arlt schuf ein letztes Abendmahl als Computergrafik. Margareta Hihn aus Wilhelmshaven präsentierte den verlassenen Abendmahlstisch wie ein archäologisches Relikt. Alfred Grimm aus Hünxe lässt eine Brotmaschine das Kreuz zerschneiden. Von ihm stammten auch der Gekreuzigte unter den skelettierten Überresten früherer Hinrichtungsopfer und der schließlich in ein weiches Kissen gebettete Leichnam des Gottessohnes.
Agnieszka Smuda hat die Hinrichtungsstätte detailreich gezeichnet. Von Dagmar Gärtner stammt das Acrylbild des zum Tode Verurteilten, der zuvor das schwere Holzkreuz selbst tragen musste. Und dann war da noch der von Blitzen begleitete Riss durch den Vorhang im Tempel in dem Moment, als der Atem des Sterbenden aussetzte, gemalt von Gisela Kirsch-Thürmer. Er machte auch dem Letzten damals klar, dass diese Hinrichtung Folgen haben würde.
Dass es einige Frauen waren, die das schwer Erträgliche bis zuletzt miterlebten, während sich die männlichen Begleiter des Nazareners aus dem Staub gemacht hatten: Das passt nach den Vorträgen vom Samstag gar nicht zu jener passiven Rolle, die den Frauen in der vom Christentum geprägten Gesellschaft jahrhundertelang zugewiesen wurde.
>>> Am Palmsonntag folgt die zweite Aufführung
Die „Passion Jesu“ wird noch ein zweites Mal aufgeführt. Orchester, Chor, Sprecher und Künstler sind am Sonntag, 14. April, in Mülheim-Dümpten zu Gast.
In der St.-Barbara-Kirche, Schildberg 84, wird die Leidensgeschichte Christi noch einmal wiedergegeben. Der Gottesdienst dort beginnt um 18 Uhr.