oberhausen. . Harald Bartnik vom Mieterschutzbund Oberhausen/Mülheim verzeichnet einen fatalen Trend: Immer mehr Mieter laufen mit ihren Beschwerden ins Leere.
Wohnmängel, um die sich niemand kümmert. Ein Hausmeister, der nichts tut, aber die Mieter in der Nebenkosten-Abrechnung teuer zu stehen kommt. Der Mieterschutzbund Oberhausen / Mülheim registriert einen fatalen Trend. Geschäftsführer Harald Bartnik sagt: „Tricksereien und Untätigkeit von Vermietern nehmen zu.“ Negativ fallen dabei einige Großimmobilienbesitzer auf.
Harald Bartnik, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes Oberhausen / Mülheim hat alle Hände voll zu tun. Er beobachtet seit Jahren: „Immer mehr Vermieter reagieren auf Mieterbeschwerden entweder erst sehr spät oder gar nicht.“ Als er vor 25 Jahren in Oberhausen beim Mieterschutzbund anfing, habe es in Oberhausen noch viele Werkswohnungen von Thyssen, Siemens, Mannesmann, der Zeche Concordia gegeben. „Dazu kamen die städtischen Wohnungsgesellschaften.“ Doch in den 1980er Jahren begann der große Ausverkauf.
Hohe Kosten für untätigen Hausmeister
Die Wohnungen der Concordia etwa erwarb ein schwedischer Großinvestor mit Sitz und Verwaltung in Berlin und einer Unterverwaltung in Oberhausen. „Und damit begannen für die Mieter die Probleme“, sagt Harald Bartnik und blättert durch den Aktenberg auf seinem Tisch. „Auf den Nebenkostenabrechnungen tauchten plötzlich hohe Nachzahlungsforderungen auf.“ Etwa für einen Hausmeister, der angeblich den Rasen mähte und im Winter den Schnee schippte. „Obwohl das die Mieter alles selbst machten.“ Trotzdem sollten sie für diese Leistungen rund 1500 Euro pro Wohnung nachzahlen. Als einige Mieter die Zahlung verweigerten, „drohte der Vermieter ihnen mit Kündigung“. Viele zahlten aus Angst. Einige aber wollten sich gerade zur Wehr setzen, „da verschwand die Firma plötzlich spurlos von der Bildfläche, ein neuer Inhaber tauchte auf“. Und damit Probleme wie dieses: „Etliche Mieter hatten noch Guthaben aus der Nebenkostenabrechnung zurückzubekommen, an wen sollten die sich jetzt wenden?“
Die Mieter erkundigten sich bei dem neuen Eigentümer. „Aber bevor irgendetwas geregelt werden konnte, war die neue Firma ebenfalls schon wieder verschwunden.“ Letztlich gingen die meisten Mieter leer aus. Merkwürdig nur: „Die Unterverwaltung blieb immer dieselbe“, sagt Bartnik. Und auch der Hausmeisterposten tauchte immer wieder in den Abrechnungen auf.
„Deshalb zogen wir beispielhaft für eine Mietpartei vor Gericht.“ Der Verein hatte Glück, ein Richter lud den Hausmeister vor. „Er wollte wissen, was der Mann für das alljährlich vom Vermieter abgerechnete Gehalt in Höhe von 77.000 Euro denn überhaupt so macht.“
„Jetzt kann der Anwalt sein Geld in Ruhe einklagen“
Der Vorgeladene erschien denn auch und so erfuhr Bartnik: „Tatsächlich erhielt er nur ein monatliches Gehalt von 450 Euro.“ Seine einzige Tätigkeit: „Er sollte in einem Schaukasten in der Nähe der Häuser eine Liste mit angeblich erledigten Aufgaben abhaken, alles Arbeiten, die er nach eigenen Angaben aber nie gemacht hatte.“
Das Urteil fiel eindeutig aus: Der Mieterschutzbund gewann den Prozess. Der betroffene Mieter musste die 1500 Euro nicht bezahlen und bekam auch seine Kaution zurück, die vom Vermieter bis dahin einbehalten worden war.
Ende gut, alles gut? Weit gefehlt: Das Gericht hatte entschieden, dass der Vermieter auch die Anwaltskosten des Mieters zu übernehmen hat. „Nur leider erhielt der Anwalt bis heute kein Geld.“ Harald Bartnik: „Wer übernimmt denn noch solche Fälle, wenn er umsonst arbeiten soll?“ Also streckte der Mieterschutzbund das Geld vor: „Jetzt kann der Anwalt sein Geld in aller Ruhe einklagen.“
Schnelle Hilfe für Herzkranken nach Wasserschaden
Es geht auch anders: Detlef Lengfeld etwa hatte einen großen Wasserschaden in seiner Mietwohnung in Schmachtendorf. Er bat seinen Vermieter Dairos darum, dass der Schaden behoben wird. Zwar habe es auch in seinem Fall eine Weile gedauert, bis der Vermieter tätig wurde. Doch letztlich sei das Entgegenkommen erfreulich gewesen, meint der Oberhausener.
Der 57-Jährige hat eine Herztransplantation hinter sich, befand sich bis zum 26. Januar dieses Jahres in einer Rehaklinik in Bad Driburg. Sein geschwächtes Immunsystem ließ wegen des Wasserschadens eine Rückkehr in die alte Wohnung nicht zu. Seit seiner Rückkehr bewohnt Lengfeld deshalb vorübergehend mit seiner Lebensgefährtin eine Ferienwohnung in Dinslaken. In der Zwischenzeit, erzählt Lengfeld, lässt sein Vermieter den Schaden beseitigen, das Wohnzimmer werde renoviert, das Bad ebenso. „Und da wir noch einfach verglaste Holzfenster hatten, sollen wir jetzt sogar neue Fenster erhalten“, freut sich der Mieter.
>>>>>>> Hier gibt es Hilfe für Betroffene
Kontakt zum Mieterschutzbund Oberhausen/Mülheim, Marktstraße 45, 0208 - 802051 oder per Mail an: info@mieterschutzbund.net. Hilfe gibt es auch hier: Deutscher Mieterbund Rhein-Ruhr, Willy-Brandt-Platz 4, 0208 - 98 99 27 63 oder per Mail an: oberhausen@mieterbund-rhein-ruhr.de.