Oberhausen. . Zum Weltfrauentag hat das Theater Oberhausen zum Streik aufgerufen. Denn Frauen arbeiten noch immer mehr als Männer – und das häufig unbezahlt.

Der Himmel ist zwar grau, aber die Marktstraße ist am Freitagnachmittag trotzdem bunt. Lilafarbene Luftballons werden verteilt, es gibt bunte Zuckerwatte für alle. Elena von Liebenstein und Hanna Saar betreten mit rosafarbenen Papp-Kronen auf dem Kopf die kleine Bühne vor dem Brückenschlag-Büro. Die beiden Dramaturginnen vom Theater Oberhausen rufen zum Streik auf, zum Frauenstreik.

„Wir wollen auch auf Arbeit aufmerksam machen, die nicht als solche anerkannt wird, die eben keine Lohnarbeit ist“, sagt Elena von Liebenstein in das Mikrofon und einige Passanten bleiben stehen. Hausarbeit sei das zum Beispiel, Sorgearbeit, die Erziehung von Kindern. Denn davon leisten Frauen noch immer mehr als Männer und verzichten dafür auf einen Vollzeitjob und einen entsprechend höheren Lohn. Und deswegen sollen die Frauen ihre Arbeit am Weltfrauentag, am 8. März, niederlegen.

„Du bist ein einziger großer Mangel“

Dafür setzt sich auch Schauspielerin Susanne Burkhard ein, die den Brief „Lieber Mann“ vorliest, der in der Zeitschrift „der Freitag“ erschienen ist. „Du kannst nicht rational denken, sagtest du. Du kannst nicht körperlich arbeiten, sagtest du. Du verstehst Politik nicht und beherrschst kein räumliches Denken. Du bist ein einziger großer Mangel. Weil du kein Mensch bist, sondern eine Frau“, heißt es darin. Zwischendurch applaudieren die Frauen, die sich dem Streik angeschlossen haben.

Melina Spieker vom Theater Oberhausen verteilt rosa Zuckerwatte.
Melina Spieker vom Theater Oberhausen verteilt rosa Zuckerwatte. © Christoph Wojtyczka

Einige Jugendliche und junge Erwachsene der Jugendorganisation „Die Falken“ sind zur Markstraße gekommen und haben Plakate mitgebracht. „Für die Gleichstellung der Geschlechter. Gegen die Unterdrückung von Frauen und Mädchen“ steht darauf. „Wir wollen klar Position beziehen“, erklärt Falken-Mitarbeiterin Christina Kleiber. „Deswegen schließen wir auch heute das Jugendhaus. Und am Montag wollen wir dann mit den Jugendlichen und Kindern über Gleichberechtigung sprechen.“

Diskriminierung im Alltag

Sie selbst habe sich schon als Frau diskriminiert gefühlt, als sie mit einem Kollegen in einem Baumarkt war. Der Mitarbeiter habe sie dort gar nicht ernst genommen. „Obwohl ich etwas gefragt habe, hat er immer nur meinem Kollegen geantwortet“, ärgert sie sich.

Ayleen Kopp (16) erinnert sich an eine Situation, als sie einmal ein Eis im McDonalds fallen ließ. Ein Freund habe ihr dann angeboten es aufzuwischen, während sie sich ein neues holte. „Als ich wiederkam, hat dann ein Mann gefragt, warum ich das nicht selbst sauber machen würde. Das sei doch Frauenarbeit“, erzählt Ayleen Kopp. „Ich war da erst 12 Jahre alt und total überfordert.“

21 Prozent weniger Stundenlohn

Auch das Team der Frauenberatungsstelle beteiligt sich am Streik. „Wir sind nicht nur heute im Einsatz, wir sind im Dauereinsatz für Gleichberechtigung“, sagt Britta Costecki, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Wie groß die Ungleichheit zwischen Mann und Frau noch ist, macht sie an einigen Beispielen deutlich: Die Lohnlücke bezogen auf den Stundenlohn beträgt 21 Prozent zuungunsten der Frau, auf einen ganzen Monat gerechnet verdienen Frauen sogar 45 Prozent weniger, weil sie häufig in Teilzeit arbeiten. „Dafür wollen wir auf die Straße gehen.“

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Verschiedene Parteien positionieren sich zum Weltfrauentag klar für die Gleichberechtigung. „Wenn wir streiken, steht die Welt still“, sagt Ingrid Diepenbrock, Sprecherin der Linken in Oberhausen. Und die Stadtverordnete Petra Marx ergänzt: „Je mehr wir sind, desto mehr können wir erreichen und die zahlreichen Missstände wie den alltäglichen Sexismus auch über die Aktionswoche hinaus angehen.“ Ein wichtiger Punkt sei es, die chronische Unterfinanzierung des Frauenhauses in der Stadt zu beenden.

Das fordern auch die Grünen. Sie wollen auch gegen den steigenden Männeranteil in Parlamenten vorgehen und sich für die Parität in Führungs- und Spitzenpositionen und die Lohngerechtigkeit von Männern und Frauen einsetzen. „Der 8. März, der Internationale Frauentag, steht dafür, dass Frauenrechte Menschenrechte sind.“

SPD-Bundestagsmitglied Dirk Vöpel fordert: „Wir wollen Gesetze, die zeitgemäße Rollenbilder von Frauen und Männern unterstützen.“ Frauen würden immer noch Gefahr laufen, ihr Potential nicht voll auszuschöpfen, weil sie familienbedingt aus dem Job aussteigen und überwiegend in Teilzeit wieder in den Job einsteigen.