Oberhausen. . Greifen Kinder und Jugendliche zur Flasche, werden die Folgen immer gravierender. Wie können Eltern vorbeugen? Und was ist im Ernstfall zu tun?

Wenn Jugendliche sich betrinken, werden die Folgen immer schwerwiegender. Davor warnt Chefarzt Dr. Van Hop Ta vom Oberhausener St. Clemens-Hospital. Dabei gilt: „Übermäßiger Alkoholkonsum kann sich gerade bei jungen Menschen negativ auf die körperliche und geistige Entwicklung auswirken. Wir haben in der Klinik schon Schüler mit gefährlich hohen Leberwerten behandelt.“

„Viele Kinder und Jugendliche nutzen gerade die Karnevalszeit, um erste Erfahrungen mit Alkohol zu machen. Für andere gehört der Alkoholkonsum zum Feiern schon dazu. Die Wirkung von Alkohol wird dabei häufig unterschätzt, das eigene ,Fassungsvermögen’ dagegen überschätzt. Die Folge kann eine lebensgefährliche Alkoholvergiftung inklusive Notarzteinsatz sein“, erklärt Dr. Hermann Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder und Jugendärzte (BVKJ).

Jetzt, wo der Karneval in die heiße Phase geht, geben die Mediziner Eltern Tipps, wie sie ihre Kinder vor Alkohol schützen können. „Eltern können viel dafür tun, dass Kinder und Jugendliche Karneval nüchtern und gesund verbringen“, macht Kahl deutlich.

1. Vorbild sein

„Der beste Schutz vor Alkoholkonsum sind Eltern, die sich selbst in puncto Alkoholkonsum verantwortungsvoll verhalten“, appelliert der Arzt an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern.

2. Grenzen setzen

„Setzen Sie Ihren Kindern verbindliche Grenzen!“ Ein Beispiel: „Um 22 Uhr bist du zu Hause, egal, wie lange deine Freunde wegbleiben dürfen und egal ob Karneval ist!“ Eltern sollten mit dem Kind über Alkohol sprechen. Sie sollten erklären, wie gefährlich der Konsum von Alkohol insbesondere für das Gehirn ist, und über Gefahren wie Unfälle, aggressives Verhalten, K.O.-Tropfen, sexuelle Übergriffe und Abhängigkeitsrisiko reden. „Bleiben Sie dabei ruhig und sachlich“, rät der Mediziner.

3. Ruhig bleiben, wenn es dann doch passiert

Was ist zu tun, wenn das eigene Kind angetrunken nach Hause kommt? „Bleiben Sie ruhig“, sagt Dr. Hermann Josef Kahl. „Machen Sie ihm aber deutlich, dass Sie sich ärgern und dass Sie sich Sorgen machen. Kurz und knapp wirkt dabei besser als langes Geschrei.“

4. Kinder schlafen lassen

Das dürfte auch dem ein oder anderen Erwachsenen nicht fremd sein: Hat man es mit dem Alkohol übertrieben, hilft Schlaf. Dem sollte man also auch dem Kind gönnen. Kahl: „Bleiben Sie bei ihm, wenn Sie den Eindruck haben, es geht ihm schlecht. Sie wissen nie, wie viel und was es getrunken hat. Jugendliche, die sich im Schlaf erbrechen, können am Erbrochenen ersticken. Falls Sie unsicher sind, müssen Sie den Notarzt rufen.“

5. Die Aussprache

Sobald das Kind seinen Rausch überwunden hat, ist ein Grundsatzgespräch fällig. Eltern sollten in ruhigen Worten ihre Haltung zum Thema Alkohol erklären und den Nachwuchs fragen, wie es zum Rausch kam.

6. Wie kann ich den nächsten Rausch verhindern?

Wie kann ich verhindern, dass mein Kind wieder trinkt? Dr. Kahl rät: „Treffen Sie klare und verbindliche Vereinbarungen: kein Alkohol unter 16, weil dies ohnehin auch der Gesetzgeber so vorschreibt! Pflegen Sie den guten Draht zu Ihrem Kind. Bleiben Sie in Kontakt, reden Sie regelmäßig miteinander, zeigen Sie Interesse für den Alltag Ihres Kindes, fördern Sie seinen Mut, Nein zu sagen, auch wenn alle anderen Alkohol trinken. Wenn Sie nicht weiter wissen, holen Sie sich Rat bei den örtlichen Beratungsstellen.“