Oberhausen. . Evangelische Beratungsstelle in Oberhausen hilft auch bei Erziehungs und Partnerschaftsproblemen. Bürger suchen im Internet nach Hilfe.

Der Junge, der im Kindergarten immer wieder andere Kinder schlägt; das Mäd­chen, das in der Schule isoliert ist; das Ehepaar, das viel zu oft streitet; oder der alte Herr, der den Tod seiner Frau nicht verschmerzen kann: Sie alle finden in der Ev. Beratungsstelle für Erziehungs-, Partnerschafts- und Lebensfragen Hilfe. Am Samstag gab die Einrichtung an der Grenzstraße 73c einen Einblick in ihre Arbeit.

Lichtdurchflutet ist das Büro von Gereon Heindrichs. Auf bequemen Sitzen kann man hier Platz nehmen. Ein Sofa gibt es nicht. „Bei uns steht draußen ja nicht ,Therapie’ angeschrieben. Wer zu uns kommt, muss sich nicht fragen, ob etwas mit ihm nicht stimmt“, sagt die Sozialpädagogin Gabriele Hartmann. Und es gibt keine monatelangen Wartezeiten.

Probleme können wichtige Hinweise sein

Psychologe Heindrichs hat auf einem Tisch ein Kartenspiel ausgebreitet. Auf jeder orangenen Karte steht ein Satz: „Du willst immer nur deine Ruhe haben“ etwa oder „Das dachte ich mir doch, dass du das sagen wirst“. Wer es spielt, kann typische Konfliktsituationen nachvollziehen - und ist mitten im zwischenmenschlichen Geschehen, um das es hier geht. „Oft ist es die Sorge um das Kind, die Eltern zu uns führt“, berichtet Hartmann. Sie arbeitet viel mit Kindern. „Probleme sollte man nicht grundsätzlich verdammen“, sagt sie. Schließlich können sie wichtige Hinweise sein.

Das Familienbrett mit Holzfiguren und bunten Schnüren macht komplexe Familienbeziehungen besser nachvollziehbar.
Das Familienbrett mit Holzfiguren und bunten Schnüren macht komplexe Familienbeziehungen besser nachvollziehbar.

Der Sozialpädagogin geht es erst einmal darum, zu verstehen. Und weil man mit Kindern, aber auch mit manchen Erwachsenen nicht gut sprechen kann, gibt es auch andere Möglichkeiten, Verhaltensweisen zu ergründen.

Zum Beispiel indem man mit einem Kind über Tierbilder auf Gefühle zu sprechen kommt. Fantasiefiguren können es auch sein, denen ein Kind anvertraut, welche Hilfe es sich wünscht. Und weil vor allem Kinder nicht das Gefühl bekommen sollen, es würden nur ihre Schwächen herausgestellt, macht Hartmann sich mit ihnen lieber auf den Weg, ihre Stärken zu entdecken.

„Schwächen, die jemand zeigt, können ein Zeichen von Überforderung sein“, so Gereon Heindrichs. „Wenn jemand ständig aneckt, laut und aggressiv ist, fehlen ihm vielleicht Achtung und Anerkennung“, sagt Gabriele Hartmann. Psychologe Heindrichs beobachtet erfreut, dass Menschen spontan im In­ternet nach der Beratungsstelle suchen. Nur Menschen mit Migrationshintergrund würden nicht so häufig kommen.

Hemmschwelle überwinden

„Die Hemmschwelle zu überwinden, dieses Problem haben auch eher Männer als Frauen“, sagt Miriam Dinnus, als Sozialpädagogin ist die dritte Fachkraft. Die Vierte im Team ist die Sekretärin Bianca Schaap. Miriam Dinnus hat in ihrem Büro ein Holzbrett, auf dem Holzfiguren, umgeben von bunten Schnüren, stehen. Sie nutzt dieses „Familienbrett“, um die Verhältnisse zwischen den Mitgliedern einer Familie deutlich zu machen.

Vor allem bei Patchwork-Familien könne das hilfreich sein, sagt sie. Wer hat mit wem Konflikte? Wer hat ein gutes Verhältnis miteinander? „Wir haben Eltern, die wissen einfach nicht, dass man mit einem Kind sprechen kann“, sagt Dinnus. Und es zeige sich zudem oft, dass Vieles in den Familien besser funktioniere, als die Familien es selbst glauben würden. Ein Kind bringe ei­gentlich alle Voraussetzungen dafür mit, sich zu einem tüchtigen Menschen zu entwickeln. „Dieser Schatz muss nur gehoben werden“, sagt die Beraterin. Dabei will das Team an der Grenzstraße helfen.

>>>Info: Beratungstermine sind kostenlos

Die Evangelische Beratungsstelle an der Grenzstraße 73c in Stadtmitte ist unter 85 00 87 zu erreichen oder per E-Mail (Evangelische.Beratungsstelle­@kirche-oberhausen.de).

Sie hat mon­tags und freitags vormittags geöffnet, dienstags und mittwochs ganztägig. Gratis-Beratungstermine gibt es nach Vereinbarung.