Bei einer Havarie auf dem Rhein-Herne-Kanal kam der Steuermann eines Tankschiffes ums Leben. Die Bergungsarbeiten dauerten bis Mittag. In Richtung Rhein und Gelsenkirchen stauten sich 33 Schiffe. Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Meiderich kontrollierten die Brücke auf Schäden.

Ein tragisches Unglück ereignete sich am Mittwochabend auf dem Rhein-Herne-Kanal. Als das Tankschiff „Vestland” in Höhe des Schlosses Oberhausen die Sterkrader-Straßen-Brücke der B 223 passieren wollte, kollidierte aus bislang ungeklärter Ursache das Steuerhaus des Schiffes mit der Brücke. Die komplette Kabine wurde mitsamt dem 58-jährigen Steuermann in den Kanal gerissen. Der Mann konnte später nur noch tot aus den Trümmern des Steuerhauses am Grund des Wassers geborgen werden.

Der Alarm war bei der Feuerwehr Oberhausen um 21.49 Uhr eingegangen. Die Männer rückten sofort aus. Die Freiwillige Feuerwehr Oberhausen-Mitte unterstützte die Hauptamtlichen. „Rund 40 Einsatzkräfte waren vor Ort”, erklärte Rainer Porsch, der Leiter des Taucheinsatzes. Die Feuerwehr hatte den Unfallort sofort mit Licht überflutet, da zunächst nicht klar war, ob noch Menschen aus den Fluten geborgen werden mussten. Zwei Taucher suchten die Unfallstelle unter Wasser ab, entdeckten den Steuerstand und befreiten den Steuermann „unter schwierigsten Bedingungen”, aus dem völlig demolierten Steuerhaus, so Porsch. Gleichzeitig kümmerten sich Feuerwehrkollegen um den verletzten Schiffsführer (54), der mit einem Beinbruch ins Krankenhaus gebracht werden musste. „Der Einsatz dauerte bis etwa zwei Uhr”, sagte Porsch.

Ursache ungeklärt

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, muss noch geklärt werden. Der Schiffsführer wurde gestern operiert und war nicht vernehmungsfähig. Fest steht, die offizielle Durchfahrtshöhe von Brücken beträgt 4,50 Meter. „Die Brücken des Rhein-Herne-Kanals sind alle höher”, erklärte Volker Schlüter, Sachbereichsleiter beim Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg. Die Sterkrader-Straßen-Brücke ist mit einer Durchfahrtshöhe von 4,80 Meter dort die niedrigste. Allein in den vergangenen fünf Jahren kam es hier zu zwölf Unfällen. Allerdings, bisher zu keinem mit derart tragischem Ausgang.

Das übliche Prozedere, wenn Schiffe unter Brücken durchfahren, erklärte Ramon van der Maat, Pressesprecher der Polizei Duisburg, zu der auch die für Oberhausen zuständige Wasserschutzpolizei gehört. „Das Steuerhaus wird vor jeder Brücke abgesenkt”, so van der Maat. Wenn das nicht schnell genug passiert, nicht weit genug oder das Schiff an sich zu hoch im Wasser liegt, kann es zu einer Havarie kommen. Was auch durchaus öfter passiert. Die unbeladene „Vestland”, auf dem Weg von Rotterdam nach Ibbenbüren, hatte extra Ballastwasser aufgenommen, um tiefer im Wasser zu liegen.

Schiff gestoppt

Zwei Männer der Ersatzmannschaft überstanden das Unglück unverletzt. Sie hatten geschlafen und wurden durch den Lärm geweckt. Die beiden stoppten das führerlos weiter fahrende Schiff und konnten es mit Hilfe eines zweiten Schubschiffes, das sich längsseits an die „Vestland” drückte, an die Ufer-Mauer bugsieren und dort festmachen.

Gestern morgen bargen Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes das Steuerhaus. So lange konnte der Rhein-Herne-Kanal nicht befahren werden. Bis zur Freigabe der Strecke um 13.30 Uhr stauten sich 33 Schiffe in Richtung Rhein und Gelsenkirchen.

Durchfahrtshöhe vergrößern

An der Sterkrader-Straßen-Brücke soll kein Schaden entstanden sein. Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Meiderich kontrollierten die Brücke, während einer eh an diesem Tag geplanten Routineuntersuchung. Die Durchfahrstshöhe aller Brücken unter 5,25 m Brücke soll bis 2014 vergößert werden. Die Sterkrader-Straßen-Brücke habe dabei Priorität.