Oberhausen. . Beim Girls’ Day lernen Mädchen typische Männer-Berufe kennen. Bei MAN probieren sie eine Technik aus, die bald weltweit angewandt werden soll.

Noch etwas verwirrt drehen Linnea und Julia den Lageplan der „Prime-Serv-Academy“ auf dem MAN-Gelände von links nach rechts. Sie sollen Emma zu fünf Kontrollpunkten in dem Gebäude führen und dabei ein Rätsel lösen. Dabei benutzen sie moderne AR-Technik. Das steht für „Augmented Reality“ – und heißt auf deutsch „erweiterte Realität“.

„Wir haben uns eine Art Schnitzeljagd für die Mädchen ausgedacht“, erklärt MAN-Sprecher Sebastian Weishaupt. Beim Girls’ Day sind 16 Mädchen bei MAN, um Berufe kennenzulernen, in denen hauptsächlich Männer arbeiten.

Emma muss durch eine Tür gehen, aber durch welche?

Die 13-jährige Emma aus Herbern trägt einen Helm, daran ist die AR-Brille befestigt, die alles aufzeichnet, was sie sieht. Linnea und Julia sehen genau das auf ihrem Laptop. So können sie Emma durch das Gebäude navigieren. Das läuft am Anfang noch etwas holprig.

Schließlich müssen die Mädchen den Lageplan, den Bildschirm und Hinweise für das Rätsel im Auge behalten. Emma muss durch eine Tür gehen, aber durch welche? Sie findet den richtigen Ausgang, jetzt muss sie den Gang runtergehen. „Bis zum Ende oder? Ist das richtig?“, fragt sie ihre Partnerinnen. Genau, Ziel erreicht.

Lisa (16) und Joanna (12) probierten in einem anderen Raum Virtual-Reality-Brillen aus.
Lisa (16) und Joanna (12) probierten in einem anderen Raum Virtual-Reality-Brillen aus. © Gerd Wallhorn

Was beim Girls’ Day eine spaßige Übung ist, ist für MAN eine wichtige Technologie für die Zukunft. „Das soll weltweit auf Baustellen eingesetzt werden“, erklärt Sebastian Weishaupt. Weil nicht jeder Arbeiter an jeder Maschine geschult werden kann, sollen Experten sie zum Beispiel bei Reparaturen unterstützen.

Dank der AR-Technik müssen diese nicht mehr vor Ort sein, sondern können am Bildschirm verfolgen, was der Arbeiter tut und zielgenaue Anweisungen geben. Auch die AR-Brille hat einen kleinen Bildschirm, auf dem Konstruktionsbeschreibungen projiziert werden könnten.

Mehr Bewerbungen von Frauen

Svea, Amelie (beide aus Essen) und Jette aus Borghorst im Münsterland haben die Schnitzeljagd schon hinter sich. „Ich mag es, mit Technik zu arbeiten“, sagt die 14-jährige Svea. Auch Amelie findet, dass der Girls’ Day eine gute Gelegenheit ist, in diese Berufe hinein zu schnuppern. Alle Mädchen, die den Tag bei MAN verbringen, haben Verwandte, die bei dem Konzern arbeiten. Denn anders als bei vielen anderen Unternehmen, die beim Girls’ Day mitmachen, kommen die Mädchen bei MAN nicht über die Schulen in den Betrieb.

In welchem Bereich die Mädchen später einmal arbeiten möchten, wissen sie noch nicht genau. Lisa Bartsch, Leiterin für die kaufmännischen Ausbildung bei MAN in Oberhausen, beobachtet aber, dass jedes Jahr mehr Frauen eingestellt werden. Auch viele Duale Studentinnen und Praktikantinnen würden sich für Ingenieurberufe interessieren. Nur in den großen Fertigungshallen gebe es weiterhin deutlich mehr männliche als weibliche Mitarbeiter.

>>>INFO: Den Girls’ Day gibt es seit 2001

Der Girls’ Day wird unter anderem von den Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Seit dem Start im Jahr 2001 haben Unternehmen in Deutschland mehr als angeboten.