OBERHAUSEN. . Mit seiner Büchersammlung hat Manuel Hessling zum Literaturhaus beigetragen. Ulla Hessling liest am 20. März eine Auswahl aus seinem Blog.

Den schönsten Nachruf schrieb vor sieben Jahren Bernd Berke vom Kulturblog „Revierpassagen“ über Manuel Hessling: „Beobachtungen des Flaneurs in seinen Revieren konnten noch das Unscheinbarste erhellen, ja leuchten lassen; ganz ohne alle Ruhrgebiets-Klischees“.

Präsent ist Hessling, der gelernte Buchhändler und Blogger (1956 bis 2012) bis heute – denn die Regalwände des Literaturhauses füllt ein Teil der 6000 Bücher aus seinem Nachlass. Und ohne die Belletristik und Kunstbücher aus der Hessling’schen Sammlung wäre das Flair an der Marktstraße 146 ein deutlich geringeres.

„Seine Texte hat er geschliffen wie Diamanten“

Wie der Essener Literat posthum zum Mitanstifter des seit zwei Jahren rührig aktiven Vereins wurde, davon erzählt seine Witwe am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr, natürlich im Literaturhaus. Vor allem wird Ulla Hessling einige der kurzen und mit Lust am Assoziations-Spiel bebilderten Texte aus dem Blog des „Revierflaneurs“ vortragen. „Seine Texte hat er geschliffen wie Diamanten“, um erneut Bernd Berkes Nachruf zu zitieren.

 
 

„Schon als Kind hatte Manuel gerne Verbotenes gelesen“, erzählt Ulla Hessling, „und auf dem Schulweg den anderen Karl May erzählt“. Über Aushilfsjobs zur Weihnachtszeit kam der Bücherbegeisterte zu Baedeker, absolvierte dort seine Buchhändlerlehre – und ließ die eigene Sammlung von Lesestoff beständig wachsen. Die Familie mit fünf Kindern zwang das zu einigen Wohnungswechseln. Schließlich gab’s auch „literarische Soireen“ im Hause Hessling – eine entscheidende Inspiration für den gelegentlichen Besucher Dr. Michael Huhn. „Da hätte der Plan fürs Literaturhaus in ihm gereift sein können“, meint auch Ulla Hessling.

32 Kartons erwarten einen Lektor

Michael Huhn war’s dann auch , der als Käufer die bereits eingelagerte Büchersammlung aus ihrem Schattendasein in der „Lagerbox“ befreite. Doch die Literaturhäusler wollten damit nicht nur fürs gediegene Ambiente als Nachbarn der nicht weniger stilvollen Weinlounge „Le Baron“ sorgen. Auch den gleichnamigen Blog des „Revierflaneurs“ will der Verein erhalten – und in seine eigene Webseite literaturhaus-oberhausen.de integrieren.

„Er wollte, dass man das Streiten ernst nahm“, schrieb sein literarischer Sparringspartner Bernd Berke, „dass man nicht ins Unverbindliche auswich“. Ulla Hessling ergänzt, sie könne „nur ein bisschen neugierig machen“. Schließlich hatte Manuel Hessling das Format fünf Jahre bis zu seinem Tod gepflegt.

Über 5000 Seiten dem „Zufall“ gewidmet

Und noch ein weiteres Werk harrt der Entdeckung durch einen feinsinnigen Lektor: „Der Zufall“ heißt die Hessling’sche Großtat von über 5000 Seiten, verteilt auf 32 Kartons. Doch anders als das unvollendet hinterlassene „Passagenwerk“ von Walter Benjamin (1892 bis 1940) aus Berlin, jenem früheren Großstadtflaneur, ist dieses monumentale „Zufalls“-Produkt nicht bloß Materialsammlung, sondern – so Ulla Hessling – „extrem ordentlich“ aufbereitet. Zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes, so hatte er es gewollt, möchte sie den „Zufall“ zugänglich machen. 2022 wäre es soweit.