Oberhausen. . Die Oberhausenerin Sarah Linden sucht einen Kita-Platz für ihre bald dreijährige Tochter. Stellvertretend für andere erzählt sie von ihren Nöten.
Es hat wieder nur Absagen gegeben: Per Post und am Telefon hat Sarah Linden erfahren, dass sie für ihre Tochter ab August keinen Platz in einer Kindertagesstätte bekommt. Stand jetzt. Wenn Eltern abspringen und noch ein Platz frei wird, könnte die dann dreijährige Lori Fee vielleicht doch noch in den Kindergarten gehen.
Die Ungewissheit ist für die 35-jährige Mutter schwer auszuhalten. Sie arbeitet als Verkäuferin in Wechselschicht und ist dringend auf einen Betreuungsplatz für ihre Tochter angewiesen. Ihr Verlobter, der Vater von Lorie Fee, arbeitet als Fachlagerist von nachmittags bis in den späten Abend hinein. „Die Situation belastet uns sehr“, sagt Sarah Linden, „ich weiß nicht, wie ich das mit Blick auf die Arbeit machen soll“. Ja, sie habe Zukunftsängste, denn ihren Job darf und will sie nicht verlieren.
Versorgungsquote von 91,5 Prozent
Wie Sarah Linden und ihrem Verlobten geht es in diesen Wochen nicht wenigen Eltern in Oberhausen. Für das Kindergartenjahr 2019/20, das im August startet, werden derzeit die Zu- oder Absagen rausgeschickt. Die Stadt rechnet bei den Kita-Plätzen für drei- bis sechsjährige Kinder mit einer Versorgungsquote von 91,5 Prozent. Es sind zwar neue Einrichtungen geplant und im Bau, aber die Plätze stehen ab Sommer nur teilweise zur Verfügung, so dass sich immer noch ein Minus von über 300 Kita-Plätzen ergibt.
Bis zum Sommer ist auf dem Markt der Betreuung in der Regel auch noch Bewegung: Es kann sein, dass Eltern kurz vor Toresschluss einen Platz für ihr Kind erhalten. Aber bis dahin können Familien oft nicht planen, sind gerade Mütter häufig in der Falle, ihrem Arbeitgeber keine sicheren Angaben machen zu können.
Betreuung bei der Tagesmutter
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„Welcher Chef lässt sich darauf schon ein“, sagt Sarah Linden. Das weiß sie noch aus der Zeit, als sie arbeitslos war und eine Stelle gesucht hat. Im Oktober 2018 hat es geklappt mit der Berufstätigkeit, für Lorie Fee hatte Sarah Linden da ab September einen Platz bei einer Tagesmutter. Ein Glücksfall, der sich nebenher beim Einkaufen ergab: „Eine Freundin erzählte mir da von freien Plätzen.“ Weil die Tagesmutter schwanger wurde, musste Lorie Fee Ende Januar zu einer anderen wechseln.
Diese würde das Mädchen ungern über das dritte Lebensjahr hinaus betreuen, was Sarah Linden aber ohnehin nicht optimal fände. „Sie wäre dann nur mit Ein- bis Zweijährigen zusammen“, sagt die Mutter, „mir ist es aber wichtig, dass sie mit gleichaltrigen und älteren Kindern zusammen ist und eine gute Förderung bekommt“. Bisher springen die Großeltern bei Bedarf noch ein, aber das darf kein Dauerzustand sein, findet die 35-Jährige.
Früh genug gekümmert
Nun kann man Sarah Linden wirklich nicht vorwerfen, nicht früh genug Interesse an einem Betreuungsplatz angemeldet zu haben: Als ihre Tochter drei Monate alt war, hat die Buschhausenerin bereits über das Online-Portal „Little Bird“ Anfragen rausgeschickt. Seit September 2016 müssen Oberhausener Eltern über diese Plattform Kita-Plätze vormerken, bis zu fünf Einrichtungen können gleichzeitig ausgewählt werden, wenn eine absagt, können Eltern online an eine weitere Kita eine Anfrage rausschicken.
Insgesamt zwölf Anfragen habe sie fürs nächste Kita-Jahr rund um ihren Wohnort („Bis zur Schwarzen Heide“) vorgemerkt, erzählt Sarah Linden. Es hat nichts genützt, in der ersten Auswahlrunde sind sie nicht dabei. „Ich habe Bedarf für 35 Stunden angemeldet“, sagt die Mutter, „aber ich würde auch 45 Stunden bezahlen, wenn das für die Einrichtung besser passt“.
Klage kommt nicht in Frage
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Den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz einzuklagen, kommt für die Oberhausenerin nicht in Frage. „Ich wüsste gar nicht, wie ich vorgehen sollte. Außerdem würde so ein Verfahren ja dauern.“ Schnelle Gewissheit und Planbarkeit bringe das also auch nicht. Wer weiß, wo sie dann einen Platz bekäme, womöglich in einer Einrichtung am anderen Ende der Stadt. „Ich will ja auch nicht, dass mein Kind erzwungen irgendwo aufgenommen wird und dann unerwünscht ist.“
>>> Info: Der Jugendamtselternbeirat ist Ansprechpartner
„2018 haben wir keinen Platz bekommen. Nun hoffen wir, dass es dieses Jahr klappt.“ Oder: „Ich brauche dringend einen Kitaplatz, meine Tochter wird Anfang Juli drei.“ Oder: „Wir brauchen diesen Platz, wir müssen leider beide arbeiten gehen.“ Oder: „Wir sitzen auf heißen Kohlen.“ Oder: „Dieses System macht einen echt fertig.“
Das alles sind Stimmen von der Facebook-Seite des Oberhausener Jugendamtselternbeirats (JAEB). Die Mitglieder des Gremiums werden von den Elternbeiräten der Kitas gewählt. Gedacht ist der JAEB als übergeordnete Interessenvertretung für Eltern von Kindergartenkindern und als Vermittler zwischen den Trägern der Einrichtungen, der Stadt und den Eltern.
Plätze vormerken über „Little Bird“
„Wir sind an der Vergabe der Kita-Plätze nicht beteiligt“, sagt JAEB-Vorsitzende Jessica Gosek. Über „Little Bird“ können Eltern die Plätze vormerken, die Vergabe liegt in der Hand der Anbieter. „Aber wir können vermitteln“, sagt die Elternvertreterin, „wir können Ansprechpartner und Betroffene zusammenbringen. Es gibt immer Möglichkeiten“, macht Jessica Gosek Mut. Und stellt klar: „Wenn ein Kind keinen Betreuungsplatz bekommt, dann hängen da Existenzen dran.“
Trotzdem scheint die Bereitschaft bei Eltern, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz einzuklagen, nicht so groß zu sein. In den vergangenen Jahren habe niemand eine solche Klage gegen die Stadt Oberhausen eingereicht, sagt Elke Münich, Beigeordnete für Familie, Bildung und Soziales. Eine Klage sollte nur der letzte Schritt sein, meint Jessica Gosek, „das ist die letzte Eskalationsstufe“.
>>> Info: Vermittlungsstelle der Stadt Oberhausen
Hilfe bei der Suche nach einem Betreuungsplatz können Eltern bei der Vermittlungsstelle der Stadt Oberhausen finden. Diese ist unter 0208-825-9033 zu erreichen.
Eine Sprechstundegibt es dienstags von 8.30 bis 12 Uhr und donnerstags von 13.30 bis 18 Uhr im Concordiahaus (Concordiastraße 30, Zimmer 21).